Im dritten Band der Trilogie „Die Frauen vom Lindenhof“ vom
Autorinnenduo Andrea Bottlinger und Claudia Hornung, das die Reihe unter dem
Pseudonym Katharina Oswald geschrieben hat, steht ein Generationenwechsel bei
Familie Wagner an, die seit etwa vierzig Jahren eine Schreinerei für
Puppenmöbel in der Nähe von Hall in Baden-Württemberg betreibt. Wer bald die
Geschicke des Unternehmens leiten wird und damit entsprechend dem Untertitel
„Gemeinsam der Zukunft entgegen“ steuert, entscheidet sich erst zum Ende des
Buchs hin.
Marianne, die einst in den 1950ern die Schreinerei ihres
verstorbenen Vaters weitergeführt hat, aber seit einem Unfall selbst nicht mehr
in der Werkstatt arbeiten kann, gibt das letzte Wort bei wichtigen
Entscheidungen nicht ab. Das erfährt auch Franziska, die kurz nach ihrer Geburt
von Mariannes Tochter Corinna adoptiert wurde. Schon als junges Mädchen
beschäftigt sie sich gerne mit Holz. Während ihre Mutter sie vor einer
unüberlegten frühen Entscheidung der Berufswahl schützen möchte, wendet
Franziskas Großmutter sich an ihre ältere Nichte, der sie Leitungskompetenz
zuschreibt, um ihr die Führung des Unternehmens anzuvertrauen. Die 18-jährige
Franziska entscheidet sich dazu, den Sommer des Jahres 1999 im Erzgebirge zu
verbringen und dort die besondere Holzkunst der Seiffener zu erkunden. Außerdem
findet sie bei dem Sozialpädagogen Christian eine Schulter zum Anlehnen.
Während die beiden ersten Bände zeitlich über mehrere Jahre
spielen, zieht sich die Handlung des dritten Teils lediglich über wenige Monate
hinweg. Als Leserin lernte ich einiges über die Seiffener Kunst der Herstellung
von Spielzeug. Zwar hatte ich noch nie von der erzgebirgischen Tradition des
Reifendrehens gehört, die im Roman erläutert wird, aber Räuchermännchen,
Pyramiden und Schwibbögen sind mir schon lange bekannt und ebenso typisch für
die Region.
In der Zeit, die seit den Handlungen in Band 2 vergangen
ist, hat die Jugend mehr Freiheit erlangt, ungehindert ihre Meinung zu äußern
und gehört zu werden. Mit Christian führen die Autorinnen eine Figur ein,
dessen Beruf ihn mit Jugendlichen zusammenarbeiten lässt. Dadurch werden einige
gegenwartsnahe Probleme aufgezeigt.
Im durchgehend abwechslungsreichen Geschehen der Geschichte
haben die Protagonistinnen der Familie Wagner einige Sorgen zu ertragen. Die
Autorinnen schildern deren bewegende Gefühle im Umgang damit und auch, dass man
sich manchmal professionelle Hilfe bei der Bewältigung einholen sollte. Eine
Person an der Seite zu wissen, der man sich anvertrauen kann, gibt Mut. Ein
offener und ehrlicher Umgang miteinander vermittelt Sicherheit darüber, auf welchen
Tatsachen man seine Entscheidungen treffen kann.
Auch im abschließenden Band der Serie „Die Frauen vom
Lindenhof“ lässt Katharina Oswald ihre Figuren über viele Höhen und Tiefen
gehen, was die Erzählung abwechslungsreich gestaltet. In dritter Generation
steht Franziska bereit in den Betrieb der Schreinerei der Familie Wagner
einzusteigen und wird noch vor ihrem ersten Arbeitstag mit den Unwägbarkeiten
des Berufs konfrontiert. Liebe und Hass, Hoffnung und Resignation führen den
Lesenden über die Seiten hinweg. Die Geschichte hat mich bestens unterhalten
und daher empfehle ich sie gerne weiter.