Rezension von Ingrid Eßer
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Titel: Leonard und Paul
Autor: Rónán Hession
Übersetzerin aus dem irischen Englisch: Andrea O'Brien
Erscheinungsdatum: 20.03.2023
Verlag: Woywod & Meurer (Link zur Webseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Hardcover mit Leseband
ISBN: 9783000737565
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In seinem
Roman „Leonard und Paul“ hat der irische Autor Rónán Hession über mehrere
Monate im fiktiven Leben der titelgebenden jungen Männer geschrieben. Beide
sind knapp über 30 Jahre alt, wohnen in der gleichen Stadt und sind miteinander
befreundet. Sie teilen eine Vorliebe für Brettspiele, doch was sie ebenfalls
verbindet ist ihre Eigenschaft zu respektieren, dass Personen verschiedene
Auffassungen haben. Sie halten sich an das weitverbreitete Sprichwort „Was du
nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem anderen zu“, denn ihren
alltägliche Umgang mit den sie umgebenden Verwandten, Arbeitskollegen,
bekannten und unbekannten Menschen gestalten sie nach eigenem Selbstverständnis
fair und gerecht.
Im Leben der
beiden Freunde treten gerade unerwartete Wendungen ein. Leonard hat bisher
gemeinsam mit seiner verwitweten Mutter im elterlichen Haus gelebt, doch nun
ist sie verstorben. Seine Arbeit bei einem Verlag für Kinderbücher lenkt ihn
nur wenig ab. Er ist sich bewusst, dass der Verlust zu Änderungen in seinem
Leben führt. Bald darauf scheint sich zum ersten Mal eine Frau für ihn
ernsthaft zu interessieren.
Paul lebt
bei seinen Eltern und ist vielfältig interessiert. Bisher hat er sich noch
nicht entschieden, welche Arbeit ihm beruflich so ansprechend erscheinen
könnte, dass er sie zukünftig ausüben möchte. Stattdessen geht er auf
Empfehlung seines Vaters einer Aushilfstätigkeit als Postbote an etwa drei Tagen
im Monat nach. Während die Hochzeit seiner Schwester kurz bevor steht und die
Familienmitglieder in die Vorbereitungen einbezogen werden, nimmt Paul nach
einer plötzlichen Idee an einem Wettbewerb teil.
Ich konnte
mich gut in die Gefühlswelt beiden Protagonisten einfinden. Viel zu oft ist man
im Alltag mit Menschen konfrontiert, die mit harschen Worten um sich werfen
oder sich stets versuchen, einen Vorteil zu verschaffen. Leonard und Paul sind
anders. In ihnen scheint die Ruhe verwurzelt zu sein, sehr schön auch symbolisiert
durch den Fisch auf dem Cover. Hin und wieder geraten sie aber auch selbst in
Bedrängnis. Manchmal reagieren sie so, dass es ihnen leidtut. Das Wichtigste
dabei ist, dass sie selbst erkennen, dass ihre Worte oder Handlungen fehl am
Platz waren. Dadurch wird eine Korrektur möglich, sei es durch eine
Entschuldigung oder der Darstellung der eigenen Sicht, eventuell mit Diskussion
darüber.
Manchmal
stoßen die beiden Freunde aufgrund ihrer Unerfahrenheit im Umgang mit anderen
an ihre Grenzen und fragen sich, wie sie anständig handeln können. Auch ihre
eigene Freundschaft gerät dabei auf den Prüfstand. Es ist schön darüber zu
lesen, wie die sensiblen Hauptfiguren es über einige Klippen hinweg schaffen,
unbeirrt ihren Weg zu gehen. Der Autor stattet seine Figuren nebenbei mit Eigenheiten
aus, die sie zusätzlich liebenswert machen und einige Male musste ich
schmunzeln, wenn ich mich selbst oder andere darin erkannte. Es war sicher
nicht einfach, den Text zu übersetzen und dabei den Sinn zu erhalten. Mein Kompliment
dafür geht an Andrea O`Brien.
Ich würde
mir wünschen, dass noch mehr Menschen so einfühlsam wie Leonard und Paul
agieren würden. Sicher kann der vorliegende Roman von Rónán Hession dazu
beitragen, denn er enthält Situationen, an denen manch ein Rüpel sich ein
Beispiel nehmen könnte. Daher empfehle ich das Buch sehr gerne weiter.