Rezension von Ingrid Eßer
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Im zweiten Band der Dilogie „Das Tor zur Welt“ von Miriam
Georg kehrt Claire, die bei ihrer Flucht nach Amerika erkrankt ist, wieder nach
Hamburg zurück. Sie ist eine der beiden Protagonistinnen des Romans. Im ersten
Teil der Serie hat sie ihrer besten Freundin Ava die Chance auf ein besseres
Leben in der Neuen Welt genommen. Mit ihrer Rückkehr und besten Vorsätzen für
die Zukunft will sie ihr die Hoffnung zurückgeben, kämpft gleichzeitig mit ihrer
Schuld und wünscht sich, dass auch sie selbst einen geeigneten Platz im Leben
finden wird.
Ava, die zweite Protagonistin der Geschichte, hat während
der abenteuerlichen Reise von Claire, eine neue Bleibe in der Nähe ihres Arbeitsplatzes
in den Auswanderungshallen, der sogenannten BallinStadt, gefunden. Sie hat sich
inzwischen Claires Mutter angenähert, die sich verzweifelt wünscht, ihre
Tochter wiederzufinden. Für Ava geht der Alltag weiter. Obwohl ihr Traum in
weite Ferne gerückt ist, gibt sie nicht auf. Sie ist freundlich und hilfsbereit
und in ihrer Liebe zu einem verheirateten Mann gefangen.
Für den weiteren Verlauf der Erzählung ist die Kenntnis des
ersten Bands sinnvoll. Die offengebliebenen Hintergründe zu mehreren Figuren
aus dem ersten Teil deckt die Autorin im vorliegenden Roman schrittweise auf. Immer
wieder ist ein Kapitel eingeschoben, dass mehrere Jahre vorher spielt. Darin
sind die Figuren nicht immer benannt. Zum Ende hin lassen sich die Einzelschicksale
jedoch in den Kontext einfügen.
Das große Können von Miriam Georg liegt in ihrem
mitreißenden Schreibstil. Sie schreibt auch diesmal wieder vorstellbar und mit
Liebe zum Detail. Einfühlsam stellt sie das harte kärgliche Dasein in einigen
Gegenden Europas dar ebenso wie den Kampf der Frauen um mehr Rechte. Dadurch,
dass Claire ihre gehobene Stellung als Tochter betuchter Eltern verloren hat, hebt
die Autorin diesen Aspekt der Geschichte besonders hervor. Für einen raschen
Lesefluss sorgt nicht nur die Frage, ob Claire Einfluss auf die Beziehung ihrer
Mutter zu deren Arzt nehmen kann, sondern auch die spannende Schilderung von
Möglichkeiten die Auswanderungswilligen zu betrügen. Außerdem lernt Claire, dass
es verschiedene Auffassungen zum Thema Liebe gibt.
Die Ereignisse aus dem Jahr 1912 werden umrahmt von Begebenheiten
aus dem Jahr 1963, bei denen ich von einer der Protagonistinnen lesen konnte, die
das Alte Land aufsucht. Insgesamt hat mir der erste Teil noch etwas besser
gefallen, weil ich die Handlung etwas agiler fand.
Mit „Das Tor zur Welt – Hoffnung“ findet die Dilogie von Miriam Georg eine lesenswerte Fortsetzung, die dem ersten Band kaum nachsteht. Wieder kommt es zu überraschenden Wendungen bis zu einem unerwarteten Ende. Der Freundschaft der beiden Protagonistinnen kann der Weg über viele Höhen und Tiefen nichts anhaben, auch wenn sie einige Strecken davon allein gehen müssen. Das Buch empfehle ich gerne weiter, für die Lesenden des ersten Teils ist es ein Muss.