Zwischen November 1946 und März 1947 erlebte Deutschland einen
der kältesten Winter des letzten Jahrhunderts. Mitten in dieser Zeit spielt die
Handlung des Romans „Totenwinter“ von Sabine Hofmann. Wie im ersten Band der
Reihe „Edith – Eine Frau geht ihren Weg“ ist die aus Ostpreussen stammende,
jetzt in Bochum lebende Edith Marheinecke die Protagonistin der Geschichte. Das
Buch kann jedoch ohne Vorkenntnisse des Vorgängers gelesen werden.
Nach einem trockenen Sommer sind die Ernteerträge gering und
die früh beginnende Kälte, scheint nicht mehr aufzuhören. Ein wirtschaftlicher
Aufschwung ist kaum zu bemerken. Edith ist beim Tausch auf dem Schwarzmarkt von
Rechtsanwalt Pollmann angesprochen worden, dem ihre Englischkenntnisse
aufgefallen sind. Er hat ihr ein Arbeitsangebot gemacht, das sie angenommen
hat. Als die Leiche eines Arbeitsführers der Stahlwerke in Bochum in einem
Eisenbahnwaggon erschossen aufgefunden wird, sieht Edith einen Zusammenhang mit
den Aktivitäten des Chauffeurs von Pollmann. Doch die Kripo hat ganz andere
Verdächtige für den Mord. Sie vermuten Missgunst unter den Kollegen und prüfen,
ob die Vorgesetzten des Ermordeten die Tat veranlasst haben. Außerdem bekommen
sie einen Tipp, dass das Opfer in Schwarzmarktgeschäfte verwickelt war.
Die Kriminalpolizei kämpft auch eineinhalb Jahre nach dem
Zweiten Weltkrieg in der Britischen Zone immer noch mit der politischen
Gesinnung und der Loyalität einiger Mitarbeiter. Hunger und Kälte lassen
manchen von ihnen danach streben, sich Vorteile zu verschaffen. Hella, die
Tochter von Ediths Quartiergeberin, begibt sich erneut in Gefahr, um
Heizmaterial zu stehlen, sehr zum Missmut ihrer Mutter. Zu Recht macht sie sich
große Sorgen. Obwohl die Entlohnung auf ihrer neuen Stelle gut ist, missfällt Edith
manches Mal das Vorgehen ihres Chefs, um neue Mandate zu erhalten. In der
Kanzlei lernt sie jemanden kennen, dem sie sich bald zugeneigt fühlt. Für sie
wird die Frage immer wichtiger, wem sie überhaupt noch Vertrauen schenken kann.
Sabine Hofmann beschreibt verständlich die politischen
Zusammenhänge zwischen der Befehlsgewalt der britischen Besatzung, den
Fabrikherren und den Arbeitern der damaligen Zeit. Sie stellt die Kälte, den
Hunger und die Ängste der Bochumer einfühlsam dar. Die Spannung stieg mit der
steigenden Anzahl der Verdächtigten allmählich an. Die Autorin begründet die
Handlungen ihrer Figuren vorstellbar und lässt sie in einem wirklichkeitsnahen
Umfeld agieren. Zum Schluss hin zieht sie das Tempo nochmals an und bringt
Edith in eine schwierige Situation.
Im zweiten Band der Reihe „Edith – Eine Frau geht ihren Weg“
mit dem Titel „Totenwinter“ von Sabine Hofmann, der in Bochum des bitterkalten
Jahres 1946/47 spielt, führt ein Mord mit einer zunehmenden Zahl
Tatverdächtiger, eine Protagonistin, die an der Integrität ihres Chefs zweifelt
sowie dem lebensnah geschilderten täglichen Kampf um Lebensmittel und
Brennstoff zu einer lesenswerten Geschichte, die nicht nur bewegend sondern
auch spannungsvoll ist. Gerne empfehle ich das Buch an Lesende von historischen
Romanen weiter.