Übersetzerin: Ute Brammertz und Carola Fischer
Im Roman „Alle Farben meines Lebens“ von Cecelia Ahern
entdeckt die achtjährige Alice, dass sie die besondere Eigenschaft besitzt, die
eine Person umgebende Aura wahrzunehmen. Die Auren haben unterschiedliche
Farben, an denen sie erkennt, in welcher Stimmung der entsprechende Mensch, ob er
ehrlich ist, beziehungsweise in welchem gesundheitlichen Zustand er sich
befindet. Die besondere Fähigkeit ihrer Protagonistin wird von der Autorin
nicht genau bezeichnet, aber im Bereich der Synästhesie angesiedelt. Insoweit
verbleibt ein mystisches Element, welches sich durch die Geschichte bis zum
Ende zieht.
Die Mutter von Alice ist alleinerziehend und hat noch zwei Söhne.
Weil ihre eigenwillige Begabung als Kind nicht richtig aufgefasst wird, stellt
man bei Alice Förderbedarf fest und schickt sie in ein Internat für
verhaltensauffällige Schüler und Schülerinnen. Cecelia Ahern begleitet ihre
Protagonistin bis zum Ende ihres Lebens. Eine zeitliche Einordnung unterbleibt,
so dass ich vermute, dass der Beginn der Geschichte etwa in den 1980er liegt,
der Schluss also in der Zukunft spielt. Für den Roman spielen aktuelle
Entwicklungen in der Politik oder den Medien keine Rolle.
Immer wieder blickt die Autorin zurück auf die prägenden
Jahre von Alice im Internat. Nach ihrer Schulzeit ist Alice Mutter
pflegebedürftig und Alices Alltag besteht in deren Pflege und Versorgung. Es
kommt immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen den beiden. Erst mit und
mit findet Alice heraus, was ihr guttut, was sie sich selbst für ihr weiteres
Leben wünscht und in welchem Rahmen sie es verbringen kann und möchte. Einen
entscheidenden Aspekt bilden dabei die Farben der sie umgebenden Menschen. Sie
können auch auf andere abfärben und darum versucht sie ihnen ständig
auszuweichen versucht, denn sie hat Angst, dass negative Gefühle sich ihrer
bemächtigen könnten.
Die Autorin beschreibt die Wahrnehmung von Alice meist sehr
detailliert. So konnte ich mir gut die beschriebenen Probleme vorstellen, die
dabei für sie entstehen. Oft fühlt Alice sich unverstanden, manchmal möchte sie
die Öffentlichkeit meiden, später will sie ihr Leben unter Leuten genießen. Für
sie ist es zuweilen eine Gratwanderung zwischen Erschöpfung und
Tatendrang. Doch eines Tages begegnet
sie einem Mann, dessen Aura sie nicht sehen kann, und von dem sie sich magisch
angezogen fühlt. Die Beziehung entwickelt sich für die beiden zu einer
bezaubernden Liebesgeschichte.
Von der Idee her ist der Roman „Alle Farben meines Lebens“
einzigartig. Cecelia Ahern beschreibt einfühlsam und ausführlich die Gefühle
ihrer Protagonistin Alice beim Betrachten der Auren anderer Menschen, was
schonmal zu kleinen Längen führen kann. Ihrem bisherigen Schreibstil
entsprechend, der in der Regel Höhen und Tiefen des Lebens verdeutlicht, lässt
sie die Hauptfigur in einem Umfeld agieren, das einige Schicksale bietet, aber
auch schöne Seiten zeigt. Gerne empfehle ich das Buch weiter.