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Mittwoch, 11. September 2024

Rezension: Tee für die Geister von Chris Vuklisevic


Tee für die Geister
Autor: Chris Vuklisevic
Übersetzerin: Maria Hoffmann-Dartevelle
Hardcover: 464 Seiten
Erschienen am 11. September 2024

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Die in Nizza lebende Félicité ist als Geisterschleuserin tätig: Im Auftrag ihrer Klienten macht sie Geister ausfindig, die vor der Beendigung eines Satzes gestorben sind. Mit ihrem besonderen Tee, den auch Geister trinken können, bringt sie diese zum Reden und hilft ihnen hinüber. Sie stammt aus einem abgelegenen Bergdorf, in das sie gelegentlich zurückkehrt, um ihre Mutter zu besuchen. Diese ist die einzige verbleibende Bewohnerin des Dorfes und doch meist nicht anzutreffen, denn seit vielen Jahren teilt sie sich ihren Körper mit über fünfzig anderen Persönlichkeiten. In einem verzweifelten Versuch, sie zum Reden zu bringen, geht Félicité unabsichtlich zu weit – kurz stirbt ihre Mutter einen gewaltsamen Tod. Félicité will mehr über die Umstände herausfinden und informiert außerdem ihre Zwillingsschwester, zu der sie seit dreißig Jahren keinen Kontakt mehr hatte. Diese führt ein Hexenleben tief im Wald, nachdem sie ihr Leben lang nur Ablehnung erfahren hat. Denn bei jedem Wort entschlüpft ihrem Mund ein Schmetterling, der Zerfall bringt, und ihre Wutanfälle bringen ungeahnte Zerstörung. 

Zu Beginn des Romans wurde ich von einem Erzähler angesprochen, der sich selbst nicht vorstellt. Er kündigte an, mir die Geschichte von zwei Schwestern zu erzählen, die Geister jagen und die mit den seltsamen Ereignissen im Bergdorf Bégoumas in Verbindung stehen, dessen Bewohner es im Jahr 1956 innerhalb eines Tages verlassen haben. Schnell wurde klar, dass mich eine rätselhafte Geschichte voller Mysterien erwartet. Die Erzählung springt in der Zeit hin und her, sodass ich parallel zu den Ereignissen rund um den Tod der Mutter von Félicité und ihrer Schwester auch mehr über die Geburt und das Aufwachsen der Zwillinge erfuhr. Diese Puzzlestücke fügen sich langsam zusammen, sodass sich das Bild einer komplexen Familiendynamik ergibt, in welcher es noch mehr außergewöhnliche Umstände gibt als zunächst gedacht.

Ich habe mich gerne auf diesen literarisch-magischen Roman eingelassen. Félicité und ihre Schwester sind Licht und Schatten. Während Félicité stets gefördert wurde und zahlreiche Klienten hat, für die sie Geister mit ihrem Tee zum sprechen bringt, ist ihre Schwester von Beginn an eine Ausgestoßene. Ihre Beziehung war und ist kompliziert und ich konnte gut nachvollziehen, dass Félicité auf der einen Seite die Nähe zu ihrem Zwilling sucht und zum anderen von deren Fähigkeiten abgestoßen wird. Ihre Schwester ist jedoch nicht die böse Hexe, die manch einer in ihr sehen will, sondern vielmehr ein tragischer Charakter, der stets Ablehnung erfahren hat. 

Auf ihrer gemeinsamen Reise erhalten die beiden die Chance, ihre Schwesternbeziehung neu zu definieren und gleichzeitig mehr über die Vergangenheit ihrer Mutter und deren Familie herauszufinden. Hier wartet so manche Überraschung, die oftmals nicht von dieser Welt scheint. Gelegentlich war mir die Geschichte etwas zu verworren. Insgesamt wurde mir ein ungewöhnlicher Familienroman mit fantastischen Elementen geboten, der ein Leseerlebnis der anderen Art bietet. Wer Lust hat, sich darauf einzulassen, der wird mit einer berührenden Geschichte voller Überraschungen belohnt, in der es so einiges zu erkunden und aufzudecken gibt.