Autorin: Iida Turpeinen
Übersetzer: Maximilian Murmann
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Im Jahr 1741 begeben sich zwei Schiffe von der Küste Kamtschakas zu einer Forschungsreise auf, um die Küste Amerikas zu erkunden. An Bord der "Swjator Pjotr", dessen Kapitän Vitus Bering ist, befindet sich auch der Naturforscher Georg Wilhelm Steller. Er möchte möglichst viele neue Tiere und Pflanzen entdecken. Doch die Zeit auf amerikanischem Boden ist kurz, und die Rückreise gestaltet sich als schwierig. Die verbleibende Mannschaft strandet auf einer unbewohnten Insel und harrt dort monatelang aus. Vor Ort entdeckt Steller gewaltige, friedliche Seekühe. Aus Forschersicht ist es ein spannender Fund, für die schiffbrüchige Mannschaft aber vor allem eine sehr gute Nahrungsquelle. Rund hundert Jahre später ist Stellers Seekuh eine Legende, die seit Jahrzehnten niemand mehr gesehen hat. Der Wunsch ist groß, wenigstens ein Skelett zu finden, um zu belegen, dass die Art tatsächlich existiert hat. Ihr Schicksal ist nur eins von vielen Arten, die unter Beteiligung des Menschen ausgestorben sind.
Das Cover erinnert mich ein wenig an "Das Jahr des Dugong" von John Ironmonger und ich erwartete eine Geschichte, die sich ähnlich wie die Bücher des besagten Autors mit den Folgen des menschlichen Handelns auf die Natur beschäftigt. Den Rahmen des Debütromans von Iida Turpeinen bildet das Skelett von Stellers Seekuh, das heute im naturhistorischen Museum von Helsinki zu sehen ist. Die Autorin nahm mich als Leserin mit ins Jahr 1741 ihrer Entdeckung durch den Naturforscher Steller.
Es gibt keine Dialoge, sondern eine allwissende Erzählstimme, die mich mit durch die Jahrzehnte nahm. Aus meiner Sicht befindet sich der Roman damit an der Grenze zum erzählenden Sachbuch. Nach der Forschungsreise im Jahr 1741 gibt es im zweiten Teil einen Sprung ins Jahr 1859, wo der neue Gouverneur von Alaska gebeten wird, nach dem Skelett der Seekuh zu suchen. Auch im Jahr 1861 und in den 1950er Jahren lernte ich Charaktere kennen, deren Lebensweg mit dem der Seekuh verbunden ist. Durch die Erzählweise erfuhr ich viel Wissenswertes, baute zu den Charakteren aber keine engere Beziehung auf und erlebte Momente, in welcher sich die Geschichte etwas in die Länge zog.
Das Buch zeigt auf eindrucksvolle Weise, wie der Mensch dazu beiträgt, dass Tierarten aussterben. War man früher noch der Überzeugung, dass lang nicht gesichtete Tiere sich neue Lebensräume gesucht und bloß nicht gefunden wurden, hat erst allmählich die Erkenntnis eingesetzt, wie groß und endgültig der menschliche Einfluss hier ist. Stellers Sehkuh ist dabei ein gutes Beispiel, deren Schicksal ins Nachdenken bringt. Auch das Aussterben anderer Arten wird thematisiert, im letzten Teil gibt es zum Beispiel Einblicke in die Konsequenzen des Trends im 20. Jahrhundert, Vogeleier zu sammeln und auszupusten, wodurch ebenfalls Arten ausgestorben sind. Insgesamt ist "Das Wesen des Lebens" ein gelungener Roman rund um das Thema des Aussterbens der Arten und wie das Forschungs-, Jagd- und Sammelverhalten des Menschen dazu seit mehreren Jahrhunderten beiträgt.