Die Eltern der Protagonistin leben seit vielen Jahren
getrennt, weil Jellas Mutter von der Kleinstadt gelangweilt war und nach Berlin
zog. Jella blieb bei ihrem Vater, weil sie als Grundschulkind bereits erkannte,
dass er sie an seiner Seite brauchte. Als Teenager versuchte sie sich so zu
geben wie andere Gleichaltrige, deren Verhalten und äußeres Aussehen ihr
gefielen. Sie zeigt dabei die für sie schönste Version von sich selbst. Jahre
später lernt sie Yannick in einer Bar kennen. Er ist Künstler und mit seinen
Arbeiten bisher wenig erfolgreich, versteht sich selbst aber in der Beziehung
als maßgebend kultiviert. Jella wird neben ihrem Studium und ihrem Job zu
seiner Muse. Bald ziehen die beiden in eine gemeinsame Wohnung. Die beiden
verstehen es zunehmend, den anderen an seinen verwundbaren Stellen zu treffen.
Die Autorin beschreibt ein denkbares Szenario in einer teils
derben, offen ehrlichen Sprache mit der sie Szenen schildert, die genau
hinschauen auf weibliche Befindlichkeiten. Mir persönlich war das häufig zu nah,
mir blieb wenig Raum für eigene fantasievolle Gedanken. Positiv an der
Geschichte fand ich neben der Thematisierung des schwierigen Aspekts der
häuslichen Gewalt das Herausarbeiten der Bedeutung von Erfahrungen aus der
Kindheit auf das spätere Verhalten und die Relevanz von Freundinnen, beides
verbunden mit der Suche nach Identität. Dennoch hätte ich mir gewünscht, dass
die Themen stärker ins Alltagsleben integriert worden wären und weniger in
einer detaillierten Veranschaulichung jeder sexuellen Vereinigung der
Hauptfigur. Grundsätzlich wird durchgehend viel geweint und geschluchzt in
allen möglichen Lebenslagen. Wer das mag, ist hier richtig. Meine Erwartungen,
nach Lesen des Klappentextes, wurden leider nur teils erfüllt.