Autorin: Gabriela Engelmann
rezensierte Buchausgabe: Taschenbuch mit gestalteten Klappen
Mit der Geschichte des Romans „Das Wunder küsst uns bei
Nacht“ von Gabriella Engelmann reiste ich ein drittes und letztes Mal zum
fiktiven kleinen Küstenort nach Lütteby. Der Titel nimmt Bezug auf die
Situation, in der sich die Protagonistin und Ich-Erzählerin Lina und ihr
aktueller Freund sich nähergekommen sind und an die sie sich gerne erinnert.
Lina hadert damit, dass ihre Mutter Florence plötzlich in
Lütteby erschienen ist. Sie lebt schon seit einer gewissen Zeit in einem Ort,
der nicht weit entfernt ist. Für die beiden beginnt ein schwieriger
Annäherungsprozess, den Gabriella Engelmann sensibel beschrieben hat. Erst als
ihre Mutter ihr von ihrer Jugend und der Zeit danach erzählt, fängt Lina an,
die Gründe zu verstehen, warum Florence sie als Kleinkind zurückgelassen hat.
Aus ihrer jetzigen, neu gewonnenen Sicht ändert sich die Rolle ihrer Großmutter
Henrikje und sie hinterfragt deren Verhalten. Als sie erfährt, dass auch ihre
Oma in Liebesdingen ein Geheimnis hütet, fragt sie sich, ob die Frauen der
Familie Hansen überhaupt die große Liebe erleben können.
Lange musste ich darauf warten, endlich den Namen von Linas
Vater zu erfahren. Die Autorin versteht es geschickt, ihre Figuren vor einer
Klärung immer wieder ausweichen zu lassen, was eine gewisse Hintergrundspannung
erzeugt. Aber Linas Welt ist auch in Sachen Beruf im Umbruch. Liebesleben und
Jobwechsel bringen sie dazu, sich selbst zu hinterfragen. Für sie wird es Zeit
einen Neuanfang zu wagen und ihr Leben auf die Zukunft auszurichten. Bewegend
beschreibt Gabriella Engelmann die widerstreitenden Gefühle ihrer
Protagonistin. Ein Unglück hätte mir als Leserin beinahe das gewünschte Ende
verleidet, aber dann konnte ich doch noch aufatmen.
Natürlich fehlt auch diesmal nicht der Charme von Lütteby im
Roman. Gabriella Engelmann führte mich als Leserin wieder an bezaubernde
Schauplätze. Trotz einiger Ecken und Kanten sind die Bewohner Lüttebys
sympathisch. Für die Verstimmung bestimmter Personen gibt es glaubhafte
Erklärungen. Eine Liebesgeschichte, die vor sechzig Jahren spielt, unterbricht
in kursiver Schrift einige Male die Kapitel und trägt zum tieferen Verständnis der
Vergangenheit einer der Hauptfiguren bei.
Der Roman „Das Wunder küsst uns bei Nacht“ führt die Reihe
„Zauberhaftes Lütteby“ von Gabriella Engelmann zu einem freundlichen Ende. Einfühlsam
beschreibt die Autorin die inneren Konflikte der Protagonistin Lina, die sich
ihrer feinfühligen Mutter behutsam annähert. Mit einem kleinen Aufreger zum
Ende hin überraschte mich die Geschichte, die dann aber zum Wohlfühlen
endete. Sehr gerne empfehle ich das Buch weiter. Für alle Lütteby-Fans ist das
Lesen ein Must-Read.