In ihrem Roman „Genau so, wie es immer war“ beschreibt
Claire Lombardo nach ihrem Debüt „Der größte Spaß, den wir je hatten“ erneut
ein familiäres Drama rund um ihre Protagonistin Julia Grace Ames, geborene
Marini. Julia möchte am 60. Geburtstag ihres Ehemanns Mark eine Party
veranstalten, wozu sie eine spezielle Zutat zum Dinner benötigt. Es hat für sie
weitreichende Folgen, dass sie zu einem anderen Supermarkt fährt als dem
üblichen, denn dort begegnet sie Helen, einer früheren Freundin. Das
unerwartete Treffen löst bei Julia Erinnerungen aus an Ereignisse, die zwanzig
Jahre und länger zurück in ihrer Vergangenheit liegen.
Die Geschichte spielt auf mehreren Zeitebenen und ist in
einer personalen Erzählperspektive geschrieben. In der Gegenwart steht Julias 17-jährige
Tochter Alma kurz vor ihrem Highschool Abschluss, als ihr älterer Bruder Ben
die Familie mit einer erfreulichen Nachricht überrascht. Julia lebt einen
geregelten Alltag, aber die Begegnung mit Helen, die Teenagersorgen der Tochter
und die Veränderung in Bens Leben bringen ihre Routinen aus dem Gleichgewicht,
genau so, wie es vor langer Zeit schon einmal geschehen ist. Die Kapitel des
Romans springen zwischen den Handlungsebenen.
Die Stärke der Geschichte basiert darin, dass die Autorin
ihre Figuren sehr gut ausformuliert, die Interesse beim Lesenden wecken. In den
Rückblenden erfuhr ich, warum Julias Kontakt zu Helen abgebrochen ist. Aber
erst als ich zunehmend mehr Einzelheiten aus der Kindheit der Protagonistin
erfuhr, konnte ich die Beweggründe zu den Handlungen der Protagonistin vor
zwanzig Jahren besser verstehen.
Bevor Julia Mark durch Zufall kennenlernte hatte sie mehrere
Jahre für sich allein gelebt. Sie war es gewohnt, Entscheidungen selbst zu
treffen, was auch ein Ergebnis ihrer Erziehung ist. Julia wurde durch eine
angespannte Beziehung zu ihrer Mutter geprägt, aus der sie mitgenommen hat,
dass sie gelegentlich nicht deren Wertansprüchen entsprach. Es war nicht
einfach für sie, sich am Beginn ihrer Ehe mit ihrem Mann über bestimmte
Angelegenheiten abzusprechen. Sie neigt dazu, sich vergleichsweise lange
Gedanken zu Sorgen zu machen, die nicht die ihren sind. Indem sie Kontakte
meidet, verhindert sie, sich mit Problemen anderer zu beschäftigen. Von Beginn
an schaut sie argwöhnisch auf die besten Freunde von Mark, dadurch bleibt immer
ein Stück Misstrauen in ihrem Verhältnis. Nach der Geburt ihres Sohns fällt ihr
der Umgang mit anderen Müttern nicht einfach. In Helen findet sie zu dieser
Zeit eine mütterliche Ratgeberin, deren Selbstbewusstsein sie bewundert. Ihre
neue, einige Jahre ältere Freundin weckt in ihr Gefühle, in denen sie nicht
geübt ist.
Claire Lombardo schreibt abwechslungsreich, denn im Leben
ihrer Protagonistin geschehen immer wieder unerwartete Begebenheiten. Julia als
Kind, Teenager, Ehefrau und Mutter erlebt Situationen, die vermutlich viele
Lesende wiedererkennen, was sie mir nahbar machte. In Diskursen erlebt man,
dass es oft unterschiedliche Meinungen über ein Thema gibt ohne eine beste
Lösung.
Der Roman „Genau so, wie es immer war“ von Claire Lombardo konnte mich im gleichen Maß begeistern wie ihr Debüt. Tiefgründig und feinsinnig beschreibt die Autorin die Gefühlswelt ihrer Protagonistin Julia, die es gelernt hat, sich nach einer schwierigen Kindheit einen Weg im Leben zu suchen und an den Anforderungen des Lebens gereift ist. Einige Twists und wohlgehütete Geheimnisse sorgen für eine hintergründige Spannung. Sehr gerne vergebe ich eine Leseempfehlung.