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Sonntag, 21. August 2022

Rezension: Das neunte Gemälde von Andreas Storm


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Das neunte Gemälde
Autor: Andreas Storm
Broschiert: 416 Seiten
Erschienen am 18. August 2022
Verlag: Kiepenheuer & Witsch

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Der Kunstexperte Dr. Lennard Lomberg erhält im April 2016 einen mysteriösen Anruf: Ein Monsieur Dupret kontaktiert ihn im Auftrag einer Stiftung, die nicht genannt werden will. Sie befindet sich im Besitz eines Gemäldes, das NS-Beutekunst ist und das zurückgegeben werden soll. Der Anrufer macht außerdem Andeutungen, dass Lomberg an diesem Fall ein persönliches Interesse haben sollte. Weitere Informationen sollen bei einem Treffen gegeben werden. Doch dazu kommt es nicht, denn einige Tage später wird Dupret tot augefunden. Das BKA vermutet einen Mord und möchte die Verbindung Lombergs zum Fall genau untersuchen. 

Rückblicke führen den Leser zum einen ins Jahr 1943 nach Paris, wo Juden enteignet und ihre Kunstsammlungen von den Nazis beschlagnahmt werden. Auch Verbrennungen der angeblich "entarteten Kunst" werden geplant. Das ehrgeizige SS-Mitglied Franz Eylmann möchte sich auf eigene Faus bereichern undeine strahlende Zukunft verschaffen. Opfer dieses Komplotts ist unter anderem Ernst Lomberg, Lennard Lomberts Vater. Dieser arbeitet 23 Jahre später im Ministerium des Inneren, wo er überraschend einen Termin im Kanzleramt wahrnehmen soll. Sein enger Freund Max Rischer-Wasserberg macht bei einem Termin mti BKA-Chef Paul Bärlach unterdessen eine erstaunliche Endeckung.

Die Geschichte beginnt mit einem kurzen Prolog im Jahr 1914, der davon berichtet, dass die Künstler Georges Braque und André Derain nach einer gemeinsamen Schaffensphase in den Krieg aufberechen, während Pablo Picasso zurückbleibt. Danach springt die Handlung ins Jahr 2016, wo der rätselhafte Anruf von Monsieur Dupret bei Lennard Lomberg den Stein ins Rollen bringt. Ich war neugierig, mehr über das erwähnte Gemälde zu erfahren und den Hinweisen zur Entschlüsselung des Mordfalls zu folgen.

Der Mord rückt nach dem ersten Kapitel zunächst in den Hintergrund, denn die Geschichte springt in der Zeit zurück und berichtet von Ereignissen aus den Jahren 1943 und 1966. Ich erhielt Einblicke in das skrupellose Vorgehen der Deutschen während des Krieges in Paris und das heikle Thema der NS-Raubkunst, die sich heute noch heimlich in Privatbesitz befindet. Auch der internationale Kunstmarkt wird intensiv beleuchtet, ebenso das politische Parkett der Nachkriegszeit, wo sich ehemalige NS-Mitglieder in politisch einflussreiche Positonen bringen konnten.

Die Geschichte ist sehr komplex aufgrund der Vielzahl an Charakteren, die zum Teil auch noch mehrere Identitäten haben, und der zahlreichen Handlungsstränge. Die Sprache ist anspruchsvoll und dialoglastig. Man merkt dem Roman die intensive Recherche an, die hineingeflossen ist, um dieses fiktive Werk möglichst authentisch zu machen. Für meinen Geschmack hätten es weniger Nebenhandlungen sein dürfen, um weniger Längen und mehr Spannung zu erzielen. Aufgrund der hohen Informationsfülle ist es keim Krimi für Zwischendurch, sondern ein sehr konzentriertes Lesen ist nötig, um nichts zu verpassen. Ein Roman für alle Leser:innen, die Lust auf einen intellektuell fordernden Kriminalroman in der Kunstszene haben.