Mittwoch, 10. August 2022

Rezension: Triskele von Miku Sophie Kühmel

 


Rezension von Ingrid Eßer

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Titel: Triskele
Autorin: Miku Sophie Kühmel
Erscheinungsdatum: 10.08.2022
Verlag: S. Fischer (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag
ISBN: 9783103971118
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In ihrem Roman „Triskele“ stellt Miku Sophie Kühmel die familiäre Beziehung dreier Schwestern vor dem Hintergrund von fünf Jahrzehnten deutscher Geschichte in den Fokus. Die Geschwister haben dieselbe Mutter, die aber Ende Februar 2020 freiwillig aus dem Leben geschieden ist. Ihre verschiedenen Väter sind ihnen unbekannt. Blickt man auf die verschiedenen Lebenswege der drei Schwestern Mercedes, Mira und Matea kann man diese in Bezug auf die Form einer Triskele sehen. Denn auch sie bewegen sich vom gemeinsamen Mittelpunkt in unterschiedliche Richtungen weg. Die Geschichte erzählt von ihren Gemeinsamkeiten, betrachtet aber auch ihre Unterschiede.

Die Geburtstage der Geschwister liegen jeweils etwa 16 Jahre auseinander. Dadurch erlebten die beiden ältesten die Geburt der nächstjüngeren Schwester in ihrer Teenagerzeit. Während sie auf der Suche nach Identität waren, kam ihr eingenommener Platz in der Familie ins Wanken.

Mercedes als ältestes Kind wurde 1972 in der Altmark geboren. Jetzt wohnt sie genauso wie die 32-jährige Mira in Berlin. Kurze Zeit nach Miras Geburt wurde Deutschland wiedervereinigt und der Zeitgeist änderte sich. Zielstrebig hatte Mercedes einen aus vernunftgründen gewählten Beruf im Blick. Mira probierte als junge Frau beruflich einiges aus. Beide mögen den Kontakt zu Menschen, aber Matea flüchtet sich mit ihren jetzt 15 Jahren in eine Online-Fantasywelt. Als sie mit Mercedes kurz nach dem Tod der Mutter zusammenzieht bleibt sie ihr gefühlsmäßig fern und verschlossen.

Miku Sophie Kühmel schaut nicht nur auf die Empfindungen der drei Geschwister füreinander, sondern zeigt ebenfalls den Einfluss des Wandels der gesellschaftspolitischen Situation auf den Lebensweg der Schwestern. Der Tod der Mutter fordert von den Geschwistern eine Verarbeitung des Geschehens. Kurze Zeit nach dem Begräbnis schränkt das Coronavirus die Handlungsmöglichkeiten der Protagonistinnen im Alltag und beruflich ein, so dass sie sich nochmals auf neue Gegebenheiten einstellen müssen. Die Schwestern passen sich den jeweiligen Umständen an. Auch in der Sprache weiß die Autorin auf einem bildungssprachlichen Niveau die Veränderungen über die Jahrzehnte darzustellen.

Untereinander bewundern sich die Geschwister für bestimmte Fähigkeiten und Wissen, die sie selbst nicht besitzen. Sie reflektieren kritisch ihr eigenes Leben und respektieren sich. Und dennoch gibt es immer wieder Situationen, in denen sie im Umgang miteinander an ihre Grenzen stoßen. Jede von ihnen hat sich längst abgeseilt von der Mutter, deren Tod ihre bewusste Entscheidung aufgrund einer Krankheit war. Doch genau durch den verbleibenden Faden, zwar unsichtbar, aber deutlich zu spüren, sind sie immer verbunden. Wie in einer Spirale der Triskele entfernen sie sich voneinander und nähern sich wieder an.

In ihrem Roman „Triskele“ schreibt Miku Sophie Kühmel über das Jahr dreier Schwestern nach dem Tod der Mutter. Im monatlichen Wechsel steht jeweils eine von ihnen als Ich-Erzählerin im Fokus und vergleicht, wägt ab, blickt zurück auf ihr eigenes Leben und das der Geschwister. Dabei werden sehr unterschiedliche Themen angeschnitten, wobei aus den Gedanken und dem Handeln der Drei immer ein Zuneigung füreinander spürbar ist trotz psychologischer Distanz. Gerne empfehle ich den Roman uneingeschränkt weiter.


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