Im Roman
„Seemann vom Siebener“ wirft Arno Frank einen genaueren Blick auf einen
einzelnen heißen Sommertag, der aus verschiedenen Anlässen mehreren Personen
vermutlich im Gedächtnis bleiben wird. Es ist der letzte Freitag der Schulferien
in dem fiktiven Ort Ottersweiler in der Pfalz in einem gegenwärtigen Jahr.
Renate hat
wie üblich in ihrem Kassenhäuschen Platz genommen, während der Haus- und
Bademeister Kiontke nach dem Rechten sieht. Der Siebener ist seit längerer Zeit
gesperrt, weil er Anlass für einen Unfall war. Dennoch möchte eine unbenannte
Jugendliche, die von ihrem Bruder begleitet wird, sich gegenüber anderen sich
selbst behaupten. Sie will entgegen dem Verbot von dort oben einen besonderen
Sprung wagen.
Im Bad treffen
auch durch Zufall die früheren Klassenkameradinnen Josefine und Melanie
aufeinander. Die eine ist gerade erst gar nicht so unglücklich verwitwet, die
andere betreut eine Gruppe Kindergartenkindern, die zur Seepferdchen-Prüfung antreten
werden. Überraschenderweise ist auch ihr früherer Mitschüler, der international
erfolgreiche Fotograph Lennart vor Ort. Eine ältere, zunehmend demente Witwe
und der Kioskbesitzer, sind jeden Tag im Bad anzutreffen, so auch an diesem
besonderen Sommertag.
Arno Frank
beschreibt die Ereignisse, die sich an verschiedenen Plätzen im Schwimmbad
abspielen, in einer zeitlichen Abfolge, während er von einer handelnden Person
zur nächsten springt. Dabei erzählt das wagemutige Mädchen als einzige aus der
Ich-Perspektive. Auf diese Weise kann sich der Lesende selbst eine Meinung
bilden, ob ihr Vorhaben durchdacht, klug oder unvernünftig ist und während des
Lesens so wie ich hoffen oder bangen, dass ihr Sprung zur Ausführung kommen
wird.
In
Rückblicken der Figuren erfuhr ich, warum jeder einzelne an ebendiesem Tag sich
vor Ort aufhält. Ich las von psychischen Problemen, Traumata, einer nur noch
auf dem Papier bestehenden Ehe und Alkoholabhängigkeit, also alle Sorgen, die
nicht am Eingang zum Vergnügungsbad abgegeben werden können. Aber die
Anwesenheit von vielen Personen mit gleichem Anliegen und das schöne Wetter
führen ebenfalls zu einem Wohlbefinden eigener Art.
Arno Frank
wechselt in seinem Roman „Seemann vom Siebener“ nach kurzen Erzählabschnitten
zwischen seinen ProtagonistInnen in einem Pfälzer Freibad hin und her, denen
nicht immer Gutes im Leben widerfahren ist. Auf einem abgegrenzten Areal, dass
sich seit Jahrzehnten kaum verändert hat, arbeiten sie, suchen nach Abstand vom
Alltag oder nach einer Portion Glück. Auf einfühlsame Weise hat der Autor es bestens
verstanden, mich zu unterhalten. Die Geschichten der Figuren sind bewegend und
nahegehend. Gerne empfehle ich das Buch weiter.