Der Roman „Wo Milch und Honig fließen“ von C Pam Zhang
spielt in einer unweiten Zukunft, in der die Welt von Smog überzogen ist und
dadurch Tiere und Pflanzen aussterben. Ein Mungoproteinmehl hält die Menschheit
am Leben. Die 29-jährige, unbenannte Protagonistin ist Köchin, wurde in
Kalifornien geboren und hat in Europa versucht, ihre Kochkünste zu verfeinern.
Weil die USA inzwischen ihre Grenzen geschlossen hat kann sie nicht zurück in
ihre Heimat. Als ihr Beruf nicht mehr benötigt wird, bewirbt sie sich um eine
Stellung bei einer Forschungsgemeinschaft, deren Laboratorien sich in einem
hohen Berg in Italien befinden, wo gelegentlich noch die Sonne scheint.
Sie erhält den Job, doch zunächst bleibt ihr Arbeitgeber ihr
fern, um sie zu prüfen. Bevor sie ihn persönlich kennenlernt, begegnet sie
seiner 22-jährigen Tochter Aida. Während die Köchin chinesische Wurzeln hat,
ist die Mutter von Aida aus Korea. Die von ihr zu kochenden Gerichte werden
immer eigenwilliger, die Zutaten dafür erhält sie aus den Laboratorien. Hatte
sie zunächst für die Gäste unsichtbar zu bleiben, verlangt ihr Arbeitgeber
schließlich ein besonderes Rollenspiel von ihr. Sie spielt mit, weil sie dafür
reichlich entlohnt wird und sich erhofft, auf diese Weise die Krise bestmöglich
zu überleben.
Die Autorin schrieb den Roman während der Pandemie. Ich
denke, dass sie sich dadurch besonders gut in ihre Hauptfigur hineinversetzen
konnte, der zunächst durch die Klimakrise alltägliche Dinge entzogen wurden und
sie nach Antritt ihrer Stellung eine ungeahnte Fülle an Nahrungsmitteln zur
Verfügung hatte. Die Köchin begegnet auf dem Berg einer ausgewählten
Gesellschaft, die von ihrem Arbeitgeber mit Köstlichkeiten versorgt wird, damit
die Einzelnen in das Unternehmen investieren.
C Pam Zhang scheinen die wohlschmeckendsten Gerichte, die
sie aufführt, nicht auszugehen. Aber ebenso, wie ich beim Lesen Appetit bekam,
verschwand dieser wieder in Anbetracht der Menge und der Eigenwilligkeit. Es
ist mehr als genug, aber das Bild steht für die ungerechte Verteilung von
Nahrung in der Welt. Weiter und weiter dreht sich die Spirale der Befriedigung
der Gelüste und macht auch nicht vor der Köchin halt. Der Arbeitgeber nutzt
seine Macht dazu aus, seine Angestellte seinem Willen unterzuordnen. Die
Autorin spielt mit Klischees über Asiatinnen und verweist dabei auf Ansichten,
wie sie oft unreflektiert verwendet werden.
Die Freundschaft der Köchin mit Aida wird zu einem
gegenseitigen Entdecken weiterer Gelüste. Die Autorin zeigt die Unendlichkeit
von Begierde und wieweit manche für eine Befriedigung bereit sind, zu gehen.
Der Roman endete meiner Meinung nach etwas abrupt und mit einem unerklärten
Geschehen. Aus dem Prolog ergab sich bereits, dass die Köchin die Geschichte
aus der Retrospektive erzählt, dadurch war mir von Beginn an bewusst, dass sie
die Krise überleben würde. Der Schluss erzählt im Überflug das, was sie bis zu
ihrer Gegenwart als Dozentin erlebt hat, ohne weitere Schwelgereien.
C Pam Zhang hat mit „Wo Milch und Honig fließen“ einen Roman
geschrieben, bei dem in mehrerlei Hinsicht das Verlangen und der Genuss im
Vordergrund stehen. In einer nahen zukünftigen Welt, bei der alles Leben gefährdet
erscheint, gibt es einige Gutbetuchte, die sich ihren Lebensstandard sichern
möchten. Doch die habgierige Gesellschaft ist anfällig. Eine unbenannte Köchin,
die sich selbst als mittelmäßig ansieht, zeigt ein Gerechtigkeitsempfinden, das
sich für ihr Umfeld störend auswirkt. Gerne empfehle ich das Buch an diejenigen,
die sich lesend der Lust am Essen und anderem widmen möchten.