Die dreißigjährige Cleo hat sich in Berlin einen Namen als Stylistin gemacht. Bei all der harten Arbeit hat sie in der letzten Zeit nicht so viel Zeit für Familie und Freunde gefunden. Nun freut sie sich auf vier Wochen Urlaub, die sie entspannt in südlicheren Gefilden verbringen möchte. Doch dann überrascht ihre beste Freundin Freddie sie mit dem letzten Willen ihrer kürzlich verstorbenen Großmutter Helene, die auch für Cleo wie eine Oma war. Helene vermacht Cleo zwei Kisten mit ihren besten Kleidungsstücken unter der Bedingung, das diese vier Wochen auf einer Biofarm in der Bretagne verbringt. Das wirft Cleos Urlaubspläne über den Haufen, die sich voller Skepsis auf den Weg macht.
Die Protagonistin Cleo lernte ich zu Beginn der Geschichte kennen, während sie sich ganz in ihrem Element befindet. Als Stylistin gibt sie alles, um eine gelungene Fotostrecke zu ermöglichen, während sie in ihrer Freizeit Fallschirmspringen geht und ihre Abende im angesagten Club „Roaring“ verbringt, der nur im Stil der 20er gekleidete Gäste einlässt. Dort sieht sie ihre beste Freundin Freddie zum ersten Mal seit der Beerdigung von deren Oma Helene wieder. Freddie überbringt ihr die Nachricht von ihrem Erbe und der daran geknüpften Bedingung. Warum Helene sie ausgerechnet in die Betragne auf einen Hof schicken will, der vom Sohn eines ihrer Verflossenen geleitet wird, erschließt sich Cleo erst einmal nicht nicht.
Cleos Ankunft in der Bretagne wird von vielen Zweifeln begleitet. Ihre Hippie-Eltern haben mit ihr als Kind immer Urlaub auf dem Bauerhof von Onkel Lutz gemacht, was ihr überhaupt nicht gefallen hat. Kurze Rückblicke geben Einblicke in ihr jüngeres Ich und ließen mich besser verstehen, welche Erlebnisse sie geprägt haben. Auf der Farm begegnen ihr einige Anwesende zunächst mit Distanz, weil sie nicht verstehen, was eine Stylistin aus Berlin bei ihnen will. Die Mehrheit nimmt sie jedoch gleich herzlich auf und unterstützt sie beim Ankommen.
Die Beschreibung von Cleos ersten Tagen auf der Farm nimmt einen großen Teil des Romans ein. Sie kümmert sich um die Hühner, entrostet Zäune und kümmert sich um Tomaten und allerlei anderes Gemüse. Am Markttag begleitet sie den sympathischen Luc und überlegt, wie sie die Präsentation der Waren am Stand aufpeppen kann. Es ist eine schöne Gemeinschaft auf dem Hof mit vielen liebenswürdigen, ganz unterschiedlichen Charakteren. Auch mit Louanne, die auf den Nachbargrundstück wohnt und versorgt das Dorf mit ihrem Käse versorgt, freundet Cleo sich an. Louanne ist eine aufmerksame Beobachterin und bringt Cleo mit ihren Bemerkungen ins Grübeln darüber, was sie wirklich will.
Der Farmbesitzer Finn, auf dessen Farm Helene Cleo gezielt geschickt hat, hat lange Zeit nur kurze Auftritte. Die Liebesgeschichte spielt sich hauptsächlich auf den letzten 100 Seiten ab, wodurch alles sehr schnell geht. Die gemeinsamen Szenen der beiden haben mir sehr gut gefallen und ich hätte mich gefreut, wenn es davon schon zu früheren Zeitpunkten in der Geschichte mehr gegeben hätte. Auch das Ende hat sich für mich sehr abrupt angefühlt. Ich hätte gern noch ein paar weitere Seiten gelesen und die schöne Stimmung der Bretagne sowie das Gefühl der Schmetterlinge im Bauch genossen.
In „Die Liebe fliegt, wohin sie will“ sorgt ein unerwartetes Urlaubsziel bei der Protagonistin für einen Perspektivenwechsel. Ein leichter Roman zum Wegträumen für sommerliche Lesestunden, den ich gerne weiterempfehle.