Im Jahr 1985 landet ein Außerirdischer, der sich Thomas Jerome Newton nennt, in Kentucky. Während seiner jahrelangen Ausbildung hat er durch Fernsehen Englisch gelernt und sich mit der Lebensweise der Menschen vertraut gemacht. Mit einer Tasche voller Goldringe und einem Kopf voller Wissen von seinem Heimatplaneten, das er mithilfe des Patentanwalts Oliver Farnsworth verwerten kann, möchte er in kürzester Zeit zu Geld kommen. Genauer gesagt zu sehr viel Geld. Die verdienten Millionen investiert er in ein persönliches Projekt. Doch was genau hat er vor? Diese Frage stellt sich auch der Chemiker Professor Nathan Bryce, der in Newtons Dienste tritt, um das Geheimnis um dessen Person zu lüften.
Nachdem mich Walter Tevis mit „Das Damengambit“ sehr begeistern konnte, war ich neugierig darauf, ein weiteres Werk aus seiner Feder zu lesen. „Der Mann, der vom Himmel fiel“ wurde erstmals 1963 veröffentlicht und damals 22 Jahre in der Zukunft angesiedelt, was aus heutiger Perspektive 37 Jahre zurückliegt. Dennoch sind viele der angesprochenen Themen heute nach wie vor immer noch oder inzwischen wieder aktuell.
Auch wenn der Protagonist ein Außerirdischer ist liest sich das Buch weniger als Fantasy- und mehr als Gesellschaftsroman. Das Tempo ist eher ruhig und ich erfuhr, wie Newton mithilfe des Anwalts Farnsworth beginnt, seine Pläne in die Tat umzusetzen. Mit welcher Mission er aus seiner Heimatwelt Anthea aufgebrochen ist, bleibt lange im Dunkeln. War der Anfang noch interessant, verlor ich im Mittelteil etwas das Interesse, da ich das Gefühl hatte, dass die Geschichte auf der Stelle tritt.
Interessant war das Auftreten des Chemikers Bryce, der sich als einziger über den hohen Innovationsgrad von Newtons zahlreichen Patenten zu wundern scheint. Bryce will Newton unbedingt kennenlernen und erlebt dabei eine Mischung aus Enttäuschung und anhaltender Faszination. Ich hoffte darauf, dass Bryce neue Dinge ans Licht bringen wird.
Newton hat nur zu wenigen Menschen Kontakt und lebt zurückgezogen, damit seine Tarnung nicht auffällt. Da alle in seinem Umfeld Alkohol trinken, beginnt auch er damit und steigt von Wein bald auf Hochprozentiges um. Seine wichtige Mission gerät allmählich in den Hintergrund, während Sucht und Selbstzweifel nach vorn drängen.
Das letzte Drittel hat mir aufgrund der Dialoge und der zahlreichen Enthüllungen am Besten gefallen. Die Dialoge haben philosophische Züge und stimmen nachdenklich. Es geht nicht nur um Angst vor dem Fremden und die Frage, ob die Menschheit sich durch einen Atomkrieg irgendwann selbst vernichten wird, sondern auch um Umweltthemen und den oftmals schmalen Grat zwischen Erschaffung und Zerstörung. „Der Mann, der von Himmel fiel“ ist eine tragische Geschichte, die nachdenklich stimmt und dennoch einen Funken Hoffnung mit auf den Weg gibt.