Mittwoch, 26. Juli 2023

Rezension: Im Sturm - Ein Fall für Lilly Hed von Pernilla Ericson

 


Rezension von Ingrid Eßer

Titel: Im Sturm - Ein Fall für Lilly Hed
Die Vier-Elemente-Krimiserie (Band 2 von 4)
Autorin: Pernilla Ericson 
Übersetzerin aus dem Schwedischen: Friederike Buchinger
Erscheinungsdatum: 26.07.2023
rezensierte Buchausgabe: Klappenbroschur
ISBN: 9783651001107
------------------------------------------------------

Im zweiten Band der „Vier-Elemente“-Kriminalromanreihe der Schwedin Pernilla Ericson kämpft die Ermittlerin Lilly Hed entsprechend des Titels „Im Sturm“ bei der Aufklärung eines Mords gegen die Unbillen eines Unwetters. Ihr Auftrag führt sie diesmal in den Norden Schwedens. Dort treten die Kollegen vor Ort bei Fallermittlungen auf der Stelle. Im Rahmen des Projekts „Speerspitze“ sollen sie Verstärkung erhalten.

Lilly wird Liv Kaspis, die sie seit der Polizeischule kennt und seitdem eine Freundin ist, zur Seite gestellt. Liv ist die Protagonistin einer früheren Serie der Autorin. Als Person wird sie charakterlich gut beschrieben und in ihrem privaten Umfeld vorgestellt, so dass mir keine Vorkenntnisse fehlten. Sie hat als Kriminalkommissarin einige Fälle gelöst, die für Aufsehen sorgten. Die im Gegensatz zu ihrer manchmal impulsiven Kollegin deutlich ruhigere Lilly, die gerne die Kontrolle behält, hat sich als leitende Ermittlerin beim Landeskriminalamt bewährt.

Für beide Frauen wird ihr Einsatz zu einer Herausforderung. Am Tag ihrer Fahrt in den Norden wird für diese Gegend eine Sturmwarnung herausgegeben. Die Kollegen sind wie erwartet nicht erfreut über ihr Ankommen, weil sie diese als Kritik an ihrer eigenen Arbeit verstehen. Während die Ermittlerinnen sich vor Ort zu bewähren suchen, zieht ein heftiger Sturm auf, der unter anderem Bäume im nahen Wald entwurzelt, zu Fall bringt und Zufahrtsstraßen verschließt. Heftige Regenfälle vernichten eventuell wertvolle Spuren. Noch schlimmer wird es, als der Strom vollständig ausfällt und dadurch jeder Kontakt zur Außenwelt abbricht. Dadurch wurde mir als Leserin bewusst, wie sehr wir von elektronischen Errungenschaften abhängig sind. Die Ängste der Dorfbewohner werden geschürt, als ein weiterer Mord geschieht und ihnen bewusst wird, dass der Täter unter ihnen weilt.

Ich erfuhr am Rande der Ermittlungsarbeiten, wie Lilly gegen ihren gewalttätigen früheren Freund weiter vorgeht und auch, wie der Partner von Liv ohne sie Daheim zurechtkommt. Das besondere an diesem Kriminalroman ist das Spiel mit dem Gedanken, in einem abgeschlossenen Gebiet nicht nur einen Mörder zu überführen, sondern sich auch vor ihm zu schützen. Bei ihren Ermittlungen stoßen die beiden Kommissarinnen auf ein Meer des Schweigens. Im Ort kennt man sich untereinander und keiner will als Verräter dastehen, aber gleichzeitig möchte man nicht selbst zum Opfer werden. Das Motiv kristallisiert sich erst langsam heraus. Pernilla Ericson setzt ihre Figuren geschickt so ein, dass mehrere Täter in Frage kommen. Durch die Extremsituation wächst der Hass und die Wut der Einwohner, die sich schließlich gegen die Ermittler*innen und deren Ohnmacht zu richten beginnen.

„Im Sturm“ ist der zweite Kriminalfall für die schwedische Ermittlerin Lilly Hed. Gemeinsam mit der Kollegin und Freundin Liv Kaspis ermittelt sie in einem Sondereinsatz zu einem schwierigen Mordfall im Norden des Landes. Der Autorin Pernilla Ericson ist es wichtig zu zeigen, wie der Klimawandel sich auswirken kann und Wetterkapriolen zu ungewöhnlichen Situationen führen, die sich auch auf die Arbeit der Kriminalpolizei auswirken. Ihre Beschreibungen dazu sind wirklichkeitsnah sowie nachvollziehbar und tragen ein Stück zur Steigerung der Spannung bei, die bis zum Ende anhält. Gerne vergebe ich eine Leseempfehlung. Ich freue mich auf den dritten Band „In der Erde,“ der in 2024 erscheinen wird.

-->