Vor der Villa, in der einige Rätselmacher*innen in
Bedfordshire leben, findet eine von ihnen an einem Tag im Jahr 1991 auf den
Eingangsstufen eine Hutschachtel, in der ein Baby abgelegt ist. So beginnt der
Roman „Das größte Rätsel aller Zeiten“ von Samuel Burr. Die Finderin Pippa
Allsbrooks ist zu diesem Zeitpunkt 64 Jahre alt. Für sie erfüllt sich mit dem
Fund ein Herzenswunsch. Den Jungen nennt sie Clayton mit Vornamen und er erhält
den Nachnamen Stumper, weil es eine knifflige Frage ist, wer ihn vor der
Haustür abgelegt hat.
Clayton ist 25 Jahre alt, als seine Ziehmutter stirbt. Er
ist im behüteten Umfeld der etwa acht Rätselmacher aufgewachsen, die inzwischen
alle im betagten Alter sind. Pippa hat ihm nie verraten, wer seine Eltern sind,
für ihn ist das, entsprechend dem Buchtitel, das größte Rätsel aller Zeiten. Pippa
vermacht ihm ein von ihr über Monate hinweg geplantes, mehrstufiges Rätsel. Um
die Lösungen zu finden, von denen er hofft, dass sie ihm letztlich seine
Herkunft offenbaren, muss er sich zum ersten Mal im Leben allein auf den Weg
begeben. Die Rätselmacher waren beim Aufwachsen von Clayton immer an seiner
Seite und daher erzählt der Autor in einem zweiten Handlungsstrang davon, wie
es dazu kam, dass Pippa die Gemeinschaft gegründet hat und alle zusammen in
einem Haus leben.
Neben Pippa und Clayton als Hauptfiguren, hat Samuel Burr
eine Reihe weiterer liebenswerter Rätselmacher geschaffen, die alle Ecken und
Kanten besitzen. Sie sind bei der von ihnen gewählten oder entwickelten Form
von Rätseln wahre Meister. Beispiele unterschiedlicher Art zu Knobeleien gibt
es im gesamten Roman, sei es ein Kreuzworträtsel, ein Labyrinth, aber auch ein
Gitterrätsel. Wer möchte, kann miträtseln, wer sich lieber dem Sog der
Geschichte hingibt, kann sich über kurz oder lang die Lösungen erlesen.
In der Vergangenheit hatten die Hausbewohner mit
unterschiedlichen Sorgen zu kämpfen, vor allem fehlten finanzielle Mittel für
Reparaturen. Im Laufe der Zeit entwickelte sich über einen respektvollen Umgang
miteinander ein freundschaftliches Gemeinschaftsgefühl. Das Stillschweigen über
bestimmte Angelegenheiten bereitet in dieser Zeit ein großes Problem. Offene
Gespräche bewähren sich als friedensstiftend und lösungsgebend.
Pippa ist intelligent und beharrlich. Sie weiß genau, an
welchen lebenswichtigen Fertigkeiten es Clayton mangelt. Durch ihre Rätsel
führt sie ihn genau an solche Orte, an denen er fehlende Kompetenzen. Clayton
lernt auf diese Weise ständig neue Seiten an sich kennen und entdeckt bisher
ungeübte Gefühle. Beide Figuren wurden mir sympathisch.
Der Roman „Das größte Rätsel aller Zeiten“ von Samuel Burr
ist eine einfühlsam geschriebene Geschichte über eine Gemeinschaft von
Rätselmachern und dem verständnisvollen Umgang miteinander, über Freundschaft
und Selbstfindung. Ungewöhnlich sind die Rätsel zum Mitdenken, die der
Protagonist zu lösen hat, um seine Herkunft zu klären und die von Beginn an für
eine anhaltend hintergründige Spannung sorgen. Gerne empfehle ich das Buch
weiter.