rezensierte Buchausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag
Im Roman „Der Liebende“ von Martin Ehrenhauser entdecken
zwei ältere Menschen ihre Zuneigung füreinander. Die Geschichte gestaltet sich
genauso zärtlich wie das Liebespaar sich auf dem Buchumschlag in den Armen
hält. Ein Riss zieht sich über das Cover der dafür sorgte, dass ich mich vor
dem Lesen fragte, ob es etwas im Leben der beiden gibt, was sie trennt.
Monsieur Haslinger ist die titelgebende Figur und ein
katholischer Priester im Ruhestand, der in Brüssel lebt. Eines Nachts sieht er
während einer ruhelosen Phase, vom Balkon seiner Wohnung aus, über den
Hinterhof hinweg, die neue Nachbarin von gegenüber. Madame Janssen hat am Abend
ein Fest gefeiert und fragt ihn nun, ob sie und ihre Gäste zu laut gewesen wären.
Der kurze Austausch ist der Beginn einer wunderbaren Freundschaft, die immer
tiefer wird, desto besser die beiden sich kennenlernen. Sie verbringen Zeit
miteinander und entdecken gemeinsame Interessen.
Monsieur Haslinger engagiert sich im Ehrenamt, ansonsten
widmet er sich seinen Pflanzen, spielt Schach mit einem Freund und genießt
gutes Essen und Trinken. Für ihn sind die Gefühle zu seiner Nachbarin nicht
neu, aber ungewöhnlich, weil er sich an das Zölibat gebunden fühlt. Der Autor
geht mit diesem Thema behutsam um.
Das Geschehen rund um die liebevoll einander zugeneigten beiden
Protagonisten entwickelt sich auf eine ruhige Weise. Zunächst kann die
weltgewandte Madame Janssen ihr Geheimnis vor dem neugewonnenen Freund und dem
Lesenden verbergen, ab einem gewissen Zeitpunkt keimt eine Vermutung auf. Zusammen
genießen die beiden eine neue Freiheit, begeistern sich gegenseitig mit der
Lust zum Leben und ergänzen sich fast spielerisch.
Die Begebenheiten spielen in Brüssel und an der belgischen
Nordseeküste. Da ich beide Gegenden kenne, konnte ich sie mir gut vorstellen
und bin den zwei Hauptfiguren gerne auf ihren Wegen gefolgt. Trotz der
vorherrschenden niederländischen Sprache beziehungsweise der Zweisprachigkeit
in Brüssel wird die Region von einem französischen Flair überzogen, was beim
Lesen für eine angenehme Atmosphäre sorgt.
In seinem Roman „Der Liebende“ spricht Martin Ehrenhauser verschiedene
Themen an, die zum Nachdenken anregen und für heitere, erfreuliche auch für
traurige Momente sorgen. Gerne vergebe ich eine Leseempfehlung für dieses sacht
erzählte, bewegende Buch.