Samstag, 11. März 2023

Rezension: Morgen, morgen und wieder morgen von Gabrielle Zevin


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Morgen, morgen und wieder morgen
Autorin: Gabrielle Zevin
Übersetzerin: Sonia Bonné
Hardcover: 560 Seiten
Erschienen am 24. Februar 2023
Verlag: eichborn

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Die elfjährige Sadie und der zwölfjährige Sam lernen sich Mitte der 90er Jahre in einem Krankenhaus in Kalifornien kennen. Sadies Schwester ist an Krebs erkrankt, während Sams Fuß bei einem Autounfall zertrümmert wurde und er seine Mutter verloren hat. Er hat seit Wochen mit niemandem geredet, doch nun erklärt er Sadie, wie sie mit Super Mario oben auf der Fahnenstange landen kann. Die beiden freunden sich über Monate hinweg an, bis Sam etwas herausfindet, das Sadie ihm verheimlicht hat, und den Kontakt abbricht.

Jahre später studiert Sam in Harvard und Sadie am MIT. Die beiden sehen sich in einer U-Bahn-Station wieder, wo Sadie ihm ein von ihr programmiertes Spiel überreicht. Sam ist begeistert und schlägt ihr vor, gemeinsam ein Computerspiel zu entwickeln. Mit dabei ist auch Sams Mitbewohner Marx, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, sich um Sam zu kümmern. Das Spiel wird ein durchschlagender Erfolg. Doch Meinungsverschiedenheiten und verletzte Gefühle sorgen für Herausforderungen in der Zusammenarbeit. Können sie trotzdem gemeinsam weitermachen?

Ein Roman über Computerspiele! Mit diesem Thema hat die Autorin mein Interesse geweckt und ich war gespannt auf die Umsetzung. Die beiden Protagonisten Sadie und Sam sind beide in Los Angeles aufgewachsen, Sadie jedoch im vornehmen Beverly Hills und Sam im ärmeren Koreatown. Trotz ihrer unterschiedlichen Hintergründe finden sie in ihrer gemeinsamen Liebe zu Computerspielen eine Verbindung. Beide Charaktere sind nicht frei von Schwächen, so fühlt sich Sam immer wieder als Außenseiter und Sadie findet, dass ihre Leistung nicht genug gewürdigt wird. Daraus entsteht Konfliktpotenzial, das dafür sorgt, dass die Handlung unvorhersehbar bleibt.

Die Geschichte konnte mich schnell fesseln. Besonders gut gefallen hat mir die Vielschichtigkeit der Themen. Es geht unter anderem um den Umgang mit Erfolg und Erfolgsdruck, Freundschaft und Zusammenhalt, Frauen in der Computerspielbranche, toxische Beziehungen, unerfüllte Liebe und den Umgang mit Krankheit und Verlust. Die Autorin beschreibt einfühlsam, wie die Figuren mit den sich ihnen stellenden Herausforderungen umgehen. Sie erzählt die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven, was mir einen tiefen Einblick in die Gedanken und Gefühle der Charaktere ermöglichte.

Das Buch ist eine Hommage an die Computerspiele der 80er, 90er und 2000er, von Oregon Trail über Super Mario und Donkey Kong bis hin zu Farmspielen wie Harvest Moon. Sadie und Sam zocken leidenschaftlich gern. Die zahlreichen Einblicke in die Welt der Computerspielbranche und die Herausforderungen der Spieleentwicklung fand ich interessant. Erfreulicherweise ist die Bandbreite an Spielen, über die gesprochen wird, ebenso groß wie die der Themen und Charaktere.

Insgesamt ist "Morgen, morgen und wieder morgen" ein großartiges Buch, das mich durchweg begeistern konnte. Ich spreche eine Leseempfehlung an alle aus, die eine bewegende Geschichte voller schöner ebenso wie dramatischer Momente suchen, in dem die Liebe zum Spiel das zentrale Element ist, was alles zusammenhält.

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