ISBN: 9783442494163
Im Roman „Am Horizont wartet die Sonne“ nahm Meike
Werkmeister mich als Leserin mit nach Portugal. Die Covergestaltung vermittelt
ein angenehmes Empfinden von Wärme, Erholung und Ruhe. Der Titel, der in
goldglitzernden Buchstaben aufgedruckt ist, verstärkte meinen Eindruck. Doch
die Erzählung gibt nicht nur ein Gefühl von Urlaub, sondern darin schildert die
Autorin auch ein Familiendrama mit tragischen Verknüpfungen.
Die Hamburger Autorin Katrin, Mitte 30, findet neben einem
Mülleimer am Flughafen einen Liebesbrief mit einer Anschrift in Portugal, aber
die Adresse ist nicht mehr vollständig zu lesen. Weil sie selbst gerade eine
Auszeit benötigt, beschließt sie spontan, den Empfänger persönlich vor Ort ausfindig
zu machen. Begleitet wird sie von ihrer fünf Jahre älteren Cousine, der Ärztin
Julia. In dem kleinen fiktiven Ort am Atlantik findet Katrin schon bald Filipe,
an den der Brief adressiert ist. Seine abweisende Reaktion wirft Fragen bei der
Protagonistin auf. Bei der Suche nach Antworten gerät sie in einen familiären
Konflikt. Derweil zeigt ihre Cousine Zuneigung zu einem der Einheimischen. Im
Dorf scheint jeder mit jedem bekannt zu sein, doch die beiden Frauen merken
bald, dass sie bei bestimmten Angelegenheiten auf eine Mauer des Schweigens
treffen.
Weil die Hauptfigur Autorin ist, habe ich mich manches Mal
gefragt, wie viel Meike Werkmeister in ihr steckt. Die Schreiberin des Romans befindet
sich auf Terrain, dass sie selbst kennt und gibt dadurch die Gefühle bestimmter
Situationen wie beispielsweise bei einer Premierenlesung authentisch wieder.
Auch ihre Liebe zu Hunden hat sie auf Katrin übertragen, die sich um ihren
eigenen kümmert, aber auch ein Herz für andere Hunde hat.
In der Geschichte stellt die Protagonistin sich die Frage,
ob man alles kann, wenn man nur will, denn diese Aussage hat sie im gefundenen
Liebesbrief gelesen. Daran möchte sie gerne glauben und in Bezug darauf
verfolgt sie in ihrem Urlaub die Entwicklungen zwischen langjährigen und neu
zusammengefundenen Liebespaaren, um ihre Hoffnung bestätigt zu sehen. Vor Ort
versucht sie sich als Vermittlerin im Familiendrama, jedoch fehlt ihr das
gewachsene Vertrauen durch die Dorfbewohner und sie stellt fest, dass das nicht
nur ihr eigenes Problem ist. Erst ihre Hartnäckigkeit lässt das Eis langsam
schmelzen. Das Verhalten der an der Liebestragödie beteiligten Figuren konnte
ich teils erst nachvollziehen, nachdem Katrin weitere Details aus der
Vergangenheit aufgedeckt hat. Das Geheimnis blieb also lange wohlgehütet. Wie
Julia als Ärztin sich im Hinblick auf ihre eigene Romanze verhält, wirkte auf
mich zum Ende hin teils befremdlich.
Meike Werkmeister hat erneut mit ihrem Buch „Am Horizont
wartet die Sonne“ eine abwechslungsreiche Geschichte mit Höhen und Tiefen der
gut ausgebauten Figuren geschrieben. Der Schreibstil ist leicht lesbar, ohne
ins kitschige abzurutschen, stattdessen bewegt die Erzählung durch die
Nachdenklichkeit der Protagonistin und vergangener Ereignisse. Bei der hübschen
Ausgestaltung des Buchs waren die Agentur Zero Media und das Team vom Guten
Punkt zuständig, wodurch man es gerne zur Hand nimmt. Es ist besonders schön,
den Roman an sonnigen Tagen zu lesen und gerne gebe ich ihm eine
Leseempfehlung.