Der
Untertitel „Winterglitzern“ des Romans „Das kleine Bücherdorf“ von Katharina
Herzog und die verschneite Umschlaggestaltung weisen darauf hin, dass die
Geschichte in der kalten Jahreszeit spielt. Der Haupthandlungsort
Swinton-on-Sea in Schottland ist zwar fiktiv, aber einem real existierenden
Dorf nachempfunden.
Als
Büchermensch fühlte ich mich hier sehr wohl. Mit dazu beigetragen hat, dass es
mehrere Buchhandlungen im Ort gibt, von denen einer von einem der Protagonisten
betrieben wird. Auf der vorderen Innenklappe ist eine wunderschöne Illustration
von Imke Trostbach zu sehen, die die für die Erzählung wichtigsten Häuser in
Swinton in einer schematischen Anordnung zeigt und dadurch eine stimmungsvolle
Atmosphäre erzeugte, wann auch immer ich sie anschaute.
In
der Geschichte spielen nicht nur Personen eine Hauptrolle, sondern auch das
Buch „Alice im Wunderland“. Es erinnert die Protagonistin Vicky an schöne
Stunden in ihrer Kindheit. Sie arbeitet in München im Auktionshaus ihres
Vaters, der sie damit beauftragt, in Swinton eine Erstausgabe des Buchs
anzukaufen, von dessen Existenz sie durch Zufall erfahren haben. Bei Erfolg wird
Vicky eine Beförderung erhalten.
Die
kostbare Ausgabe gehört dem Buchhändler Graham in dem kleinen schottischen Ort.
Es erscheint ihr die beste Lösung zu sein, den ausgeschriebenen Aushilfsjob im Laden
von Graham anzunehmen, denn ihr wird klar, dass es ihr nicht auf direktem Weg
gelingen kann, das Buch anzukaufen. Aber im Zeitablauf wird es immer
schwieriger, ihr berufliches Anliegen zu verschweigen und sich der Sache auf
sensible Weise anzunähern, denn bei ihr erwachen zunehmend Gefühle für Graham
und seinen kleinen Jungen.
Die
Geschichte spielt in der Gegenwart, aber in einigen Szenen erinnerten sich die
Dorfbewohner an zurückliegende Begebenheiten, die ihr Leben prägten oder durch
die sich ihr Leben maßgeblich geändert hat. Sie sind fast alle sympathisch und
bei denjenigen, die weniger liebenswert waren, findet sich für ihr Verhalten
eine Erklärung in der Vergangenheit. Die Figuren sind abwechslungsreich
gestaltet und haben je ihre eigenen Ecken und Kanten. Vicky gelingt es, über
ihren Schatten zu springen und ihr bis dahin im Privatbereich professionelles
Auftreten abzulegen. Dadurch erlangt sie den Respekt der Einwohner von Swinton
und wird von ihnen in ihren Alltag mit einbezogen. Auch in diesem Roman lässt
die Autorin wieder Ereignisse und Erfahrungen aus ihrem eigenen Leben
einfließen, was der Geschichte noch mehr Glaubwürdigkeit verleiht.
Es
sind nicht nur die schönen Beschreibungen der Umgebung, in der Vicky in
Schottland agiert und die eine atmosphärische Stimmung zum Wohlfühlen trotz der
Kälte verursachen. Auch über Aktivitäten im Ort zu lesen, die jedes Jahr in der
Vorweihnachtszeit stattfinden und an dem sich nahezu alle Bewohner beteiligen,
fand ich interessant und ansprechend. Bei mir wurde der Wunsch geweckt, selbst
nach Swinton zu reisen. Vicky nimmt den Zusammenhalt der Bewohner wahr und die
bisherigen Vorstellungen ihres weiteren Lebens geraten ins Wanken. Immer mehr
gerät sie in einen Zwiespalt zwischen beruflicher Pflicht und einem Wunsch nach
Veränderung, wozu Graham erheblich beiträgt.
Neben vielen schönen Momenten, die Katharina Herzog mir in ihrem Roman „Das kleine Bücherdorf – Winterglitzern“ schenkt, erlebt ich auch manch ernste oder traurige Situation, die mich berührte. Aber die Autorin hat ein Händchen dafür, dem Lesenden nach bewegenden Szenen gleich wieder ein paar geschriebene Sonnenstrahlen zu schicken und ihn aufzuheitern. Gerne empfehle ich den unterhaltsamen Roman, der durch manche unvorhersehbare Wendung überrascht, an alle Leser und Leserinnen von Liebesromanen weiter.