Die fast 16-jährige Emma empfindet ihr Leben als eintönig.
Sie ist die Protagonistin des Jugendromans „Emmas Herzdilemma“ von Stefanie
Gerstenberger. Gemeinsam mit ihren Eltern und einem Großvater wohnt sie in
Köln-Lindenlauf. Manchmal hält sie sich nicht an die von Vater und Mutter
aufgestellten Regeln. Als sie eine Woche vorm Sommerurlaub der Familie den Hund
ihres Opas ausführt, kommt sie am Bode-Park vorbei, in dem der von ihr
umschwärmte Oskar mit seinen Freunden Skatebord trainiert. In einem Moment
ihrer Unaufmerksamkeit verunfallt der Hund. Emmas Eltern verlangen von ihr,
dass sie die Tierarztkosten übernimmt, die sie in der Pension ihrer Tante in
Italien erarbeiten soll. Kurz vor dem Abflug hat sie bei Gelegenheit die Fäden
in der Hand, den weiteren Verlauf ihrer Ferien zu gestalten.
Mir hat es sehr gut gefallen, dass die Autorin ihrem Roman
zwei Handlungsverläufe gibt. Der Ablauf ändert sich in dem Augenblick, in dem
Emma das Portemonnaie ihrer Flugbegleitung auf dem Tisch liegen sieht. Nimmt
sie es an sich, wird sie nach Italien fliegen, wenn nicht, bleibt sie in Köln.
Immer wieder springt die Geschichte von einem Verlauf zum anderen. Damit wurde
ich als Leserin dazu angeregt kapitelweise zu überlegen, was mir an Emmas
Stelle lieber wäre: die Ferien in Italien mit der Arbeit in der Pension
verbringen und den süßen Boy mit der Vespa kennenlernen oder in Köln dem
Großvater zur Hand gehen und Oskar im Park beim Skaten zuschauen. Beides
beinhaltet die Möglichkeit ein Verhältnis mit dem jeweiligen Jungen anzufangen.
Stefanie Gerstenberger sorgt für unerwartete Entwicklungen
in beiden beschriebenen Ereignisabläufen. Dem Roman erhält durch die Einbindung
von schwierigen Themen wie beispielsweise erheblichem Alkoholgenuss,
Übergriffigkeiten, Scheidung der Eltern und Vertrauen in einer Beziehung an
Tiefe. Je nach Geschehnissen tendierte ich mehr dazu, dass Emmas Ferien in
Italien ihr besser gefielen im Vergleich zu denen in der Heimat, mal war es
andersrum.
Die Covergestaltung gibt dem Buch einen sonnigen
sommerlichen Touch. Anhand von Piktogrammen und der Schriftart lässt sich
leicht unterscheiden, ob man sich beim Lesen in Italien oder Deutschland
befindet. Ich habe das Verhalten von Emma und ihren Freunden und Freundinnen in
beiden Erzählungen altersgerecht und realistisch empfunden. Jede von Emmas
Handlungen hat Konsequenzen, aber meist kann sie nicht voraussehen, ob diese
sich zum Guten hin für sie auswirken oder ob sich daraus etwas von ihr
Unerwünschtes ergibt.
Die zwei verschiedenen Enden zeigen schließlich, dass Vieles
eine Laune des Schicksals ist. Gerne empfehle ich diesen romantischen und
originellen Roman, bei dem man sich amüsieren, aber sich auch an der Seite der
Protagonistin Sorgen macht, weiter an alle Jugendlichen ab 12 Jahren, aber
ebenso an Erwachsene, die gerne an der Seite der Protagonistin die erste Liebe erleben möchten.