Franziska Fischer erzählt in ihrem Debüt „In den Wäldern der
Biber“ von einer bewegenden Beziehung zwischen einem Großvater und seiner
Enkelin, die sich nach langen Jahren des Schweigens wieder einander annähern.
Die Geschichte spielt in Spechthausen, einem Ortsteil von Eberswalde in
Brandenburg, der von Wald umgeben ist. Großvater Siegfried, der vor seiner
Pensionierung als Forstbotaniker gearbeitet hat, betätigt sich dort als
ehrenamtlicher Biberberater. Schon als ich das Buch beim ersten Mal zur Hand
nahm, strahlte es durch seine Gestaltung eine gewisse Ruhe auf mich aus.
Alina ist Ende 20, lebt in Frankfurt am Main und arbeitet in
einem Job, der sie nicht erfüllt. Nach der Trennung von ihrem Lebenspartner
fällt ihr als beste Lösung auf der Suche nach Ruhe und Abstand zu ihrem
bisherigen Alltag nur ihr Großvater ein, zu dem sie seit etwa zwanzig Jahren
keinen Kontakt mehr hatte. Damals ist ihr Vater, der Sohn von Siegfried,
gestorben. Ihr Opa nimmt sie wohlwollend in seinem Zuhause auf. Mit einem
Geschwisterpaar, mit dem sie früher öfter in den Ferien gespielt hat und die inzwischen
im Dorf leben, teilt sie einige Erinnerungen, die langsam an die Oberfläche
treiben. Sie genießt es, sich treiben zu lassen, macht sich aber auch gern im
Haushalt ihres Großvaters nützlich. Bald erkennt sie, dass nicht nur die Stille
des Orts ihr wieder Kraft verleiht, sondern sich gleichzeitig aus einer
früheren Kinderfreundschaft mehr Zuneigung entwickelt.
„In den Wäldern der Biber“ ist ein Roman vom Weggehen, vom
Verweilen und Ankommen. Die Berliner Großstadtpflanze Alina hat schon in ihrer Kindheit
durch die Aufenthalte bei den Großeltern die Natur kennengelernt. Doch mit den
Jahren waren die Erinnerungen verschüttet. Als sie sich nach der Trennung auf
den Weg macht, ist sie noch voller Trotz und Wut. Aber sie hegt auch Hoffnung
darauf, dass sie so wie früher eine stützende Hand findet. Ängste drängen sich
an die Oberfläche, denn sie weiß nicht, wie sie nach all den Jahren in Spechthausen
aufgenommen wird. Doch dann ist es wie ein Nachhause kommen. Sie wird mit Wärme
empfangen und Freundschaft umgibt sich. Erst allmählich gelingt es ihr,
verdrängte Gefühle wieder zuzulassen, auch dadurch, dass sie darauf achtet, ihre
Vorstellungen einer gemeinsamen Zukunft einzubringen.
Als studierte Ökologin sieht Alina das Haus ihres Großvaters
sofort als renovierungsbedürftig und für dessen Gesundheit abträglich. Daher
möchte sie direkt die Mängel beheben. Ich hielt ihr Engagement für sinnvoll,
aber die beschriebene Vorgehensweise konnte ich mir so nicht vorstellen. Ansonsten
ist das Verhältnis von Alina zu ihrem Großvater und die behutsame Annäherung
einfühlsam beschrieben und ein Unfall zeigt der Protagonistin, wie schnell sich
Lebensumstände ändern und wie wichtig es ist, gemeinsame Zeit zu verbringen.
Die Autorin verschweigt nicht, dass es in einer dörflichen Umgebung problematisch
sein kann, Beruf, Haushalt und Kinderbetreuung miteinander zu verbinden.
In ihrem Roman „In den Wäldern der Biber“ erzählt Franziska
Fischer auf eine unaufgeregte Art von einer Protagonistin, die aus einer
toxisch gewordenen Beziehung aus der Großstadt zu ihrem weiter weg wohnenden
Großvater aufs Land flieht. Gemeinsam mit ihm und Freunden kommen Erinnerungen
an unbeschwerte Kindheitstage zurück. Das Lesen ist angenehm und gewährt einige
schöne Lesestunden.