Rezension von Ingrid Eßer
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Im dritten Band der Thrillerserie „Mörderfinder“ von Arno
Strobel mit dem Untertitel „Mit den Augen des Opfers“ reist der Protagonist Max
Bischoff zu Fallermittlungen an die Mosel. Der Dozent und Fallanalytiker der
Polizeihochschule Köln wird von der Polizeirätin Eslem Keskin, die die
Dienststelle des Kriminalkommissariats in Düsseldorf leitet bei Bischoff früher
gearbeitet hat, kontaktiert. Die beiden sind nie zu Freunden geworden und darum
wundert Bischoff sich über ihr Anliegen.
Eine Freundin von Eslem Keskin, die in einem kleinen Ort an
der Mosel lebte, ist an einer schweren Krankheit gestorben. Sie hat ein
Tagebuch hinterlassen, dass Bezug auf ein Geschehen nimmt, das mehr als zwanzig
Jahren zurück liegt. Die Einträge sind verwirrend, denn sie bezichtigt sich
selbst einer unbestimmten Mitschuld. Keskin vermutet, dass es Zusammenhänge mit
einem anderen damaligen Ereignis gibt, denn vor langer Zeit ist dort ein junger
Winzer verschwunden. Trotz der wenigen Informationen verspricht Bischoff seiner
früheren Vorgesetzten seine Hilfe. Kurz nachdem er an der Mosel eingetroffen
ist, wird dort eine junge Frau ermordet. Es gibt kaum Zweifel, dass ein
Zusammenhang zu den früheren Vorkommnissen besteht.
Bischoff hat kaum Zeit dazu, sich wie gewohnt in die
Denkweise des Täters einzufinden, denn viel zu sehr nehmen ihn die
zwischenmenschlichen Scharmützel mit den Tatverdächtigen, Eslem Keskin und dem
offiziellen Ermittler aus Koblenz in Anspruch. Für ihn ist es schwierig, dass
jahrelange Schweigen der Dorfbewohner aufzubrechen. Dementsprechend treten auch
seine Ermittlungen auf der Stelle, was zu kleinen Längen führt.
Der Autor versteht es auch diesmal wieder die Spannung durch
Einschübe in kursiver Schrift anzukurbeln, indem er schrittweise das Motiv und
die abgründige Psyche des Täters oder der Täterin dem Lesenden eröffnet, ohne
die Identität von ihm oder ihr zu offenbaren. Es gelingt ihm, den Charakter
verschiedener Personen so zu gestalten, dass sie als Tatbegehende in Frage
kommen.
Zwischenzeitlich benötigt Bischoff die Hilfe seines ehemaligen
Partners bei der Kriminalpolizei. Sie kennen voneinander die jeweiligen
Marotten und verzeihen es dem anderen, wenn sie sich gegenseitig damit
aufziehen. Die Dialoge der beiden bieten daher meist ein amüsantes
Zwischenspiel. Der Psychologe Marvin Wagner, dessen Hilfe Bischoff nicht zum
ersten Mal benötigt, nimmt im vorliegenden Fall eine größere Rolle ein. Sein
Aussehen spielt sich meiner Meinung nach dabei zu häufig in den Vordergrund.
Obwohl man im Buch auf einige Wegbegleiter von Bischoff trifft, ist das Lesen
ohne die Kenntnisse voriger Bände problemlos möglich.
Insgesamt ist Band 3 „Mit den Augen des Opfers“ aus der Mörderfinder-Serie von Arno Strobel ein solide gearbeiteter Thriller mit einigen unerwarteten Wendungen und einem rasanten Finale. Zwar haben mir die ersten beiden Bände der Reihe noch besser gefallen, aber das ist ein Vergleich auf hohem Niveau. Gerne empfehle ich das Buch an Thrillerfans weiter.