Rezension von Ingrid Eßer
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Titel: Die Melodie der Bienen
Autorin: Eileen Garvin
Übersetzerin: Anja Mehrmann
Erscheinungsdatum: 26.05.2022
Verlag: Piper (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag
ISBN: 9783492070751
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Der Roman „Die Melodie der Bienen“ von Eileen Garvin ist
eine ans Herz gehende Geschichte über drei ganz unterschiedliche Personen, die
sich mit ihren je eigenen Charaktereigenschaften beim Bienenzüchten optimal
ergänzen. Die Bienenwesen eines Bienenvolks summen in verschiedenen Tonarten
und verleihen damit dem Buch den harmonischen Titel. Den Umschlag, in hellen
Farben gestaltet und mit partieller Lackierung, die auch haptisch spürbar ist,
finde ich nicht nur passend, sondern er spricht mich auch als Leserin in
besonderem Maße an.
Alice Holtzman ist 44 Jahre alt, in der Planungsabteilung
der Bezirksverwaltung der Stadt Hood River in Oregon angestellt und seit etwa
einem Jahr verwitwet. Sie betreibt hobbymäßige eine Bienenzucht. Inzwischen ist
ihre Bienenfarm auf 24 Völker angewachsen, die Hälfte davon hat sie gerade erst
gekauft. Auf der Rückfahrt vom Händler musste sie einem Jungen im Rollstuhl
ausweichen. Auf diese Weise hat sie den 18-jährigen Jake kennengelernt, der
sich vor einigen Monaten durch einen Unfall eine Rückenmarksverletzung
zugezogen hat und seither seine Beine nicht mehr bewegen kann. Alice sucht für
Arbeiten rund um ihre Bienenfarm Verstärkung und nicht nur Jake hat Interesse
daran, ihr zu helfen. Auf eine Anzeige hin meldet sich Harry, 24 Jahre alt, und
aus New York zugezogen. Er hat Schwierigkeiten, passende Worte zu finden. Es
gibt etwas in seiner Vergangenheit, das er verheimlichen möchte.
Das Buch ist ein Debütroman. Die Autorin schreibt über ein
Thema, mit dem sie sich sehr gut auskennt, denn sie selbst züchtet wie ihre
Protagonistin Alice ebenfalls Bienen. Den Schilderungen merkt man ihre
Leidenschaft für diese Insekten an. Als Leserin erfuhr ich einige Details zur
Aufzucht der Bienenvölker durch entsprechende Handlungen der Hauptfiguren. Außerdem
beginnt jedes Kapitel mit einer kurzen Information zum Bienenvolk, die einem
Buch von L.L. Langstroth entnommen sind, der im 19. Jahrhundert die Imkerei
erforscht hat. Die Handlung der Geschichte ist in der Heimatstadt von Eileen
Garvin angesiedelt, was zu weiterer Authentizität beiträgt.
Die Autorin schreibt als allwissende Erzählerin und stellt kapitelweise
im Wechsel ein oder mehrere ihrer Protagonisten in den Fokus. Auf diese Weise
erhielt ich als Lesende gegenüber Alice, die Jake und Harry bei der gemeinsamen
Arbeit an den Bienen vertrauen muss, den Vorteil, auch mehr über den familiären
Hintergrund der beiden jungen Männer zu erfahren.
Jede der drei Hauptfiguren hatte eine berührende
Vergangenheit und schicksalbehaftet finden sie miteinander heraus, was ihnen im
Leben wichtig ist und welche Ziele sie erreichen möchten. Dabei ist neben der
Bienenzucht auch der gewaltlose Protest gegen das Spritzen von chemischen
Schutzmitteln der Kitt, der sie zusammenhält. Gemeinsames Lachen, Verständnis
füreinander und gegenseitiger Respekt prägen ihr Beisammensein. Der Roman
entwickelte für mich einen ganz eigenen Lesesog dadurch, dass ich wissen
wollte, ob die Drei es schaffen, alle Widrigkeiten zu meistern und ihre Träume
zu leben.
In ihrem Roman „Die Melodie der Bienen“ zeigt Eileen Garvin wie wichtig es ist, im Leben Hilfe zuzulassen und anzunehmen. Es ist möglich, dass dadurch ungeahnte Verbindungen zu sehr verschiedenen Personen entstehen. Die gemeinsamen Bemühungen um das Leben einiger Bienenvölker bringt auf diese Weise die drei Protagonisten Alice, Jake und Harry zusammen und führt sie auf einen bewegenden Pfad der Selbstfindung, um Trauer, Verzweiflung und Niedergeschlagenheit zu überwinden und wieder Hoffnung und Lebensmut zu finden. Von mir gibt es dafür eine große Leseempfehlung.