Emanuel Bergmann schreibt in seinem Roman „Tahara“ von der
verstörenden Beziehung zwischen dem bekannten Filmkritiker Marcel Klein aus
Berlin und der geheimnisumwitterten Französin Héloïse Becker. Der Titel spielt
auf den vielbeachteten Artikel an, den Marcel am Anfang seiner Karriere über
das Ritual der Beerdigung seines Vaters geschrieben hat. Tahara ist hebräisch
und bezeichnet die Totenwäsche, die nach bestimmten Abläufen erfolgt.
Der knapp fünfzigjährige Marcel Klein ist zu den
Internationalen Filmfestspielen in Cannes angereist. Im Bistro des Hotel
begegnet er Héloïse zum ersten Mal, als diese nach einem freien Platz
sucht. Marcel findet Héloïse attraktiv und Héloïse findet Marcel und seinen
Beruf faszinierend. Doch es kommt zum Streit, so wie später immer wieder.
Dennoch können sie auch in den nächsten Tagen nicht voneinander lassen. Beide
haben etwas zu verbergen. In der gemeinsam verbrachten Zeit glänzen nicht nur
ihre guten Seiten.
Der Autor nimmt den Lesenden mit in die Welt des Films, die
er aus eigener Erfahrung sehr gut kennt, weil er für Filmstudios und
Produktionsfirmen journalistisch tätig gewesen ist. Der Protagonist gehört zu
einer international besetzten Gruppe, die sich rund um den Globus zu den
jeweils stattfindenden Filmfestspielen trifft. Es ist eine schillerndes
Universum voller Stars und Sternchen. In der Geschichte erklärt Marcel der
Französin, worauf er bei seinen Interviews achtet, Emanuel
Bergmann lässt hier sein Wissen einfließen. Er schaut darauf, wie Journalisten ihre
Informationen gewinnen, indem er Marcel über die Arbeitsweise seiner Kollegen berichten
lässt. Ich fand die Einblicke in die Filmindustrie interessant, die Emanuel
Bergmann mir beim Lesen gewährte.
Immer mehr erzählt der Autor auch aus der Vergangenheit von
Marcel und. Was ich erfuhr, machte mir die beiden nicht unbedingt sympathischer,
aber es zeigte mir Gründe dafür auf, warum die Hauptfiguren versuchen, sich in
Cannes auf verschiedene Weisen zu berauschen. Mit ihren Streitigkeiten rühren
sie an wunde Punkte, aber gerade dadurch fühlen sie sich herausgefordert. Emanuel
Bergmann treibt die sich entwickelnde Liebe auf eine Spitze zu, um dann mit
einer Wendung aufzuwarten, was die Geschichte abwechslungsreich gestaltet.
Emanuel Bergmann schaut in seinem Roman „Tahara“ auf die
glitzernde Welt des Films. Mit sarkastischen Unterton treibt er den
Filmkritiker Marcel in eine Krise. Gleichzeitig beginnt der Journalist mit der
Französin Héloïse eine geheimnisumwitterte Liebesbeziehung, die
unabsehbar voller positiver, aber auch negativer Emotionen ist. Gerne vergebe
ich eine Leseempfehlung für diesen bewegenden Roman.