Im zweiten Band der „Vier-Elemente“-Kriminalromanreihe der
Schwedin Pernilla Ericson kämpft die Ermittlerin Lilly Hed entsprechend des
Titels „Im Sturm“ bei der Aufklärung eines Mords gegen die Unbillen eines
Unwetters. Ihr Auftrag führt sie diesmal in den Norden Schwedens. Dort treten
die Kollegen vor Ort bei Fallermittlungen auf der Stelle. Im Rahmen des
Projekts „Speerspitze“ sollen sie Verstärkung erhalten.
Lilly wird Liv Kaspis, die sie seit der Polizeischule kennt
und seitdem eine Freundin ist, zur Seite gestellt. Liv ist die Protagonistin
einer früheren Serie der Autorin. Als Person wird sie charakterlich gut
beschrieben und in ihrem privaten Umfeld vorgestellt, so dass mir keine
Vorkenntnisse fehlten. Sie hat als Kriminalkommissarin einige Fälle gelöst, die
für Aufsehen sorgten. Die im Gegensatz zu ihrer manchmal impulsiven Kollegin
deutlich ruhigere Lilly, die gerne die Kontrolle behält, hat sich als leitende
Ermittlerin beim Landeskriminalamt bewährt.
Für beide Frauen wird ihr Einsatz zu einer Herausforderung.
Am Tag ihrer Fahrt in den Norden wird für diese Gegend eine Sturmwarnung
herausgegeben. Die Kollegen sind wie erwartet nicht erfreut über ihr Ankommen,
weil sie diese als Kritik an ihrer eigenen Arbeit verstehen. Während die
Ermittlerinnen sich vor Ort zu bewähren suchen, zieht ein heftiger Sturm auf,
der unter anderem Bäume im nahen Wald entwurzelt, zu Fall bringt und
Zufahrtsstraßen verschließt. Heftige Regenfälle vernichten eventuell wertvolle
Spuren. Noch schlimmer wird es, als der Strom vollständig ausfällt und dadurch
jeder Kontakt zur Außenwelt abbricht. Dadurch wurde mir als Leserin bewusst,
wie sehr wir von elektronischen Errungenschaften abhängig sind. Die Ängste der
Dorfbewohner werden geschürt, als ein weiterer Mord geschieht und ihnen bewusst
wird, dass der Täter unter ihnen weilt.
Ich erfuhr am Rande der Ermittlungsarbeiten, wie Lilly gegen
ihren gewalttätigen früheren Freund weiter vorgeht und auch, wie der Partner
von Liv ohne sie Daheim zurechtkommt. Das besondere an diesem Kriminalroman ist
das Spiel mit dem Gedanken, in einem abgeschlossenen Gebiet nicht nur einen
Mörder zu überführen, sondern sich auch vor ihm zu schützen. Bei ihren
Ermittlungen stoßen die beiden Kommissarinnen auf ein Meer des Schweigens. Im
Ort kennt man sich untereinander und keiner will als Verräter dastehen, aber
gleichzeitig möchte man nicht selbst zum Opfer werden. Das Motiv kristallisiert
sich erst langsam heraus. Pernilla Ericson setzt ihre Figuren geschickt so ein,
dass mehrere Täter in Frage kommen. Durch die Extremsituation wächst der Hass
und die Wut der Einwohner, die sich schließlich gegen die Ermittler*innen und
deren Ohnmacht zu richten beginnen.
„Im Sturm“ ist der zweite Kriminalfall für die schwedische Ermittlerin Lilly Hed. Gemeinsam mit der Kollegin und Freundin Liv Kaspis ermittelt sie in einem Sondereinsatz zu einem schwierigen Mordfall im Norden des Landes. Der Autorin Pernilla Ericson ist es wichtig zu zeigen, wie der Klimawandel sich auswirken kann und Wetterkapriolen zu ungewöhnlichen Situationen führen, die sich auch auf die Arbeit der Kriminalpolizei auswirken. Ihre Beschreibungen dazu sind wirklichkeitsnah sowie nachvollziehbar und tragen ein Stück zur Steigerung der Spannung bei, die bis zum Ende anhält. Gerne vergebe ich eine Leseempfehlung. Ich freue mich auf den dritten Band „In der Erde,“ der in 2024 erscheinen wird.