Freitag, 30. September 2022

Rezension: Die Wagemutige von Caroline Bernard


Rezension von Ingrid Eßer

*Werbung*
Titel: Die Wagemutige
Autorin: Caroline Bernard
Erscheinungsdatum: 16.08.2022
Verlag: Rütten & Loening (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Klappenbroschur
ISBN: 9783352009822
-------------------------------------------------------------------------

Caroline Bernard greift in ihrem Roman „Die Wagemutige“ das Leben der Widerstandskämpferin Lisa Fittko in der Zeit zwischen 1940 und 1941 auf und betrachtet es in Hinblick auf deren Gefühle beim täglichen Kampf für die Résistance. Lisa Fittko ist eine historisch verbürgte Person, die selbst zwei autobiographische Bücher geschrieben hat, die der Autorin als Grundlage dienten. Sie war Jüdin und entwickelte schon als Jugendliche eine sozialistische und kommunistische Einstellungen. Später verlor sie ihre Stelle bei einer Bank in Berlin aufgrund ihrer Gesinnung und musste untertauchen. Weiterhin half sie bei der Verbreitung von Flugblättern mit antinazistischem Inhalt. Der Titel des Buchs trifft den Kern ihres Charakters.

Im Jahr 1940 wird Lisa Fittko als feindliche Ausländerin von den Deutschen, die inzwischen Frankreich besetzten, in das Camp de Gurs, einem Internierungslager für Frauen am Rand der französischen Pyrenäen gebracht. Caroline Bernard lässt die schwierigen Bedingungen in den Barackenunterkünften lebendig werden. Ihre Protagonistin entwickelt behutsam einen Plan zur Flucht aus dem Lager. Es wird deutlich, dass sie sich dort Sorgen um ihre Liebsten macht, um ihren festen Freund Hans, ihren Bruder und seine Familie sowie ihre Eltern, fast mehr als um sich selbst.

Sie flieht nach Marseille und versucht dort, Ausreise-Visa für sich und Hans zu erhalten. In dieser Zeit lernt sie einen Mann kennen, von dem sie sich angezogen fühlt. Diese Figur ist fiktiv und steht für den möglichen Wunsch von Lisa nach einem Leben in Frieden und Freiheit. Die Autorin beschreibt ihren inneren Aufruhr darüber, sich zwischen Liebe und Widerstandskampf entscheiden zu müssen. Als Leserin konnte ich nachvollziehen, dass es nicht einfach ist, sich dem Schicksal zu ergeben. Ich fand es bedauerlich, dass Hans zu diesem Zeitpunkt in ihrem Herzen keinen größeren Platz eingenommen hat. Lisas Entscheidung für die Résistance hat später vielen Menschen das Leben gerettet.

Dank der sehr guten Recherche ist Caroline Bernard das Bild einer forschen starken Frau gelungen, die sich nicht blind einer Idee verschreibt, sondern auch Zweifel hat und sich selbst hinterfragt. Die Entschlossenheit von Lisa Fittko machte anderen Mut, obwohl sie in ihrem Leben auch von der ständigen Angst aufzufliegen, begleitet wurde. Sie war eine Meisterin im Organisieren. Viele Male geleitete sie bekannte und unbekannte Persönlichkeiten ihrer Zeit über eine feste Fluchtroute von Frankreich nach Spanien. Dabei stellt sie sich jedes Mal ihren eigenen Ängsten. Die Aktivitäten bleiben nicht unbemerkt und schließlich fliehen Hans und sie selbst.

Caroline Bernard setzt mit ihrem Roman „Die Wagemutige“ allen Frauen, die im Verborgenen im Widerstand gegen die Nationalsozialisten kämpften, ein Denkmal. Einfühlsam gelingt es ihr, eine gefühlvolle Seite der historisch verbürgten Person Lisa Fittko zu zeigen. Gerne empfehle ich das Buch weiter.


 

-->