In ihrer Urban Fantasy „Nightowls – Boten der Dämmerung“
wirft Kathrin Tordasi einen besonderen Blick auf die Nacht, in der Nyx, James
und Leon ihre Fähigkeiten ausleben können. Die drei haben verschiedene Eltern,
die verstorben sind, als sie noch Kinder waren. Deswegen wurden sie von Diane
Harling adoptiert und auf deren Wohnsitz gebracht, bevor der Orden des Ersten
Tages auf ihre speziellen Fähigkeiten aufmerksam werden konnte.
Die Adoptivgeschwister verfügen über paranormale Talente.
Diane möchte die drei davor bewahren zum Chaosträger zu werden. Ihrer Meinung
nach wird es dazu kommen, wenn sie ihre speziellen Begabungen vernachlässigen
oder undiszipliniert damit umgeht. Dennoch kommt es zu einem tragischen Vorfall
mit weitreichenden Konsequenzen. Einige Jahre später rettet James eine
Zivilistin vor den Übergrifflichkeiten eines Boten des Tages. Bald wird
deutlich, dass es in London jemanden geben muss, der die Stadt mit Chaos füllt.
Diese oder dieser Unbekannte muss aufgehalten werden, damit der dadurch vermutete
Weltuntergang verhindert werden kann.
In ihrer ersten Fantasy für erwachsene Lesende erschafft
Kathrin Tordasi eine Welt voller Mythen, die ineinandergreifen. Nyx kann Träume
zu sich locken, doch mit ihrem zunehmendem Alter fühlt sie Unstimmigkeiten
darin anwachsen. Außerdem ist es ihr eigen, eine Tür zur Nacht zu öffnen.
Dagegen kann James Dunkelheit erzeugen und er spürt das Chaos in anderen
Menschen. Ihre Talente ergänzen sich im Kampf gegen das Böse, das in der
Geschichte immer mächtiger wird und schließlich zu einem furiosen Finale führt.
Bis dahin jedoch versorgte mich die Autorin als Leserin mit zahlreichen
Mysterien rund um die Nacht und dem drohenden Chaos. Die Erklärungen sind
komplex, wodurch das Ausmaß des drohenden Grauens erst langsam bewusst wird.
Ebenso wie bei ihrer Kinderbuchserie „Brombeerfuchs“ geht es
in der Geschichte darum, dass man durch den gemeinsamen Einsatz seiner
Fähigkeiten eher zu einer Lösung gelangt. Jedoch scheinen die Widersacher gute
Gründe zu haben, das Chaos auf ihre Weise zu verhindern. Die Autorin versucht
redensartlich die zwei Seiten einer Medaille sichtbar zu machen. Selbst Nyx und
James sind sich nicht immer klar darüber, ob sie auf der Seite des Guten
stehen, was die Lektüre zu einem abwechslungsreichen Leseerlebnis macht, obwohl
die Begründungen auch zu gewissen Längen führen. In „Nightowls“ sind die
Gefühle der Protagonistinnen und des Protagonisten tief, manchmal zwiespältig
und konfliktbehaftet. Ihre Handlungen sind von Freundschaft, Liebe, Hass,
Furcht und Trauer getrieben.
„Nightowls – Boten der Dämmerung“ von Kathrin Tordasi ist
eine Geschichte über die Rivalität zwischen Nacht- und Tagboten. Die Autorin
schlägt sowohl laute wie auch leise Töne an, wenn sie das Chaos wirbeln lässt,
beziehungsweise die entsprechenden Erklärungen dazu beschreibt. Gerne vergebe
ich eine Leseempfehlung für diese stimmungsvolle Fantasy.