Mittwoch, 29. Juni 2022

Rezension: Tief in den Wäldern von Chevy Stevens

 

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Tief in den Wäldern
Autorin: Chevy Stevens
Übersetzerin: Maria Poets
Broschiert: 464 Seiten
Erschienen am 29. Juni 2022
Verlag: FISCHER Scherz

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Die siebzehnjährige Hailey lebt in Cold Creek bei ihrer Tante Lana, seit ihr Vater vor kurzem bei einem Autounfall verstorben ist. Während Lana ihr verständnisvoll begegnet, ist das Zusammenleben mit ihrem Mann für Hailey der pure Horror: Erik Vaughn ist Polizist und bei den Jugendlichen unter dem Spitznamen Iceman bekannt. Unter dem Vorwand, das Beste für sie zu wollen, schränkt er Haileys bisherige Freiheiten immer stärker ein, sodass sie keine Zeit mehr mit ihrem besten Freund Jonny und Amber, der sympathsichen Kellnerin aus dem Diner, verbringen kann. Als Hailey ein schreckliches Geheimnis entdeckt, trifft sie eine radikale Entscheidung. Ein Jahr später kommt die junge Frau Beth aus Vancouver nach Cold Creek. Sie braucht eine Auszeit von ihrem bisherigen Leben und hat Fragen, die ihr keine Ruhe lassen.

Zu Beginn des Buches lernte ich die toughe Hailey kennen, die durch den Tod ihres Vaters aus der Bahn geworfen wurde. Die beiden waren jahrelang ein eingespieltes Team und viel in den Wäldern unterwegs. Während sie nun noch mitten im Trauerprozess steckt ist das größte Ärgernis für sie Vaughn, der ihren Bewegungsradius extrem einschränkt. Seit Jahren verschwinden immer wieder Frauen vom Cold Creek Highway. Er verbietet ihr deshalb Fahrten zum Zeltplatz, einem beliebten Treffpunkt der Teenager, und auch ein Job im Diner ist für sie Tabu. Für Hailey klingt seine Sorge nur vorgeschoben. Sie vermutet, dass es nur ein Vorwand ist, um sie zu kontrollieren, und überlegt verzweifelt, wie sie sich aus dieser Situation befreien kann.

Die Geschichte schlug mich schnell in ihrem Bann. Ich konnte Haileys Freiheitsdrang nachvollziehen und war gespannt, ob sie herausfinden kann, was hinter Vaughns Verhalten steckt. Schließlich wird ein Geheimnis aufgedeckt, das vieles in neuem Licht erscheinen lässt und gleichzeitig zu Spekulationen einlädt. Haileys Reaktion darauf fand ich unüberlegt und eher unwahrscheinlich. Ich versuchte, mich dennoch darauf einzulassen und abzuwarten, wohin das alles führen wird.

Nach 180 Seiten gibt es einen großen Cliffhanger und die Perspektive wechselt von Hailey zu Beth, die in Vancouver lebt und deren Leben gerade aus den Fugen geraten ist. Nach einem Kapitel springt das Buch ein Jahr in die Zukunft und ich begleitete Beth nach Cold Creek. Auf die neue Erzählerin konnte ich mich schnell einlassen, denn ich fand sie ebenso wie Hailey sympathisch, auch wenn sie aufgrund ihres bisherigen Lebens in der Großstadt ganz anders ist als die naturverbundene Hailey. Mir hat gefallen, dass beide Frauen ihr Schicksal in die eigene Hand nehmen wollen.

Der Fokus bleibt insgesamt auf relativ wenigen Charakteren, wodurch ich einige Dinge richtig erahnte. Dennoch wurde ich immer wieder von Entwicklungen überrascht, die mich neugierig weiterlesen ließen. Es gab einige Momente, in denen ich mich fragte, ob die Charaktere nicht naheliegende Handlungsoptionen übersehen haben. Während der ganzen Geschichte liegt psychologische Spannung in der Luft. Zum Ende hin wird es noch mal besonders dramatisch und mir wurde ein mehrstufiges, actionreiches Finale geboten. Gerne empfehle ich das Buch an Thrillerfans weiter!

