Rezension von Ingrid Eßer
Titel: Verraten - Der zehnte Fall für Carl Morck,
Sonderdezernat Q
Autor: Jussi Adler-Olsen
Erscheinungsdatum: 21.03.2024
Verlag: dtv (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag und Leseband
ISBN: 9783423283526
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Mit dem Thriller „Verraten“ schließt der dänische Autor
seine Serie rund um das Sonderdezernat Q mit dem zehnten Fall für Kriminalkommissar
Carl Morck und seinem Team ab. Der erste Band „Erbarmen“ erschien im Jahr 2007
und trägt den Untertitel „Die Frau im Bunker“. Ebenjener Frau begegnete ich als
Leserin im aktuellen Buch erneut, doch wie sie in das Geschehen um die lange
erwartete Aufklärung des „Druckluftnagler-Falls“ involviert ist, verrate ich
nicht.
Die Geschichte beginnt mit einem kurzen Rückblick auf den
Beginn einer Ermittlung im Jahr 2006, an dem damals Carl und seine Kollegen
Hardy und Anker beteiligt waren. Wie man als Fan der Thriller-Reihe weiß, endete
die Szene in einem Fiasko, was man später detailliert erklärt bekommt. In einem
weiteren Prolog wurde mir der Rotterdamer Polizist Eddie vorgestellt, der tief
in zwielichtige Machenschaften verwickelt zu sein scheint und von oberen
Mächten einer Organisation für sein Fehlverhalten bedroht wird. Erst dann
beginnen die Kapitel, von denen das erste die letzte Szene des neunten Falls
„Natrium Chlorid“ nahtlos fortsetzt.
Am zweiten Weihnachtstag 2020 wird Carl wegen Drogenhandels
und unter Mordverdacht verhaftet. Im Gefängnis verweigert man ihm eine
Isolation von den anderen Häftlingen, obwohl er als Ermittler mit Übergriffen
rechnet. Er hat für einige Schuldsprüche von Täter(inne)n vor Gericht gesorgt
und in Verbrechenskreisen ist das weitläufig bekannt. Dagegen halten seine
Kollegen ihn nun für korrupt und er erhofft sich von ihnen wenig Hilfe. Carl
vertraut einzig seiner Frau sowie seinem Team des Sonderdezernats Q, die aber
von oberster Seite aufgefordert sind, sich aus den Ermittlungen gegen Carl
herauszuhalten. Carls Situation wird noch brisanter, als sich während der Haft
herausstellt, dass der- oder demjenigen eine hohe Summe ausgezahlt wird, die
oder der ihn ermordet.
Carl muss Taktik einsetzen, um sich selbst zu schützen, doch
auch er durchschaut nicht immer den Charakter der Mithäftlinge sowie Wärter und
Wärterinnen. Er muss viel Geduld aufbringen, denn er selbst hat keine
Möglichkeit, die gegen ihn gerichteten Vorwürfe zu entkräften. Der Autor lässt
einige zweifelhafte Figuren auftreten. Über der Handlung steht ständig die große
Frage, ob Carl im Druckluftnaglerfall unschuldig ist oder nicht. Wird er sich
endlich an weitere Details der Szene erinnern, in der einer seiner Kollegen den
Tod fand und der andere schwer verletzt wurde? Umso erstaunlicher ist es, dass
man ihm nun selbst nach dem Leben trachtet.
Von Beginn an baut Jussi Adler-Olsen zunehmend Spannung auf,
die er durch immer neue Wendungen bis zum Ende hochhält. Mir als Leserin kamen
bereits durch die Rolle von Eddie die ersten Gedanken dazu, in welcher Richtung
ein oder mehrere Drahtzieher(innen) mit einem Interesse am Ableben von Carl zu
finden ist oder sind. Auch das Team vom Sonderdezernat Q hat keinen leichten
Stand und beweist in seinem letzten Fall wie gut man einander kennt, seine
Stärken einbringen kann und sich aufeinander verlässt, ohne dass man
ausführlich darüber diskutiert.
Im Thriller „Verraten“, dem zehnten und letzten Fall für
sein Cold Case Dezernat der Kopenhagener Polizeibehörde, läuft Jussi
Adler-Olsen noch einmal zur Höchstform auf. Zwar sind die dargestellten
Ereignisse zunehmend überspitzt, sorgen aber im wahrsten Sinne des Wortes für
Sprengkraft und Nervenkitzel mit einem überraschenden Bösewicht am Ende. Der
abschließende Band ist für alle Carl Morck Fans ein Must-Read und eine
Empfehlung für alle Thrillerlesende.