Es ist Frühling geworden in Swinton-on-Sea, einem Dorf mit
vielen Buchhandlungen in Schottland, das Katharina Herzog in ihrer Fantasie hat
entstehen lassen. Aber wie im echten Wigtown, das ihr als Vorlage diente und
das sich selbst als „Scotland’s National Book Town“ bezeichnet, gibt es in
Swinton nicht nur Bücher, sondern Menschen mit Geschichten, wie das Leben sie
schreibt. Im zweiten Teil „Frühlingsfunkeln“ der Quadrologie „Das kleine
Bücherdorf“ begegnete ich vielen der wunderbaren Figuren aus dem ersten Band
erneut. Im Mittelpunkt steht diesmal Shona, die in Swinton ein Café betreibt.
Shona bietet leckeres Kleingebäck an, das sie selbst
herstellt. Niemand weiß, dass sie einen Blog betreibt und darauf Briefe
veröffentlicht, die Fremde ihr zusenden und in denen diese ein von ihnen nie genanntes
Geheimnis offenbaren. Sie selbst hat dabei den Anfang gemacht mit einem
Schreiben an Alfie, einen ihrer beiden besten Freunde aus Kindertagen. Sie
waren später liiert. Seinen Unfalltod hat sie nie begreifen können. Nach einer
langen Zeit erhält sie eine Antwort auf ihren Brief, die darauf schließen
lässt, dass der Verfasser sie kennt. Währenddessen hält sich Nate, auch einer
von Shonas früheren besten Freunden, im Ort auf. Er wurde damit betraut das
Haus der Großmutter von Alfie zu verkaufen. Shona liebäugelt damit, das Gebäude
zu erwerben, weil sie damit viele schöne Erinnerungen verknüpft, aber die
Finanzierung macht ihr Sorgen. Eine Lösung scheint in weiter Ferne zu liegen.
Katharina Herzog gelingt wieder, die Gefühle ihrer Figuren
dem Lesenden zu vermitteln. Shona ist eine leidenschaftliche Bäckerin. In ihrer
Küche verbringt sie die meiste Zeit des Tages. Als Cafébesitzerin muss sie
freundlich zu ihren Kunden sein, aber im Privaten ist sie abweisend. Bereits im
ersten Band der Serie merkt man, dass sie etwas zu verbergen scheint. Ihr Brief
auf ihrem Blog, den sie unter Pseudonym betreibt, zeigt ihre verletzliche Seite
und deckt auf, wie bewegt sie bis heute vom Tod ihres Freunds ist.
Nate gilt nach einer Buchveröffentlichung als
Bestsellerautor. Bisher ist ihm kein weiterer Erfolg vergönnt. Aber er weiß,
voran das liegt und ist seit zehn Jahren darum bemüht, den Grund zu verbergen.
Stattdessen versucht er sein Image als berühmter Schriftsteller aufrecht zu
erhalten, was ihn eine Menge Geld kostet. Das Vertrauen in seine Person von
Freunden und vom Verlag schwindet zusehends.
Die Autorin weist auf die Folgen hin, wenn es bei der
Kommunikation zwischen FreundInnen zu Heimlichkeiten kommt und das Unausgesprochene
bei jedem Zusammentreffen im Raum steht. Für Außenstehende wird ein
Spannungsfeld spürbar, für die Betroffenen entsteht ein unüberbrückbarer
Graben. Aber dem bekannten Schreibstil von Katharina Herzog entsprechend bleibt
es nicht bei berührenden dramatischen Ereignissen in Swinton, sondern sie
schreibt auch über viele erfreuliche Begebenheiten, die die Bewohner des Dorfes
erleben.
Der vorliegende zweite Band der Reihe hat mir noch besser
gefallen als der erste. Es hat mir gefallen, beim Lesen wieder nach Swinton
zurückzukehren und ich habe mir anhand der Beschreibungen die Gegend gut
vorstellen können. Außerdem konnte ich an der Seite der Charaktere weitere interessante
Sehenswürdigkeiten in der Umgebung entdecken.
In ihrem Roman „Frühlingsfunkeln“ macht Katharina Herzog Mut, seinen Bezugspersonen zu vertrauen und eine Aussprache zu suchen, denn manche Themen können erst gemeinsam geklärt werden. Die Autorin schaffte es erneut, mich durch erfreuliche und bekümmernde Ereignisse zu berühren. Das Ende schenkte mir wieder Wohlbehagen, so dass ich mich darauf freue, bald wieder im dritten Band der Reihe nach Swinton reisen zu dürfen. Sehr gerne vergebe ich eine Leseempfehlung an Lesende von Liebesromanen.