Rezension: Hoffnung im Herzen - Die Senfblütensaga (Band 3) von Clara Langenbach

 


Titel: Hoffnung im Herzen (Die Senfblütensaga Band 3)
Autorin: Clara Langenbach
Erscheinungsdatum: 29.06.2022
Verlag: Fischer Taschenbuch
rezensierte Buchausgabe: Taschenbuch mit gestalteten Klappen
ISBN: 9783596700851
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Mit dem Roman „Hoffnung im Herzen“ schließt Olga A. Krouk, die hier unter dem Pseudonym Clara Langenbach schreibt, ihre Senfblütensaga ab. Das Wissen um das Geschehen, das in den ersten beiden Bänden geschildert wurde, halte ich beim Lesen für hilfreich, jedoch fügt die Autorin an entsprechenden Stellen Erklärungen zum Verständnis ein für diejenigen, die den vorliegenden dritten Teil ohne Vorkenntnisse lesen möchten. 

Emma Seidel und ihre Schwiegerfamilie sind im Jahr 1918 aus ihrer Heimat Metz geflohen, nachdem die Stadt von französischen Truppen eingenommen wurde. Ihr erster Weg führt sie nach Speyer. Doch es ist nicht ihr Onkel, der Emma wunschgemäß aufnimmt. Stattdessen kommt ihr keine andere Idee, als bei ihren Eltern vorzusprechen, die sie und ihre Schwiegermutter Wilhelmine bei sich aufnehmen. Die beiden haben dort einen schweren Stand. Emmas wertvollster Besitz sind Carls Skizzen für die Herstellung von Senfmaschinen. Doch Emma fragt sich, wie sie eine Senffabrikation ganz alleine aus dem Nichts aufbauen soll. Die Hoffnung, Carl je wiederzusehen, hat sie aufgegeben. Aber ihre Trauer hat sie in sich eingeschlossen, weil es doch weitergehen muss. 

Als Leserin hatte ich gegenüber den Romanfiguren den Vorteil, dass die Autorin den Handlungsort wechselt. Auf diese Weise erfuhr ich von dem Aufenthalt Carls in einem Kriegsgefangenenlager in Frankreich. Von Beginn an hoffte ich daher, dass Carl einen Weg nicht nur nach Hause, sondern auch zu seiner Emma findet und gemeinsam mit ihr eine Zukunft aufbauen kann.  

Auch im abschließenden dritten Band vermittelt Clara Langenbach wieder ein Stück Zeitgeschichte. Beispielhaft zeigt sie auf, wie sich ein Leben unter der französischen Besetzung der Pfalz abgespielt haben könnte. Als schließlich der weitere Weg die Familie Seidel nach Düsseldorf in die entmilitarisierte Zone führt, erleben sie 1921 die Besetzung der Stadt ebenfalls durch die Franzosen. Bis dahin erlebte ich eine für Emma und Carl sehr wechselhafte Geschichte. Es war bei allem eine Gradwanderung, inwieweit man sich mit den Besatzern solidarisch zeigen sollte.

Die Stärke der Autorin liegt in der Gestaltung der Gefühlswelt ihrer Figuren, die sich ständig weiterentwickeln. Emma versucht das angespannte Verhältnis zu ihren Eltern, zu ihrer Schwiegermutter, zu ihrer Schwägerin, aber auch zu anderen bereits bekannten Personen zu lockern, indem sie sich ein Herz nimmt und die Probleme offen anspricht. Es gelingt Emma sich entgegen den Konventionen der Zeit geschäftlich zu behaupten und ihr Wissen geschickt gegen die Konkurrenz einzusetzen. Misstrauisch nimmt sie das veränderte Verhalten von Antoine wahr, räumt aber auch ihm die Chance auf einen Neubeginn in ihrer Beziehung ein. In ihrer Ehe erlebt sie ein wahres Wechselbad der Gefühle, nicht nur in der Zeit als sie Carl für tot hält. Beide müssen das in der Vergangenheit erlebte zunächst für sich verarbeiten. Einfühlsam beschreibt Clara Langenbach die erneute emotionale Annäherung der Ehepartner.

