Im Roman „Einfach lieben“, dem zweiten Band der Serie „Glückstöchter“
von Stephanie Schuster finden beide Protagonistinnen die Liebe ihres Lebens,
wobei sich auch der Wunsch auf Nachwuchs einstellt. Wie im ersten Teil spielt
die Handlung erneut auf zwei Zeitebenen. Einerseits folgte ich der geborenen
Baronesse Anna von Quast von 1911 bis 1918, andererseits las ich davon, was Eva
1977 und in dem darauffolgenden Jahr erlebt.
Anna hat für sich entschieden, dass sie sich allein auf der
Staffelalm oberhalb des Kochelsees, von manchen auch Tonkaalm genannt, zurechtfinden
wird. Ihre Familie hat vor dem Tod der Mutter einige Sommer dort verbracht. Die
Kenntnisse über Botanik, die sie sich bei der Arbeit mit ihrem Vater auf dem familieneigenen
Gut angeeignet hat, kommen ihr täglich zugute. Außerdem beschäftigt sie sich
weiterhin mit Töpferei, was ihr einen Ausgleich zu der harten Arbeit bietet,
die der Boden rund um die Alm abverlangt. Ihr größtes Glück erfährt sie, als
ihre Liebe erwidert wird und diese ihre Einsamkeit beendet.
Die Kapitel wechseln regelmäßig zwischen Anna und Eva. Die
Pharmaziestudentin Eva lebt in einer Wohngemeinschaft, deren Bewohner(innen) meist
harmonieren. Aber ein gemeinsames Erlebnis mit ihren beiden besten Freunden hat
nachteilige Folgen und sie fürchtet sich vor weiteren möglichen Konsequenzen. Innerhalb
der wenigen Monate, in denen Eva im Mittelpunkt der Geschichte steht, ändert
sich ihr Leben in einigen Punkten, wobei sie es nicht verhindern kann,
bestimmte Dinge zur Entscheidung in andere Hände geben zu müssen. Gekonnt
bindet Stephanie Schuster auf beiden Zeitebenen geschichtlichen Fakten in die
Erzählung ein, teilweise beeinflussen sie das Handeln der Protagonistinnen. Passend
fügt sie auch kulturelle Aspekte ein, die die Story beleben.
Die Autorin beschreibt im Roman zahlreiche Möglichkeiten,
mit der Natur umzugehen. Dank eigener Erfahrungen, aber auch durch gute
Recherche gelingt ihre eine authentische Darstellung. Die Befriedigung, die
sich daraus ergibt, wenn man Erfolg hat, mit natürlichen Mitteln zu wirtschaften,
ist sowohl bei Anna wie auch bei Eva deutlich zu spüren. Stephanie Schuster verschweigt
aber auch nicht, dass es Rückschläge gibt, weil die Naturgewalten nicht planbar
sind. Das Unerwartete verpackt sie in dramatische Geschehnisse und baut kleine
Cliffhanger ein, die dafür sorgen, dass man rasch weiterlesen möchte. Die
Geschichte mit ihren vielen liebevoll dargestellten Details im Umgang mit Flora
und Fauna zeigt, wie lange es bereits eine nachhaltige Entwicklung gibt.
Obwohl Eva immer noch damit hadert, adoptiert worden zu
sein, sucht sie den Kontakt zu ihrem Elternhaus. Insgesamt wirkte sie auf mich
inzwischen geerdeter in ihrem Leben als noch im ersten Band, auch wenn ihr die
beste Freundin an ihrer Seite sehr fehlt. Sie wirkt gefestigt in ihren
Ansichten und akzeptiert andere Meinungen. Sowohl Anna wie auch Eva konnten
meine Sympathie gewinnen. Zum Ende hin findet auch der Prolog des ersten Bands eine
Einordnung. Die Verbindung zwischen den beiden Hauptfiguren wird eingehend
erklärt und erfährt zuletzt noch eine unerwartete Wendung.
Mit dem Band „Einfach lieben“ bringt Stephanie Schuster ihre
„Glückstöchter“-Dilogie zu einem geeigneten Abschluss. Der von den beiden
Protagonistinnen während der 1910er beziehungsweise 1970er Jahre gewählte Weg
der Verbundenheit zur Natur ist berührend. Das Buch wird durch einige
Illustrationen der Autorin verschönert. Für alle Leser des ersten Band ist der
zweite Teil ein Muss. Gerne vergebe ich aber auch eine Leseempfehlung an
Leser(innen) historischer Romane, die „Einfach leben“ nicht gelesen haben.