Rezension von Ingrid Eßer
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In der Dark-Academia-Trilogie „The Atlas Six – Wissen ist
tödlich“ der US-Amerikanerin Olivie Blake, einem Pseudonym der Autorin Alexene
Farol Follmuth kämpfen sechs besonders fähige junge MagierInnen darum, in einen
Geheimbund aufgenommen zu werden, der ihnen weiterhin das Studium des Archivs
der Alexandrinischen Bibliothek erlaubt. Ein Jahr lang erhalten sie die
Möglichkeit, ihre Fähigkeiten an einem verborgenen Ort in der Gemeinschaft zu
verbessern. Nur fünf von ihnen werden zu den Medäern, der Bildungelite der
magischen Bevölkerung, die Zugang zum Archiv hat, initiiert werden. Ausgesucht
wurden sie von Atlas Blakely, dem Kurator der Bücherei und titelgebenden Figur.
Als Leserin fand ich die Vielfalt der Fähigkeiten, die die
Medäer besitzen können, interessant. Zu den sechs Hauptfiguren gehören zwei
Physiomagier, eine Telepathin, ein Empath, ein Illusionist und eine
Naturmagierin. Sie kommen aus unterschiedlichen Ländern der Welt und mehr oder
weniger spielt ihr familiärer Hintergrund mit in die Geschichte ein. Die
Künstlerin Little Chmura hat den Figuren eine Gestalt gegeben. Ihre Zeichnungen
finden sich zwischen den Kapiteln.
Ein Teil der Erzählung besteht aus der Beschreibung der wissenschaftlichen
Studien, die die Auserwählten betreiben. Man sollte sie nicht hinterfragen,
aber ein gewisses Interesse dafür ist nützlich. Wichtig für die angehenden
Medäer ist es nicht nur, dass sie ihre je eigenen Kenntnisse weiterentwickeln,
sondern dass sie lernen, sich gegenseitig zu ergänzen und zu unterstützen. Sie
verfügen weniger über physische Waffen. Die Mittel zur Abwehr und zum Angriff,
die sie anwenden, entstehen durch ihre psychischen Begabungen. Weil sie
Konkurrenten um die Studienplätze des zweiten Jahres sind, fällt ihnen die
Zusammenarbeit nicht leicht. Daher beobachten sie sich argwöhnig und verbünden
sich in unterschiedlichen Konstellationen.
Immer weiter lüftet Olivie Blake den Schleier, der über
manchem Geheimnis liegt, dass die Kandidaten mit sich führen. Sie verbergen
beispielsweise ihren wahren Charakter oder ihre Fürsorge für Freunde. Die
Geschichte konzentriert sich stark auf die Figuren und deren Wandlungsfähigkeit.
Niemand von ihnen wurde mir sympathisch, denn alle scheinen letztlich nur auf
ihren Vorteil bedacht zu sein. Das Tempo der Handlung ist gemächlich, die
Spannung basiert hauptsächlich auf der Frage, wer von den Sechsen nicht
initiiert werden wird.
„The Atlas Six – Wissen ist tödlich“ ist der erste Band
einer Dark Fantasy Trilogie von Olivie Blake. Es macht ihn besonders, weil er
den Fokus auf die Beschreibung der Interaktionen der sechs Auserwählten legt,
die sich eine große Karriere in der führenden Gesellschaftsschicht der
magischen Bevölkerung erhoffen. Doch nur fünf von ihnen werden in die
Gemeinschaft aufgenommen. Bis kurz vor dem Ende bleibt offen, wer die Gruppe
verlassen muss und vor allem, auf welche Weise. Gerne empfehle ich das Buch an
Fantasyleser weiter.