Auch der abschließende dritte Band der Senfblütensaga von Clara Langenbach ist eine Geschichte voller Gefühle der Protagonisten, die in ihrem Leben manchen Schicksalsschlag zu verarbeiten haben und dennoch ihre Hoffnung auf eine glückliche Zukunft nicht aufgeben. Wieder zeigt sich wie wichtig der Zusammenhalt zwischen Familienmitgliedern und das Vertrauen von Freunden ist. Für die Lesenden der ersten beiden Teile ist das Buch ein „Muss“.

Mittwoch, 22. Juni 2022

Rezension: Der Mann, der vom Himmel fiel - Walter Tevis

 

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Der Mann, der vom Himmel fiel
Autor: Walter Tevis
Übersetzer: pociao und Roberto de Hollanda
Hardcover: 272 Seiten
Erschienen am 22. Juni 2022
Verlag: Diogenes

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Im Jahr 1985 landet ein Außerirdischer, der sich Thomas Jerome Newton nennt, in Kentucky. Während seiner jahrelangen Ausbildung hat er durch Fernsehen Englisch gelernt und sich mit der Lebensweise der Menschen vertraut gemacht. Mit einer Tasche voller Goldringe und einem Kopf voller Wissen von seinem Heimatplaneten, das er mithilfe des Patentanwalts Oliver Farnsworth verwerten kann, möchte er in kürzester Zeit zu Geld kommen. Genauer gesagt zu sehr viel Geld. Die verdienten Millionen investiert er in ein persönliches Projekt. Doch was genau hat er vor? Diese Frage stellt sich auch der Chemiker Professor Nathan Bryce, der in Newtons Dienste tritt, um das Geheimnis um dessen Person zu lüften.

Nachdem mich Walter Tevis mit „Das Damengambit“ sehr begeistern konnte, war ich neugierig darauf, ein weiteres Werk aus seiner Feder zu lesen. „Der Mann, der vom Himmel fiel“ wurde erstmals 1963 veröffentlicht und damals 22 Jahre in der Zukunft angesiedelt, was aus heutiger Perspektive 37 Jahre zurückliegt. Dennoch sind viele der angesprochenen Themen heute nach wie vor immer noch oder inzwischen wieder aktuell.

Auch wenn der Protagonist ein Außerirdischer ist liest sich das Buch weniger als Fantasy- und mehr als Gesellschaftsroman. Das Tempo ist eher ruhig und ich erfuhr, wie Newton mithilfe des Anwalts Farnsworth beginnt, seine Pläne in die Tat umzusetzen. Mit welcher Mission er aus seiner Heimatwelt Anthea aufgebrochen ist, bleibt lange im Dunkeln. War der Anfang noch interessant, verlor ich im Mittelteil etwas das Interesse, da ich das Gefühl hatte, dass die Geschichte auf der Stelle tritt.

Interessant war das Auftreten des Chemikers Bryce, der sich als einziger über den hohen Innovationsgrad von Newtons zahlreichen Patenten zu wundern scheint. Bryce will Newton unbedingt kennenlernen und erlebt dabei eine Mischung aus Enttäuschung und anhaltender Faszination. Ich hoffte darauf, dass Bryce neue Dinge ans Licht bringen wird.

Newton hat nur zu wenigen Menschen Kontakt und lebt zurückgezogen, damit seine Tarnung nicht auffällt. Da alle in seinem Umfeld Alkohol trinken, beginnt auch er damit und steigt von Wein bald auf Hochprozentiges um. Seine wichtige Mission gerät allmählich in den Hintergrund, während Sucht und Selbstzweifel nach vorn drängen.

Das letzte Drittel hat mir aufgrund der Dialoge und der zahlreichen Enthüllungen am Besten gefallen. Die Dialoge haben philosophische Züge und stimmen nachdenklich. Es geht nicht nur um Angst vor dem Fremden und die Frage, ob die Menschheit sich durch einen Atomkrieg irgendwann selbst vernichten wird, sondern auch um Umweltthemen und den oftmals schmalen Grat zwischen Erschaffung und Zerstörung. „Der Mann, der von Himmel fiel“ ist eine tragische Geschichte, die nachdenklich stimmt und dennoch einen Funken Hoffnung mit auf den Weg gibt.

