Dienstag, 10. Mai 2022

Rezension: Ein französischer Sommer von Francesca Reece

 


Rezension von Ingrid Eßer

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Titel: Ein französischer Sommer
Autorin: Francesca Reece
Übersetzerin/Übersetzer: Juliane Gräbener-Müller und Tobias Schnettler
Erscheinungsdatum: 27.04.2022
Verlag: S. Fischer (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag
ISBN: 9783103970685
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In ihrem Roman „Ein französischer Sommer“ beschreibt die gebürtige Waliserin Francesca Reece einen schwülen Sommer im Jahr 2016 an der südfranzösischen Küste, den ihre beiden Protagonisten dort verbringen. Leah und Michael sind zwei sehr unterschiedliche Figuren, die aus beruflichen Gründen zusammenfinden und jeweils aus der Ich-Perspektive erzählen.

Leah ist in der englischen Provinz aufgewachsen und hat später in London studiert. Drei Jahre nach ihrem Abschluss war sie immer noch orientierungslos in Bezug auf ihre Zukunft im Beruf. Um preiswerter leben zu können und sich selbst zu finden ist sie nach Paris gezogen und schlägt sich mit mehreren kleinen Jobs durchs Leben. Aufgrund einer Annonce des Autors Michael Young bewirbt sie sich als dessen Assistentin, erhält aber von seiner Frau eine Absage.

Wenig später begegnen sich Leah und Michael auf einer Ausstellung. Der fast 70-jährige Michael ist sofort von ihr angetan, weil sie ihn an jemanden erinnert. Er stellt sie ein und wenig später erhält sie seine Einladung, den Sommer mit ihm, seiner Familie und Freunden an der französischen Küste zu verbringen.

Leah nimmt das Angebot an und trifft vor Ort auf mehrere jungen Leute mit denen sie in den Tag hineinlebt und sich neben ihrer Arbeit vergnügt. Von anderen erfährt sie, dass Michael ihnen und anderen gegenüber oft griesgrämig ist, sich ihr gegenüber aber vergleichsweise freundlich verhält. Für Leah wirft sein Benehmen Fragen auf, das sich ihr mehr und mehr durch das Lesen seiner Tagebücher aus den Jahren 1968 bis 1970, deren Inhalt sie digital erfassen soll, erschließt.

Für Michael wird Leah zur Muse. Er selbst behauptet, dass er wieder schreibt seit er sie gesehen hat. Vorher hat er fast zwanzig Jahre nichts mehr in Romanform zu Papier gebracht, dennoch hat er sein selbstbewusstes Auftreten behalten. Von hübschen Frauen fühlt er sich nach wie vor angezogen. Die Ehe mit seiner Frau ist offen für außereheliche Beziehungen. Schon bald nach Beginn des Erfassens vom Inhalt der Tagebücher stellt Leah fest, dass Michael ein Geheimnis hat. Ende der 1960er Jahren hat es eine Frau gegeben über die er nicht spricht und auch nicht seine ältesten Freunde. Die Vergangenheit Michaels führt Leah und die Lesenden bis nach Griechenland zu einer Zeit in der die Militärdiktatur den Staat beherrschte und in Michaels Geheimnis hineinspielt.

Der Schreibstil von Francesca Reece ist bildungssprachlich durchzogen mit französischen Sätzen, die von denjenigen, die die Sprache nicht sprechen, nur aus der Situation heraus gedeutet werden können. Kursiv gedruckte Sätze beeinflussen den Lesefluss und drücken Gedanken aus oder einfach Betonungen. Aufgrund des Geheimnisses versucht die Autorin Spannung zu erzeugen, die sich aber nur behäbig aufbaut, weil die Rahmenhandlung sich stellenweise in die Länge zieht. Französisches Flair ist deutlich zu spüren, aber die Figuren kamen wir nicht wirklich nach.

Es liegt nicht nur Hitze in der Luft, sondern auch Liebe, die die Protagonisten Leah und Michael im Roman „Ein französischer Sommer“ nicht nur in Paris, sondern auch an der Küste im Süden Frankreichs finden. Die Geschichte ist ein sinnliches Vergnügen, konnte mich aber vor allem aufgrund der Figurengestaltung und -zusammenstellung nicht vollständig überzeugen. Wer aber beispielsweise gerne Sally Rooney liest, dem könnte dieses Buch aber gefallen.

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