Autorin: Katharina Herzog
Betty Andrews lebt mit ihrer Großmutter Helena zusammen in Boston und ist eine echte Berühmtheit: Schon als Teenagerin war sie als Schauspielerin für einen Oscar nominiert. Seit einigen Jahren ist sie außerdem mit einer Kinderbuchreihe regelmäßig in den Bestsellerlisten vertreten. Statt am neuesten Band der Reihe zu arbeiten, verfolgt sie aktuell jedoch ein anderes Projekt: Gemeinsam mit den Nachbarsjungen Jamie, der im Rollstuhl sitzt, arbeitet sie an der Geschichte von Pete Pinguin. Dieser kann zwar nicht fliegen, entdeckt aber, dass er zahlreiche andere Talente hat. Betty möchte die Geschichte unter Pseudonym veröffentlichen, um herauszufinden, ob ihre Arbeit auch ohne ihren berühmten Namen gewürdigt wird. Was ihr noch fehlt ist allerdings ein passender Illustrator.
Als Betty in einem Schrank ihrer Großmutter ein Cello entdeckt, in dessen Koffer auch wunderschöne Zeichnungen von einem E. Smith liegen, weiß sie: Seine Arbeit ist genau das, was sie für Pete Pinguin gesucht hat! Doch Helena möchte nicht über das Cello und auch nicht über E. Smith reden. Da kommt Betty eine Einladung als Stargästin beim Festival des Bücherdorfs Swinton-on-Sea gerade recht, denn die Agentur des mysteriösen Illustrators hat ihren Sitz in der Nähe. Ein paar Tage vor Festivalbeginn reist die Undercover an, um Nachforschungen zu betreiben.
Die erneute Rückkehr ins Bücherdorf hat mir sehr gefallen. Mit Betty gibt es erneut eine Außenstehende, die das Dorf zum ersten Mal entdeckt und dessen Bewohner kennenlernt, die mir inzwischen richtig ans Herz gewachsen sind. Diese sind schwer beschäftigt mit den Vorbereitungen auf das Festival, an denen sich auch Betty undercover beteiligt. Ich fand es schön zu sehen, wie sich die Charaktere seit den Ereignissen des letzten Bandes weiterentwickelt haben. Beinahe alle bekannten Dorfbewohner haben erneut einen Auftritt, was Fans der Reihre freuen wird, allerdings auch dazu führt, dass für die romantische Annäherung zwischen Betty und dem Buchhändler Eliyah nicht so viel Zeit blieb, wie ich mir gewünscht hätte.
Von Beginn an ist klar, dass Betty von einem Erlebnis geprägt wurde, an das sie nicht gerne zurückdenkt. Sie hat Angst vor Menschenmassen, weshalb ihr Auftritt auf dem Festival der erste seit längerer Zeit ist. Auch ihre Großmutter hat vor über 50 Jahren etwas erlebt, worüber sie nicht sprechen möchte. Dank einiger Hinweise konnte ich mir in beiden Fällen bald erahnen, worum es geht, dennoch fand ich es interessant, die beiden auf ihrem Weg in Richtung Vergangenheitsbewältigung zu begleiten.
Die herzliche Atmosphäre des Bücherdorfs legt sich dabei wie eine warme Wolldecke um die ernsteren Themen und hilft außerdem Betty, zu erkunden, wie sie als normale Person ohne Promifaktor wahrgenommen wird. Für mich ist der Roman eine echte Wohlfühllektüre, mit der man es sich gemütlich machen kann, während es draußen allmählich kälter wird.