Mit seinem Roman „Die Waffen des Lichts“ kehrt Ken Follett
nach Kingsbridge zurück, dem von ihm für sein Bestsellerbuch „Die Säulen der
Erde“ erdachten Ort im Süden Englands. Es ist bereits der fünfte Band der
Reihe, der aber unabhängig von den anderen gelesen werden kann. Bei einigen
Gelegenheiten nimmt der Autor Bezug auf vergangene Ereignisse in Kingsbridge,
an die man sich als Lesender mit Vorwissen gerne erinnert.
Die Handlung von „Die Waffen des Lichts“ spielt im Zeitraum
1792 bis 1824. In diesem Zeitraum schaut in England der Adel mit Besorgnis auf
die Revolution in Frankreich und ihre Folgen und fragt sich, ob ein solcher
Umschwung auch bei ihnen möglich wäre. Daher versucht die Aristokratie mit
entsprechenden Gesetzen ein Aufbegehren der niedrigeren Stände zu verhindern.
Währenddessen beginnen Maschinen die Handwerker nicht nur zu unterstützen,
sondern sie auch zu ersetzen. In Kingsbridge ist davon auch der Berufsstand der
Spinner und Weber betroffen.
Nachdem ihr Mann durch einen Unglücksfall zu Tode gekommen
ist und sie gegen die Obrigkeit aufbegehrt hat, verschlägt es die Spinnerin Sal
vom Land nach Kingsbridge. Bereits ihr sechsjähriger Sohn Kit hilft ihr dabei,
eine innovative Spinnmaschine zu bedienen, damit sie von dem Verdienst leben
können. Der junge Tuchhändler Amos übernimmt nach dem plötzlichen Tod seines
Vaters dessen marodes Geschäft und bemüht sich darum seine Arbeiter(innen) fair
zu behandeln und dennoch das Unternehmen zu sanieren. Elsie, die Tochter des
anglikanischen Bischofs von Kingsbridge, buhlt um die Liebe von Amos, der sich
der erstarkenden methodistischen Religion zugewendet hat. Außerdem liegt ihr
die Gründung einer Sonntagsschule am Herzen, um auch den ärmsten Kindern ein
Mindestmaß an Bildung zukommen zu lassen.
Wie man es von Ken Follett gewohnt ist, setzt er seinen
Figuren, die rechtschaffene Ziele haben, einige Widersacher entgegen. Meistens
handelt es sich dabei um Personen mit Rang und Namen, die ihre Macht gegenüber
ihren Untergebenen geltend machen. Allerdings kann sich England schließlich
nicht den Umwälzungen auf dem europäischen Kontinent entziehen und greift in
das Kriegsgeschehen ein, von dem im Laufe der Zeit sämtliche Protagonist(inn)en
betroffen sind.
Der Autor erzählt das Geschehen in chronologischer
Reihenfolge. Die Handlungsstränge um verschiedene Figurengruppen laufen
parallel, kreuzen sich aber gelegentlich und spielen ineinander über. Mit dem
Unfall zu Beginn des Buchs verdeutlicht er die herrschenden Klassenunterschiede
in der Gesellschaft und Sal konnte meine Sympathie gewinnen. Danach hoffte und
bangte ich über Höhen und Rückschläge hinweg, dass sie für sich und ihren Sohn
das angestrebte Ziel erreichen wird, in der sie nicht mehr täglich um das
Stillen ihres Hungers kämpfen muss.
Immer wieder führte Ken Follett mir beispielhaft vor Augen
wie vor zweihundert Jahren die untere Gesellschaftsschicht durch eine
entsprechende Gesetzgebung niedrig gehalten wurde. Seine Ausführungen enden
teilweise mit drakonischen Strafen, die leider der harten Realität entsprechen.
Dagegen wehren sich seine Hauptfiguren im Rahmen ihrer Möglichkeiten, was sie
aus der Menge ihrer Mitbürger(innen) herausstechen lässt. Über die Jahre hinweg
lernen die Protagonist(inn)en aus ihren Erfahrungen und passen sich an neue
Gegebenheiten an.
Wieder einmal zeigt Ken Follett in seinem Roman „Die Waffen
des Lichts“, dass er ein brillanter Unterhalter ist, dem es gelingt, politisch
weltbewegende Ereignisse auf kleinem Raum in der fiktiven Stadt Kingsbridge
widerzuspiegeln. Durch das Kreieren interessanter Figuren und abwechslungsreich
gestalteter Handlungen lässt er Geschichte lebendig werden. Sehr gerne empfehle
ich das Buch an Lesende historischer Romane weiter.