„Morgen werden wir glücklich sein“ ist nicht nur der Titel
des Romans von Lea Korte, sondern auch die Hoffnung der drei jungen Frauen
Marie, Amiel und Geneviève, die 1940 in Paris leben. Die drei sind seit ihrer
Schulzeit befreundet und haben im Leben ganz unterschiedliche Wege
eingeschlagen. Während Marie als Lehrerin tätig ist, hat Amiel Medizin studiert
und Geneviève, auch kurz Gigi gerufen, spielt als Pianistin in einem Varieté.
Eine zweite Zeitebene des Romans spielt in der Gegenwart.
Dort sucht Maries Enkelin Malou den Kontakt zu Josephine, einer Enkelin von Geneviève.
Mir wurde bald deutlich, dass die Erzählungen ihrer Großmütter über das
Geschehen im Zweiten Weltkrieg in Frankreich und ihrer Aktivitäten in dieser
Zeit, die beiden geprägt haben. Es entsteht ein Streit, aus dem es aufgrund des
Settings kein Entkommen gibt und bei dem jede versucht, ihre Meinung zu
verteidigen.
Während die Perspektive immer wieder kurz zu den Enkelinnen
wechselt, verweilt sie hauptsächlich auf den schicksalhaften Ereignissen zwischen
1940 und 1944, denn der weitere Lebensweg der jungen Frauen wird maßgeblich von
dem Einzug der Deutschen in Paris beeinflusst.
Der Roman basiert auf wahren Begebenheiten. Einerseits
verdeutlicht die Autorin, dass der Alltag der Pariser Bevölkerung weitergeht,
andererseits wird aber auch veranschaulicht, welche Auswirkungen die Erlasse
der Deutschen auf jeden Einzelnen haben. Vor allem Amiel hat als Jüdin täglich
mit neuen Beschränkungen zu rechnen. Doch ihr Status Ärztin, aufgrund dessen
sie dringend benötigt wird, schützt sie lange Zeit. Marie sieht die
Ungerechtigkeit in der Behandlung der Juden und schließt sich dem Widerstand
an, um aktiv gegen die Besatzung vorzugehen.
Währenddessen freut Geneviève sich darüber, weiter als
Künstlerin arbeiten zu können. Ihr ist es egal, dass dadurch zum größten Teil
Deutsche ihr Vergnügen finden, kommt aber aufgrund ihrer Einstellung in
Konflikt mit ihren beiden Freundinnen.
Lea Korte beschreibt ihre Protagonistinnen gut vorstellbar. Ihr
agieren im Umfeld empfand ich als realistisch. Durch ihren familiären
Hintergrund und ihrer Berufswahl sind die Freundinnen so geprägt, dass sie verschiedene
Meinungen vertreten. Sie spiegeln den Zeitgeist wieder, der damals unter den
Einwohnern von Paris vorherrscht.
Der Weg jeder der drei jungen Frauen ist kein einfacher.
Ihre Freundschaft wird immer wieder auf die Probe gestellt und das Vertrauen
zueinander schwindet zusehends. Aufgrund der beiden Handlungsperspektiven
machte Lea Korte mich von Beginn an darauf neugierig, welches Ereignis so
schwerwiegend ist, dass es zu einem Bruch zwischen den Freundinnen kommen
konnte.
Vertrauen und Respekt prägt die Freundschaft der drei
Protagonistinnen zu Beginn der 1940er Jahre im Roman „Morgen werden wir
glücklich sein“ von Lea Korte. Auf einer weiteren Handlungsebene in der
Jetztzeit zeigt sich, dass es aufgrund verschiedener Auffassungen der jungen
Frauen über Gerechtigkeit, Freiheit und Liebe zu einem Streit gekommen sein
muss. Berührend, tragisch und wirklichkeitsnah schildert die Autorin fiktive
Lebenswege auf der Basis des wahren gesellschaftspolitischen Geschehens. Gerne
empfehle ich das Buch weiter an Lesende historischer Romane.