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Kalmann ist wütend. Als Leserin des nach ihm betitelten
Romans von Joachim B. Schmidt ahnte ich, dass das nicht gut ist, weil dieser
besondere Protagonist dann zu unberechenbaren Handlungen neigt. Zu Beginn der
Fortsetzung „Kalmann und der schlafende Berg“ sinniert die Titelfigur als
Ich-Erzähler über die vergangenen Ereignisse, die ihn zornig gestimmt haben.
Dabei erhielt ich einige Hinweise darauf, was seit den Begebenheiten im ersten
Teil geschehen ist, den man für das Verständnis nicht gelesen haben muss, aber
sonst ein Lesevergnügen verpasst hat. Ich erfuhr, dass Kalmanns Großvater
gestorben ist und sein US-amerikanischer Vater Kontakt zu ihm aufgenommen hat.
Außerdem las ich davon, dass er in Folge dieser beiden Fakten der Einladung
nach Amerika gefolgt ist und dort vom FBI verhaftet wurde.
Als die FBI-Agentin beim Verhör Kalmann nach dem Grund
seiner Reise befragt, wandern die Gedanken des Protagonisten zurück in die
Vergangenheit auf der Suche nach einem Ausgangspunkt für seine Erklärung. Dabei
gelangt er zu einem Punkt vor dem Tod seines Großvaters, als dieser bereits im
Heim lebte. Schrittweise erfuhr ich mehr darüber, wie er in die ungewöhnliche
Lage geraten ist, in der er sich nun befindet und wie er sich später in eine
noch bedrohlichere Situation bringen wird, von der er am Beginn des Romans noch
nichts ahnt.
Kalmann ist zu seiner Mutter in eine Kleinstadt gezogen,
obwohl er sich zu seinem früheren Wohnort Raufarhöfn hingezogen fühlt. Joachim
B. Schmidt konfrontiert den vor Ort heimlich zum Helden gewordenen
Protagonisten mit den Problemen unserer Zeit. Die Handlung spielt vom Herbst
2020 bis zum Frühjahr des nächsten Jahrs während der Pandemie, deren Auswirkungen
auch in Island spürbar sind. Während seines Aufenthalts in den USA gerät
Kalmann in eine politisch bedeutsame Situation. Der Autor sprüht im
vorliegenden Band vor Einfällen, die manchmal übertrieben sind, aber amüsant
und vor allem unterhaltend.
Auf dem titelgebenden Berg kommt es am Ende des Buchs zu
einem Showdown. Bis dahin erlebte ich Kalmann zwischen Hoffen und Bangen. Sein
bester Freund Noi pflanzt ihm einen unglaublichen Gedanken in Bezug auf den Tod
seines Großvaters ein. Bei den Mitarbeitern im Heim und auch in Raufarhöfn ist
er beliebt und bekannt, so dass es ihm kaum Mühe bereitet, Hilfe auf die
aufgeworfenen Fragen zu finden. Wie auch im ersten Band führt die Arglosigkeit
des Protagonisten dazu, den Lesenden in manchen Dingen nachdenklich zu stimmen.
Joachim B. Schmidt hat mit dem Buch „Kalmann und der
schlafende Berg“ erneut eine turbulente Romanhandlung mit kriminalistischen
Elementen geschrieben ganz im Stil des ersten Bands der Reihe „Kalmann“. Aufgrund der sehr guten Konstruktion hält die
Geschichte eine gewisse Hintergrundspannung, welche sich zum Schluss hin
nochmal deutlich steigert. Der Protagonist ist, abgesehen von seinen
Wutanfällen, ein liebenswerter Charakter, der mit seiner besonderen Art und
Weise zu handeln, den Lesenden für sich einnimmt. Gerne vergebe ich eine
Leseempfehlung.