ISBN: 9783426529188
In ihrem Debütroman „Wie man sich einen Lord angelt“
entführte Sophie Irwin mich beim Lesen in das Zeitalter der Romantik ins Jahr
1818 nach London, wo die Protagonistin Kitty Zutritt zur feinen Gesellschaft erhalten
möchte. Im Titel spiegelt sich der Anlass wieder, warum die junge Frau auf eine
Einführung drängt. Der dezente Hinweis auf dem Cover, dass die Geschichte ein
„Lady’s Guide“ ist sollte augenzwinkernd aufgenommen werden.
Kitty hat vier jüngere Schwestern. Nach dem Tod der Eltern
fühlt sie sich nicht nur für ihre Geschwister, sondern auch für den Erhalt des
Familienanwesens verantwortlich, der mit Schulden belastet ist. Sie überlegt,
dass jeder der Berufe, die sie ergreifen könnte, ihr nicht das benötigte Gehalt
einbringen wird, um die Gläubiger zu befriedigen. Ihr bleiben noch vier Monate
Zeit, um ihr Vorhaben umzusetzen, in höhere Kreise einzuheiraten. Glücklicherweise
steht in London die nächste Ballsaison vor der Tür.
Tante Dorothy, eine alleinstehende Freundin ihrer verstorbenen
Mutter, nimmt Kitty und ihre Schwester Cecile bei sich in London auf. Sie weist
die Schwestern darauf hin, dass ihnen die feine Gesellschaft offensteht, aber die
Welt der Lords und Lady’s mit Vermögen verschlossen bleiben wird, denn dort wird
man hineingeboren. Allerdings hat Dorothy nicht mit dem Durchsetzungswillen und
der Sturheit gerechnet, mit der Kitty ihr Anliegen umsetzt. Schon bald kann sie
das Herz von Archie, einem ansehnlichen Lord, gewinnen. Doch sie hat nicht
damit gerechnet, dass Lord Radcliffe, dessen älterer Bruder, ihr Spiel
durchschaut.
Kitty ist sich ihres Tuns überaus bewusst. Zielstrebig geht
sie ihrem Ziel nach und versucht zu keiner Zeit einen falschen Eindruck zu
vermitteln. Durch ihre offene und ehrliche Art fällt sie in der Londoner
Gesellschaft auf und wird dafür mit Zuneigung belohnt. Ihr Aussehen und ihr
Charme unterstützen ihr Anliegen. Obwohl sie ihr Vorhaben nie aufgibt, gibt es
für Kitty Grenzen des guten Geschmacks, was sie noch sympathischer für mich werden
ließ. Allein an Wissen und Erfahrung über ein ansprechendes Benehmen in der
feinen Gesellschaft fehlt es ihr. Als Leserin durfte ich Kitty dabei begleiten,
welche Möglichkeiten sie sich erschließt, um an die benötigten Kenntnisse zu
gelangen, dabei kommt es zu kleinen Längen.
Im Roman bedient Sophie Irwin manches Klischee. Die Autorin
spielt mit den Eindrücken, die Kitty in London sammelt und gestaltet dadurch manche
Szene amüsant aus. Lord Radcliffe gelingt es, Kitty zum Nachdenken zu bringen, durch
beiläufige Erwähnungen von Schwächen derjenigen, deren Gunst sie sich sicher
glaubt. Plötzlich wird der jungen Frau bewusst, dass Geld allein nicht für ein
ehrbares Leben ausreicht, sondern sie auch mit den Marotten eines betuchten
Gatten und seinem Ruf in der Gesellschaft zurechtkommen muss. Denn Klatsch und
Tratsch blühen auf den Bällen der Saison, jenseits von Respekt und gutem
Geschmack.
Sophie Irwin schreibt in ihrem Roman „Wie man sich einen
Lord angelt“ über den verzweifelten Versuch der jungen Kitty, die während der glanzvollen Ballsaison 1818 einen reichen Ehemann aus den besten Kreisen Londons sucht. Geht
sie zunächst ihr Ziel recht herzlos an, regt sich
in ihr schon bald die Liebe, die sie in ein Gefühlschaos stürzt. Gerne empfehle
ich das Buch an diejenigen weiter, die Romane mögen, die in der Epoche des britischen Regency spielen. Es wird eine Fortsetzung geben.