Autorin: Christina Rey
In ihrem Roman „Ein kleines Stück von Afrika“ nahm Christina
Rey mich im ersten Band der Dilogie mit dem Untertitel „Aufbau“ mit nach Kenia
ins Jahr 1910. Das Cover gibt bereits einen Einblick auf die Vielfalt der Tiere,
die dort in freier Wildbahn zu sehen sind, was auch in der Geschichte ein
großes Thema ist. Umspielt wird die bewegende fiktive Liebesgeschichte zwischen
der jungen Britin Ivory und dem Großwildjäger Adrian von realen historischen
Begebenheiten.
Die 17-jährige Ivory Parkland Rowe ist in betuchten
Verhältnissen einer Londoner Unternehmerfamilie aufgewachsen und steht kurz
davor in der Gesellschaft zu debütieren. Doch ihr Vater hat sie dazu auserkoren,
ihn auf eine Safari nach Afrika zu begleiten. Ivory weigert sich jedoch
standhaft, Jagd auf wilde Tiere zu machen. Stattdessen bewundert sie die
Schönheit der Natur und das Zusammenspiel der Tiere. Sie weckt die
Aufmerksamkeit des Jagdführers Adrian, dem sie aber seinen Job übelnimmt. Adrian
gelingt es, sich ihr anzunähern. Ivory folgt ihm auf seine Farm, auf der er
organisierte Safaris anbietet. Bald merkt sie, dass ihr Mann sie vor der
Hochzeit bewusst über bestimmt Dinge im Unklaren gelassen hat. Eine Kluft zwischen
ihnen tut sich auf. Als Adrian zum Kriegsdienst eingezogen wird, übernimmt sie
die Leitung auf dem Anwesen und setzt eine neue Akzente.
Christina Rey baut in der Erzählung ein realistisch
erscheinendes Bild der damaligen Verhältnisse in Kenia auf. Die eigenen
Erfahrungen der Autorin und ihre sehr gute Recherche spürt man in der
Geschichte, weil sie ihre Begeisterung für das Land einfließen lässt. Zunächst
konnte ich eine Jagdgesellschaft begleiten und die Flora und Fauna des Landes
kennenlernen. Ich teilte Ivorys Ansichten, was mir die junge Frau zunehmend sympathisch
machte. Adrian erschien mir von Beginn an zwielichtig.
Bedauert habe ich den Umgang der Briten mit der schwarzen
Bevölkerung, den ich als wirklichkeitsnah und nachvollziehbar empfunden habe. Ivory
hat bereits als Kind in London eine Begegnung mit einem schwarzen Jungen gehabt
und dabei Ungerechtigkeit in dessen Behandlung kennengelernt. Aber auch für sie
als britische Frau, die nach einem selbstbestimmten Leben sucht, ist es schwierig,
ihre offene Haltung zu Angehörigen eines anderen Kulturkreises in der
öffentlichen Gesellschaft zu zeigen.
Neben dem faszinierenden Setting baut die Autorin solche
wichtigen Themen in die Geschichte ein wie Gleichberechtigung der Frauen,
Unterdrückung der schwarzen Bevölkerung und bezahlter Abschuss heute
geschützter Tiere aus Freude an der Jagd. Daneben konnte ich noch einiges über die
Riten der Einheimischen erfahren und deren Missionierung, die Christine Rey kritisch
sieht. Interessiert konnte ich auch die Entwicklungen in Kenia in technischer
Hinsicht verfolgen, die das Land für Ausländer besser erschlossen.
Gerne habe mich mit dem Roman „Ein kleines Stück von Afrika –
Aufbruch“ von Christina Rey mit nach Kenia nehmen lassen. Eine wunderbare
Landschaft, der Reichtum der Tierwelt sowie eine junge Frau mit festen Ansichten, von
denen sie sich nicht abbringen lässt, machten die Erzählung für mich zu einem
reinen Vergnügen. Mit viel Freude auf die Fortsetzung vergebe ich eine klare
Leseempfehlung.