Montag, 20. Juni 2022

Rezension: Wie man sich einen Lord angelt - Der Lady's Guide von Sophie Irwin

 


Rezension von Ingrid Eßer

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Titel: Wie man sich einen Lord angelt - Der Lady's Guide
Autorin: Sophie Irwin
Übersetzerin: Kristina Koblischke und Hannah Brosch
Erscheinungsdatum: 01.06.2022
Verlag: Knaur (Link zur Buchseite des Verlags)
ISBN: 9783426529188
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In ihrem Debütroman „Wie man sich einen Lord angelt“ entführte Sophie Irwin mich beim Lesen in das Zeitalter der Romantik ins Jahr 1818 nach London, wo die Protagonistin Kitty Zutritt zur feinen Gesellschaft erhalten möchte. Im Titel spiegelt sich der Anlass wieder, warum die junge Frau auf eine Einführung drängt. Der dezente Hinweis auf dem Cover, dass die Geschichte ein „Lady’s Guide“ ist sollte augenzwinkernd aufgenommen werden.

Kitty hat vier jüngere Schwestern. Nach dem Tod der Eltern fühlt sie sich nicht nur für ihre Geschwister, sondern auch für den Erhalt des Familienanwesens verantwortlich, der mit Schulden belastet ist. Sie überlegt, dass jeder der Berufe, die sie ergreifen könnte, ihr nicht das benötigte Gehalt einbringen wird, um die Gläubiger zu befriedigen. Ihr bleiben noch vier Monate Zeit, um ihr Vorhaben umzusetzen, in höhere Kreise einzuheiraten. Glücklicherweise steht in London die nächste Ballsaison vor der Tür.

Tante Dorothy, eine alleinstehende Freundin ihrer verstorbenen Mutter, nimmt Kitty und ihre Schwester Cecile bei sich in London auf. Sie weist die Schwestern darauf hin, dass ihnen die feine Gesellschaft offensteht, aber die Welt der Lords und Lady’s mit Vermögen verschlossen bleiben wird, denn dort wird man hineingeboren. Allerdings hat Dorothy nicht mit dem Durchsetzungswillen und der Sturheit gerechnet, mit der Kitty ihr Anliegen umsetzt. Schon bald kann sie das Herz von Archie, einem ansehnlichen Lord, gewinnen. Doch sie hat nicht damit gerechnet, dass Lord Radcliffe, dessen älterer Bruder, ihr Spiel durchschaut.

Kitty ist sich ihres Tuns überaus bewusst. Zielstrebig geht sie ihrem Ziel nach und versucht zu keiner Zeit einen falschen Eindruck zu vermitteln. Durch ihre offene und ehrliche Art fällt sie in der Londoner Gesellschaft auf und wird dafür mit Zuneigung belohnt. Ihr Aussehen und ihr Charme unterstützen ihr Anliegen. Obwohl sie ihr Vorhaben nie aufgibt, gibt es für Kitty Grenzen des guten Geschmacks, was sie noch sympathischer für mich werden ließ. Allein an Wissen und Erfahrung über ein ansprechendes Benehmen in der feinen Gesellschaft fehlt es ihr. Als Leserin durfte ich Kitty dabei begleiten, welche Möglichkeiten sie sich erschließt, um an die benötigten Kenntnisse zu gelangen, dabei kommt es zu kleinen Längen.

Im Roman bedient Sophie Irwin manches Klischee. Die Autorin spielt mit den Eindrücken, die Kitty in London sammelt und gestaltet dadurch manche Szene amüsant aus. Lord Radcliffe gelingt es, Kitty zum Nachdenken zu bringen, durch beiläufige Erwähnungen von Schwächen derjenigen, deren Gunst sie sich sicher glaubt. Plötzlich wird der jungen Frau bewusst, dass Geld allein nicht für ein ehrbares Leben ausreicht, sondern sie auch mit den Marotten eines betuchten Gatten und seinem Ruf in der Gesellschaft zurechtkommen muss. Denn Klatsch und Tratsch blühen auf den Bällen der Saison, jenseits von Respekt und gutem Geschmack.

