In seinem Thriller „Der Zirkel“ konfrontierte Leon Sachs
mich als Leserin mit einem Gedankenspiel großen Maßstabs, denn es geht um
nichts Geringeres als die Manipulation der Bundestagswahl in Deutschland. Unser
X wird an der richtigen Stelle der Listung der Kandidaten und Parteien
benötigt. Der Untertitel des Buchs „Sie wollen dich. Sie finden dich“ spiegelt
die Radikalität der Gruppierung wider, die in der Geschichte im Fokus steht.
„Der Zirkel“ ist als Reihe angekündigt, bei der Johanna Böhm
und Rasmus Falk ermitteln. Im ersten Band wird es für die 29-jährige Anfängerin
auf der Polizeiakademie sehr persönlich, denn die Bedrohung führt mitten ins
Herz ihrer Familie. Allerdings hat sie sich bereits vor Jahren von dieser
gelöst. Es geschehen drei Morde in drei verschiedenen Ländern und Johanna
erkennt einen Zusammenhang, der in einem Ereignis in der Vergangenheit liegt.
Auch der frühere Geheimdienstler und IT-Experte Rasmus kennt die Verbindung und
hat ein privates Interesse daran, die Hintergründe aufzuklären. Er übt Druck
auf Johanna aus, die ihre Gefühle in der Regel im Griff hat, um sie zur
Mitarbeit zu motivieren. Dadurch leidet ihr Vertrauensverhältnis, obwohl sie
sich in manchen Situationen aufeinander verlassen müssen.
Leon Sachs baut von Beginn an Spannung auf. Zunächst wird es
ein wenig mystisch und bleibt es auch weiterhin in Bezug auf den Geheimbund.
Gleichzeitig ist es beängstigend darüber zu lesen, welche Möglichkeiten es gibt,
manipulativ tätig zu werden. Verschleierungstaktiken sind an der Tagesordnung.
Um seinen Willen durchzusetzen, finden sich Hintermänner, die vor Gewalt nicht
zurückschrecken. Es gibt Personen, die sich mit Technik und Software auskennen,
und die die meisten Barrieren online und offline überwinden können. Der Autor beschreibt ein komplexes Gefüge. Im Mittelteil gönnt er dem Lesenden eine kurze
Pause, um danach die Spannung wieder anzuziehen und in mehreren, für die
Protagonisten gefährlichen Szenen, zur überraschenden Aufdeckung der
Verschwörung zu führen.
Die Figuren sind vorstellbar gestaltet und vor allem Johanna
wirbt um Sympathie. Es ist jedoch erschreckend, vermutlich aber durchaus
realistisch, wie schnell Gewalt zur Durchsetzung gewisser Interessen angewendet
wird. Mehr als einmal nimmt die Erzählung eine unerwartete Wendung.
Zeitungsberichte aus aller Welt unterstützen die Glaubwürdigkeit der
dargestellten Ereignisse, die dadurch umso beunruhigender wirken.
Das Buch „Der Zirkel“ von Leon Sachs ist ein Thriller,
dessen Szenario auf beeindruckende Weise darstellt, wie es möglich wäre, die
Grundfeste der Demokratie zu unterwandern. Er zeigt die Schwierigkeiten auf, die
Drahtzieher eines Komplotts zu finden. Gerne empfehle ich ihn weiter, vor allem
an Krimilesende mit Interesse an Politik.