Die Handlung der Contemporary-Fantasy „Lucid Truth – Was,
wenn wir nicht Erwachen?“, dem zweiten Bans der traumhaften Trilogie Nina Martin,
setzt zwei Wochen nach den Begebenheiten ein, die im ersten Teil beschreiben
wurden. Der Band wurde in einer limitierten Erstauflage mit Nachtleuchtfarbe
ausgestattet, wodurch der weißgeschriebene Titel auch im Dunkeln zu lesen ist,
was wunderschön aussieht.
Die Protagonistinnen Ria und Selena wissen immer noch nicht,
welche weiteren Auswirkungen die Ereignisse in der Traumwelt Somna, die im
ersten Teil beschrieben wurden, sich im Folgenden auf die wache Welt Corpora
ergeben werden. Bald schon merken die beiden, dass die Albträume der Menschen
nicht aufzuhalten sind und sie sich unerwünscht in mancherlei Form manifestieren.
In den Träumen der Menschen, die dabei ursprünglich von Corpora nach Somna
gerieten, war alles möglich: fliegen und eine andere Gestalt annehmen, leider
aber garstigen Wesen begegnen. Eine überschaubare Anzahl von Menschen hat die
Gabe, nicht selbst zu träumen, sondern in die Träume von anderen einzusteigen.
Die meisten von ihnen sind in der Traumunion vereinigt.
Das Bündnis verweigerte es früher anzuerkennen, dass auch
Frauen Traumgehende sein können. Ria hat sie von dem Gegenteil überzeugt, aber
nun soll sie verschweigen, dass es auch noch andere weibliche Personen mit dieser
Gabe gibt. Selena, als weitere Hauptfigur, ist mit ihrer Freundin Mo nach
Griechenland geflogen. Der illegale Traumgänger Eric hatte sie veranlasst, ihm
bei der Zerstörung von Somna zu helfen. In ihrem Geburtsland möchte sie
herausfinden, ob seine Behauptung stimmt, dass die Traumgänger durch ein
bestimmtes Geschehen ihre Gabe verlieren werden und wie es nun mit der Welt der
Träume weitergehen soll. Ihre Mutter könnte eventuell mehr darüber wissen, aber
leider ist ein Gespräch mit ihr über das Thema Somna konfliktbehaftet.
Wie bereits im ersten Band der Reihe fokussieren die Kapitel
erneut abwechselnd auf Ria und Selena. Wer den Beginn nicht gelesen hat, wird
den Prolog kaum einordnen können, bei allen anderen weckt er Hoffnung darauf,
dass eine beliebte Person des bisherigen Geschehens, die verloren zu sein
schien, doch noch wiederkehrt. Geschickt erinnerte mich die Autorin durch eine
Pressemitteilung, die Ria im ersten Kapitel liest, an die vergangenen
Ereignisse. Die Protagonistin ist im Zwiespalt über ihr weiteres Vorgehen, denn
so sehr sie sich eigentlich von der Traumunion distanzieren möchte, so dringend
benötigt sie weitere Traumgänger, um die Welt der Träume wieder aufzubauen.
Nina Martins Fantasy ist komplex.
Sie lässt ihre Protagonistinnen in manche siegesgewisse Höhen steigen und
einige emotionale Täler durchschreiten. Zum Glück stehen ihnen nicht nur
Widersacher entgegen, sondern es finden sich auch Unterstützer mit Ecken und
Kanten, die mir als Leserin manchmal suspekt erscheinen, was aber den Reiz der
Erzählung ausmacht. Es wirft sich die Frage auf, wie eine gute Zukunft für die
Menschheit aussehen sollte. Mehr und mehr zeigt die Figur des Eric seinen
wahren Charakter und ich erfuhr Einzelheiten aus seiner Vergangenheit und
seiner Freundschaft zu Selenas Vater.
In der traumhaften Fantasy von Nina Martin geht es auch im
zweiten Band „Lucid Truth – Was, wenn wir nicht erwachen?“ um nicht weniger darum,
die Macht über die Weltherrschaft zu erhalten. Die Sicht der Protagonistinnen
als Ich-Erzählerinnen erlaubt es an ihren nachdenklichen, erfreuten,
erschütterten oder hoffnungsvollen Gedanken und vielfältigen Gefühlen
teilzuhaben. Die Spannung bleibt über die Seiten hinweg erhalten und ließ mich,
wie beim ersten Band, am Schluss des Buchs mit einem Cliffhanger ungeduldig auf
den abschließenden Teil wartend zurück. Gerne vergebe ich eine Leseempfehlung
für die Fans des Genres.