Sophie Irwin schreibt in ihrem Roman „Wie man sich einen Lord angelt“ über den verzweifelten Versuch der jungen Kitty, die während der glanzvollen Ballsaison 1818 einen reichen Ehemann aus den besten Kreisen Londons sucht. Geht sie zunächst ihr Ziel recht herzlos an, regt sich in ihr schon bald die Liebe, die sie in ein Gefühlschaos stürzt. Gerne empfehle ich das Buch an diejenigen weiter, die Romane mögen, die in der Epoche des britischen Regency spielen. Es wird eine Fortsetzung geben.


Freitag, 17. Juni 2022

Rezension: Morgen werden wir glücklich sein von Lea Korte

 


Rezension von Ingrid Eßer

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Titel: Morgen werden wir glücklich sein
Autorin: Lea Korte
Erscheinungsdatum: 26.05.2022
rezensierte Buchausgabe: Taschenbuch
ISBN: 9783492504553
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„Morgen werden wir glücklich sein“ ist nicht nur der Titel des Romans von Lea Korte, sondern auch die Hoffnung der drei jungen Frauen Marie, Amiel und Geneviève, die 1940 in Paris leben. Die drei sind seit ihrer Schulzeit befreundet und haben im Leben ganz unterschiedliche Wege eingeschlagen. Während Marie als Lehrerin tätig ist, hat Amiel Medizin studiert und Geneviève, auch kurz Gigi gerufen, spielt als Pianistin in einem Varieté.

Eine zweite Zeitebene des Romans spielt in der Gegenwart. Dort sucht Maries Enkelin Malou den Kontakt zu Josephine, einer Enkelin von Geneviève. Mir wurde bald deutlich, dass die Erzählungen ihrer Großmütter über das Geschehen im Zweiten Weltkrieg in Frankreich und ihrer Aktivitäten in dieser Zeit, die beiden geprägt haben. Es entsteht ein Streit, aus dem es aufgrund des Settings kein Entkommen gibt und bei dem jede versucht, ihre Meinung zu verteidigen.

Während die Perspektive immer wieder kurz zu den Enkelinnen wechselt, verweilt sie hauptsächlich auf den schicksalhaften Ereignissen zwischen 1940 und 1944, denn der weitere Lebensweg der jungen Frauen wird maßgeblich von dem Einzug der Deutschen in Paris beeinflusst.

Der Roman basiert auf wahren Begebenheiten. Einerseits verdeutlicht die Autorin, dass der Alltag der Pariser Bevölkerung weitergeht, andererseits wird aber auch veranschaulicht, welche Auswirkungen die Erlasse der Deutschen auf jeden Einzelnen haben. Vor allem Amiel hat als Jüdin täglich mit neuen Beschränkungen zu rechnen. Doch ihr Status Ärztin, aufgrund dessen sie dringend benötigt wird, schützt sie lange Zeit. Marie sieht die Ungerechtigkeit in der Behandlung der Juden und schließt sich dem Widerstand an, um aktiv gegen die Besatzung vorzugehen.

Währenddessen freut Geneviève sich darüber, weiter als Künstlerin arbeiten zu können. Ihr ist es egal, dass dadurch zum größten Teil Deutsche ihr Vergnügen finden, kommt aber aufgrund ihrer Einstellung in Konflikt mit ihren beiden Freundinnen.

Lea Korte beschreibt ihre Protagonistinnen gut vorstellbar. Ihr agieren im Umfeld empfand ich als realistisch. Durch ihren familiären Hintergrund und ihrer Berufswahl sind die Freundinnen so geprägt, dass sie verschiedene Meinungen vertreten. Sie spiegeln den Zeitgeist wieder, der damals unter den Einwohnern von Paris vorherrscht.

Der Weg jeder der drei jungen Frauen ist kein einfacher. Ihre Freundschaft wird immer wieder auf die Probe gestellt und das Vertrauen zueinander schwindet zusehends. Aufgrund der beiden Handlungsperspektiven machte Lea Korte mich von Beginn an darauf neugierig, welches Ereignis so schwerwiegend ist, dass es zu einem Bruch zwischen den Freundinnen kommen konnte.

