Max Reiter (Pseudonym des erfolgreichen Autors Andreas Götz)
spielt im Thriller „Erinnere dich!“ mit dem faszinierenden Thema unserer
Gedächtnisleistung und damit, ob wir unseren Erinnerungen immer trauen können.
Eine einsame Jagdhütte in der Dunkelheit, wie sie auf dem Cover zu sehen ist,
gehört mit zu den Erinnerungen des Protagonisten und Ich-Erzählers Arno. Ein emotional
erschütterndes Geschehen, das sich damals vor zwanzig Jahren in diesem Rahmen
ereignete, hat er verdrängt. Am liebsten
würde er nie mehr daran denken.
Arno ist inzwischen Dozent an der Humboldt-Universität in
Berlin. Eines Tages erhält er die Einladung zum Klassentreffen, das in der
bayrischen Kleinstadt stattfinden soll, in der er sein Abitur abgelegt hat. Nur
zögerlich gibt er seine Zusage. Er befürchtet zu recht, dass das Treffen
unangenehme Erinnerungen wecken wird. Lukas, sein damals bester Freund, und
dessen frühere Freundin Ulrike sind auch anwesend. Schmerzlich vermisst er
seine eigene damalige Freundin Maja, die bei einer Wanderung der Freunde kurze
Zeit nach der Hochschulreife spurlos verschwand. Ihre deutlich jüngere
Schwester, die große Ähnlichkeit mit Maja hat, findet sich auf der Feier ein
und verstärkt nochmals das Gedankenkarussell von Arno, der zunehmend daran
verzweifelt, dass er nicht mehr genau weiß, was bei der Wanderung am Morgen
nach der Übernachtung auf der Hütte geschehen ist.
Die Spannung steigt zunächst langsam an, bis ein undurchschaubares
Spiel mit Arno beginnt. Von einem unbekannten Absender hat er ein Billighandy
per Post erhalten, mit der Aufforderung sich an die früheren Begebenheiten zu
erinnern. Er hat eine schwierige Kindheit erlebt mit einem gewalttätigen Vater.
Niemals möchte er so werden wie dieser. Mit einem Ziel vor Augen hat er sich
seither weiterentwickelt. Er hütet sich davor, unerwünschte Gefühle nach außen
hin zu zeigen, was ihn etwas kühl erscheinen lässt. Doch durch die
aufblitzenden Gedankenfetzen wird er verunsichert in seinem heutigen
Selbstverständnis. Er beginnt sich zu fragen, ob die Gewalttätigkeit familiär
in ihm verankert sein könnte. Es kehren Erinnerungen an heftige
Eifersuchtsanfälle wieder. Zunehmend nimmt er wahr, dass sich der Schleier über
seiner Gedankenwelt zu lüften beginnt
Als Leserin blieb ich an der Seite von Arno und gelangte im
Vergleich mit ihm zu keinem Wissensvorsprung. Immer mehr nimmt die Geschichte
an Fahrt auf mit steigender Spannung und gipfelt in einer eher unerwarteten
Lösung. Sehr lange bleibt ungeklärt, ob Maja damals getötet wurde, ein Unfall
geschah oder sie einfach auf eigenen Willen hin verschwand.
Das Buch „Erinnere Dich!“ von Max Reiter ist ein unblutiger
Thriller, dessen Spannung sich im Handlungsablauf deutlich steigert. Der Titel
ist eine Aufforderung an den Protagonisten, sich an ein Ereignis in der Vergangenheit
vor zwanzig Jahren zu erinnern, das zu einem faszinierenden Spiel mit der
Verlässlichkeit unserer Gedankenwelt wird. Gerne vergebe ich eine
Leseempfehlung an alle Lesenden des Genres.