Die Novelle „Der ehrliche Finder“ der Belgierin Lize
Spit ist eine Geschichte über die Freundschaft zweier Jungen, die sich in viele
Eigenschaften unterscheiden. Die Erzählung spielt Ende des letzten Jahrhunderts
in dem fiktiven belgischen Ort Bovenmeer.
Einer der beiden Protagonisten ist Jimmy. Er ist etwa neun
Jahre alt und besucht die dritte Schulklasse. Als einziges Kind seiner Eltern
lebt er nach dem Auszug seines Vaters im Einfamilienhaus allein mit seiner
Mutter. Jimmy sammelt mit Begeisterung die sogenannten Flippos, die seit Mitte
der 1990er einige Zeit bestimmten Chipstüten in Belgien beilagen und von denen
es damals weit über 500 mit verschiedenen Cartoons gegeben hat. Er ist ein sehr
guter Schüler und wahrheitsliebend. Eines Tages sieht er Geld in einem
Bankautomaten stecken, nimmt es an sich, gibt es aber bald darauf der
Besitzerin wieder zurück, die inzwischen nach ihrer Abhebung sucht. Der Titel
nimmt hierauf Bezug.
Die zweite Hauptfigur ist der elfjährige Tristan, der eines
Tages zum Mitschüler von Jimmy wird. Er ist mit seinen Eltern und sieben
Geschwistern aus dem Kosovo geflohen. Obwohl er zunächst kaum ein Wort Deutsch
spricht, werden die beiden schnell Freunde. Die Familie von Tristan wartet
darauf, das Bleiberecht in Belgien zu erhalten. Um die Wahrscheinlichkeit zu
erhöhen, dass die Genehmigung erteilt wird, denkt Tristan sich etwas aus und
bittet Jimmy um Mithilfe. Doch für die Freunde wird die Umsetzung des Plans zum
Drama.
Das Gefühl der Einsamkeit kennt Jimmy sehr gut. In Tristans
Familie lernt er den Zusammenhalt und das Füreinanderdasein kennen und
schätzen. Entsprechend der Erzählungen des Freund stellt Jimmy sich vor, welchen
Strapazen Tristan auf der Flucht ausgesetzt war. Mit seiner Hilfsbereitschaft
versucht er ihm das jetzige Leben zu erleichtern. Außerdem hofft er darauf,
dass der Freund seine Sammelleidenschaft teilt und sie dadurch einem
gemeinsamen Hobby nachgehen können.
Die Autorin lehnt ihre Geschichte an dem wahren Schicksal
einer geflüchteten Familie aus dem Kosovo an. Ihre Schilderungen sind
ergreifend, aber ich hätte gerne noch einiges mehr über das Leben der beiden
Familien erfahren aus der Zeit, bevor die Jungen sich miteinander befreundet
haben. Das Thema der Asylsuchenden ist und bleibt aktuell und mit Konflikten
belastet.
Lize Spit verdeutlicht in ihrem Buch „Der ehrliche Finder“,
dass die Freundschaft von Kindern auf anderen Faktoren beruht als auf
gesellschaftlichem Stand, Alter und Geschlecht. Zwar bleibt die Novelle weit
hinter ihren ausführenden Möglichkeiten zum Thema Asyl zurück, ist aber lesenswert
und bewegend.