Titel: Der Eisbär und die Hoffnung auf morgen
Autor: John Ironmonger
Übersetzer: Tobias Schnettler
Erscheinungsdatum: 24.05.2022
Verlag: S. Fischer (Link zur Buchseite des Verlags)
Rezensierte Buchausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag
ISBN: 9783103975031
Am Anfang steht eine Wette. Sie ist der Beginn einer
Geschichte mit tragischen Verwicklungen, die sich über viele Jahre hinzieht.
Der Brite John Ironmonger erzählt sie in seinem Roman „Der Eisbär und die
Hoffnung auf morgen“. Als Schauplatz der Begebenheiten hat der Autor unter
anderem den kleinen fiktiven Ort St. Piran an der Küste Cornwalls gewählt, in
dem bereits sein Bestseller „Der Wal und das Ende der Welt“ spielte. Dabei ist
das Buch keine Fortsetzung, sondern nutzt einfach nur das wunderbare Setting
des Dorfs mit der rauen Küste und den steilen Felsen.
Die Erzählung beginnt mehr als achtzig Jahre nach der Wette
in einer für uns noch greifbaren Zukunft. Ein genaues Datum wird nicht genannt.
Dadurch ermöglicht es sich der Autor, den Umgang mit unserer Umwelt in der
Vergangenheit aufzuzeigen, den aktuellen Entwicklungen zu folgen, um dann die
Folgen der Klimakrise in einem erdachten Szenario weiterzuführen.
Die Wette wird einige Jahre vor unserer Gegenwart
geschlossen. In St. Piran sind damals viele Bewohner Fischer. Sie trinken sich
gerne nach Feierabend ein Bier im örtlichen Pub. Der 19-jährige Tom studiert in
London Geowissenschaften und kehrt in den Semesterferien in seinen Heimatort
zurück. An einem Abend, an dem Tom im Pub einigen Alkohol konsumiert hat,
betritt der Politiker Montague Causley die Kneipe. Er lebt in London, besitzt
aber im Ort ein beeindruckendes Haus, das er meist vermietet und selten selbst
nutzt. Tom wirft ihm in einem Disput vor, dass er den Klimawandel leugnen
würde. Daraufhin kommt es zu der Wette, bei der beide sich nach einer
festgelegten Anzahl von Jahren an einem festgelegten Platz treffen wollen. Die
dann vorgefundenen Umstände werden aus dem einen Helden und aus dem anderen
einen Schurken oder eine tragische Figur machen. Für die beiden scheint es nicht
die Möglichkeit zu geben, von der Wette zurückzutreten, denn ein Freund von Tom
hat die Auseinandersetzung mit dem Handy gefilmt und ins Netz gestellt und
keiner von ihnen will vor der Menschheit als Feigling dastehen.
John Ironmonger schaut auf das Leben der beiden
Protagonisten, immer im Abstand von einigen Jahren. Während Montague versucht,
seine Karriere in der Politik weiter voranzutreiben, beschäftigt Tom sich mit
den Gründen für den Klimawandel. Speziell dazu erforscht er die Eisschmelze im
Nordpolarmeer. Ganz nebenher baut der Autor dabei interessantes Wissen über die
Veränderung des Klimas ein und spekuliert im Folgenden über mögliche
Entwicklungen, die sich mit oder ohne das Eingreifen der Regierungen der Welt
ergeben könnten.
Die Figuren sind mit Ecken und Kanten gestaltet. Beide
Protagonisten sind aufgrund ihres Charakters per se keine Sympathieträger. Sie
sind viel zu sehr von sich selbst eingenommen, um von dem anderen zu lassen. Trotz
ihrer verschiedenen Meinungen bleiben sie respektvoll im Umgang miteinander,
auch wenn sie mit ihren gezielt umgesetzten Absichten nicht immer Gutes im
Schilde führen. Das Raufen um ein Quäntchen mehr von Einfluss über den anderen
führt zu einigen Cliffhangern, die die Erzählung spannend gestalten und mich
als Leserin immer wieder hoffen ließen, dass die beiden eine Möglichkeit finden,
die Wette zurückzunehmen oder einfach zu vergessen.
In seinem Roman „Der Eisbär und die Hoffnung auf morgen“ zeigt
John Ironmonger mit beeindruckenden Schilderungen von eisigen Landschaften
einige potentielle Entwicklungen im Bereich des Klimas, die nachdenklich stimmen.
Dazu gesellt sich seine Stärke im Bereich der Beschreibung des Miteinanders
seiner Figuren. Sehr gerne vergebe ich eine Leseempfehlung für diese
nahegehende Geschichte, die uns vom Thema her alle interessieren sollte.