Der erste Band der Trilogie „Glückstöchter“ von Stephanie
Schuster trägt den Untertitel „Einfach leben“, worin sich ein Leben im Einklang
mit der Natur widerspiegelt. Dahinter steht aber auch die Frage, was man
braucht, um glücklich zu sein. Die beiden Protagonistinnen der Geschichte sind
auf ihre je eigene Art auf der Suche nach einer Antwort. Die Handlung spielt
auf zwei Zeitebenen.
Die kurz vor ihrer Volljährigkeit stehende Anna lebt im Jahr
1910 auf Gut Dreisonnenquell in Wessobrunn, einem Dorf im Oberbayrischen. Seit
dem Tod ihrer Mutter vor zehn Jahren hat eine Gouvernante sich um ihre
Erziehung gekümmert. Ihrem Vater, einem bekannten, weitgereisten Botaniker,
geht sie gerne zur Hand und möchte eines Tages in seine Fußstapfen treten. Doch
mit dem Besuch einer ihr unbekannten Frau, die ihr Vater aber ins Herz
geschlossen hat, ändert Anna ihre Pläne, denn sie sieht keine Zukunft mehr für
sich auf dem Gut, wenn sie ein selbstbestimmtes Leben führen möchte.
Über sechs Jahrzehnte später geht Eva, die bald 22 Jahre alt
wird, eifrig ihrem Pharmaziestudium in München nach. Sie hat eine feine Nase,
die sie dazu einsetzt, Düfte zu bestimmen. Für die Kundinnen im elterlichen
Frisörbetrieb in Murnau rührt sich auch gerne mal eine Creme an. Ein
Dachbodenfund bringt sie aus dem Gleichgewicht. Voller Zorn lässt sie ihr
Elternhaus hinter sich, zieht zu ihrer neuen Freundin Maja in die Bayrische
Landeshauptstadt und gründet wenig später mit ihr eine größere Wohngemeinschaft
gründet.
Die Autorin bindet die Themen Umwelt und Natur durchgehend
in ihren Roman ein und zeigt dadurch, wie sie ihr am Herzen liegen. Bereits zu
Beginn des letzten Jahrhunderts gab es Bewegungen, die sich mit Nachhaltigkeit
und ökologischer Bewirtschaftung beschäftigt haben. Anna begegnet bei ihrer
Suche nach einem für sie genehmen Beruf, bei dem sie ihre auf dem Gut
erworbenen Fähigkeiten einsetzen kann, einigen Personen, die den allgemeinen
Umgang mit der Tier- und Pflanzenwelt hinterfragen. Von deren Denken wird sie
inspiriert. Jahrzehnte später erhält Eva durch ihre neuen Freundschaften
Einblicke in Fair-Trade, praktiziert freie Liebe und schließt sich der
Anti-Atomkraftbewegung an.
Anna konnte schon bald durch das Aufbegehren gegen das für
sie vorgesehene Schicksal Sympathiepunkte bei mir gewann. Leider blieb mir
teilweise das Verhalten von Eva nicht nachvollziehbar, wie beispielsweise bei
ihrer Reaktion auf den Dachbodenfund. Mit dem Loslösen vom Elternhaus beginnt
für sie ein umtriebiges Leben in den in einiger Hinsicht bunten 1970ern. Nicht
immer stehen dabei der Umweltschutz und Nachhaltigkeit im Vordergrund. Die
Vorstellung der damaligen Ideen rund um einen naturverbundenen Lebensstil und
Frieden sowie deren Einbindung in die Handlung fand ich ansprechend und
informativ. Die Geschichte ist nicht in sich abgeschlossen und endet mit einigen
offenen Fragen.
Beim Hörbuch versteht Elisabeth Günther es, ihre Stimme so
zu modulieren, dass die einzelnen Figuren bei Dialogen gut zu unterscheiden
sind. Mit dem Ausdruck, den sie in den gesprochenen Text legt, fängt sie die
Stimmungen der verschiedenen Szenarien gekonnt ein und transportiert sie zu den
Zuhörern.
Im Roman „Glückstöchter – Einfach leben“ beschreibt
Stephanie Schuster auf zwei Zeitebenen den schicksalhaften Weg ihrer fiktiven
Protagonistinnen, die sich zunehmend ein naturnahes Leben wünschen. Einige
Illustrationen der Autorin verschönern das Buch. Wer sich für den Schutz
unserer Umwelt und den Erhalt unserer Natur interessiert, wird im Buch in einigen
interessanten Beispielen erfahren, was dazu bereits zu viel früheren
Zeitpunkten umgesetzt wurde.