Vertrauen und Respekt prägt die Freundschaft der drei Protagonistinnen zu Beginn der 1940er Jahre im Roman „Morgen werden wir glücklich sein“ von Lea Korte. Auf einer weiteren Handlungsebene in der Jetztzeit zeigt sich, dass es aufgrund verschiedener Auffassungen der jungen Frauen über Gerechtigkeit, Freiheit und Liebe zu einem Streit gekommen sein muss. Berührend, tragisch und wirklichkeitsnah schildert die Autorin fiktive Lebenswege auf der Basis des wahren gesellschaftspolitischen Geschehens. Gerne empfehle ich das Buch weiter an Lesende historischer Romane.


Dienstag, 14. Juni 2022

Rezension: Das kleine Cottage in Irland von Julie Caplin

 

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Das kleine Cottage in Irland
Autorin: Julie Caplin
Übersetzerin: Christiane Steen
Taschenbuch: 432 Seiten
Erschienen am 14. Juni 2022
Verlag: rororo

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Hannah hat sich sechs Wochen frei genommen, um ihr Leben als Anwältin in Manchester gegen einen Platz in einem Kochkurs im County Kerry zu tauschen. Sie ist es gewohnt, in allem die Beste zu sein, doch Kochen kann sie nicht sehr gut. Das soll sich durch den Kurs bei der renommierten Adrienne Byrne in Killorgally ändern. Bei ihrer Anreise bleibt sie für eine Nacht in Dublin und lernt im Hotel den charmanten Conor kennen. Völlig untypisch für sie lässt sie sich auf das Abenteuer mit ihm ein und die beiden verbringen nicht nur den Abend, sondern auch die Nacht miteinander. Am nächsten Morgen macht sie sich gleich auf den Weg nach Killorgally. Dort muss sie feststellen, dass sie mit ihrer Annahme „Was in Dublin passiert, bleibt in Dublin“ falsch lag...

Ich bin inzwischen ein großer Fan der Romantic Escapes Reihe von Julie Caplin. Dieser Band war ein ganz besonderes Must Read für mich, da ich im Sommer 2019 selbst Urlaub in Dublin und im County Kerry gemacht habe. Das Buch beginnt mit Hannahs Ankunft in Dublin, wo in einer skurrilen Szene in der Hotelbar Conor kennenlernt. Zwischen den beiden knistert es sofort und ich konnte gut nachvollziehen, was Hannah an Conor so faszinierend findet.

Am nächsten Morgen gibt es gleich einen Ortswechsel, denn Hannah fährt mit ihrem Mietwagen ins County Kerry im Südwesten Irlands. Dort erwartet sie eine bunt gemischte Kochtruppe und ein herausfordernder Kurs bei der renommierten Adrienne Byrne. Während sie noch dabei ist, die ganzen neuen Eindrücke und Informationen zu verdauen, kommt es zu einer großen Überraschung, bei der ich mich herrlich amüsiert habe und mit der ein Gefühlschaos vorprogrammiert ist.

Ich konnte mich wunderbar in die Geschichte hineinfallen lassen und habe Hannah sehr gern begleitet. Hannah absolviert den Kochkurs mit fünf weiteren Teilnehmer:innen, die alle höchst verschieden sind. Die Szenen im Kochkurs konnten mich gut unterhalten und machten mir große Lust, mich selbst an anspruchsvolleren Gerichten zu versuchen. Ihre Freizeit verbringt Hannah mit ihren neuen Bekanntschaften nicht nur im Pub, sondern macht auch Ausflüge in die Umgebung, wodurch ich einige meiner damaligen Reiseziele literarisch erneut besuchen konnte.

Die Liebesgeschichte fügt sich gelungen in die Handlung rund um den Kochkurs ein. Nach der ersten großen Überraschung gibt es weitere unerwartete Entwicklungen, sodass ich nicht zu viel verraten möchte. Ich fieberte mit, ob die Charaktere sich ihre Gefühle zueinander eingestehen werden und erlebte viele schöne und romantische Szenen. Natürlich bleiben auch Probleme und Missverständnisse nicht aus, welche es spannend machten, ohne dass es zu dramatisch wurde. Dieser Liebesroman hat mich von der ersten bis zur letzten Seite begeistert, sodass ich ihn allen Leser:innen romantischer Geschichten ans Herz legen möchte!

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