Übersetzerin: Andrea O'Brien
Leonard und Paul beide sind in ihren Dreißigern, Single und nie zu Hause ausgezogen. Die beiden sind beste Freunde und führen ein ruhiges Leben: Während Leonard als Ghostwriter für Kinder-Sachbücher arbeitet, trägt Paul montags als Aushilfe die Post aus. Mehrmals in der Woche treffen sie sich zum Spieleabend. Doch dann stirbt Leonards Mutter und er lebt plötzlich allein. Bei Paul hat der Entschluss, an einem Wettbewerb teilzunehmen, überraschende Konsequenzen. Beide müssen sich mit der Frage auseinandersetzen, wie viel Veränderung sie in ihr Leben lassen möchten.
Das Buch beginnt an dem Tag der Beerdigung von Leonards Mutter, nach welcher dieser abends beschließt, wie so oft seinen besten und einzigen Freund Paul zu besuchen. Die beiden sind stille und zurückhaltende Menschen, welche gern Spieleabende miteinander verbringen und sich von ihrem Alltag erzählen. Leonard hat als Ghostwriter kein Problem damit, dass die Ehre für seine Texte den studierten Herausgebern zukommt, deren Name auf dem Buchumschlag steht. Er freut sich, wenn er mit seiner Arbeit Kinder begeistern kann und die Texte ein wenig aufregender sind als von seinen Auftraggebern beabsichtigt. Paul trägt montags die Post aus, wenn ein Briefträger krank ist, und begleitet seine Mutter bei ehrenamtlichen Besuchen im Krankenhaus. In den Augen seiner Schwester Grace, die gerade ihre Hochzeit plant, fehlt ihm der Antrieb, um endlich etwas aus sich zu machen. Sie findet, dass sein Leben im Elternhaus ihre Eltern davon abhält, endlich ihren Ruhestand zu genießen und eine große Reise anzutreten.
Die Charaktere von Leonard und Paul sind fein ausgearbeitet und die Geschichte zog mich mit ihren ruhigen Tönen und dem Blick für die Schönheit der kleinen Dinge schnell in den Bann. Ich erhielt Einblicke in den Alltag der beiden Protagonisten und lernte ihre Persönlichkeiten kennen, die wie im Klappentext angekündigt von Freundlichkeit, Bescheidenheit und Sanftmut gekennzeichnet sind. Schließlich erhalten beide Männer neue Impulse von außen, durch welche sich neue Chancen bieten und Veränderungen ausgelöst werden.
Die Geschichte zeigt, wie wichtig, aber gleichzeitig herausfordernd es ist, etwas auszuprobieren und neue Wege zu beschreiten. Gleichzeitig ist es eine Erinnerung daran, dass das Leben nicht immer hektisch und laut sein muss, sondern bewusst und mit Bedacht gelebt werden sollte. Der Autor schafft es, seine Protagonisten auf eine einfühlsame Art und Weise darzustellen und den Leser:innen ihre Welt zu öffnen. "Leonard und Paul" ist ein leiser und gleichzeitig eindrücklicher Roman, eine absolute Feelgood-Lektüre, die ich wirklich gerne gelesen habe und daher klar weiterempfehlen kann.