Die Geschwister Basil und Layla haben ihre Kindheit in
Saudi-Arabien verbracht, dort, wo ihr früh verstorbenen Vater geboren wurde.
Die Familie wanderte dann nach Deutschland aus, der Heimat der Mutter. In ihrem
Roman „Weil wir längst woanders sind“ zeigt Rasha Khayat, wie unterschiedlich
sich die Gefühle und Einstellungen der beiden Geschwister über die weiteren
Jahren hinweg entwickelt haben. Basil, 31 Jahre alt und immer noch Student mit
Aushilfsjob, wird von der jüngeren Layla nach Saudi-Arabien eingeladen, wo sie
im Rahmen der Familie traditionell heiraten wird.
Als Leserin begleitete ich Basil auf seiner Reise und
verfolgte seine Erlebnisse und dazu seine Gedanken als Ich-Erzähler. Basil
versucht Verständnis für den Entschluss seiner freiheitsliebenden Schwester
aufzubringen, dass sie sich den vielen Regeln, denen arabischen Frauen unterliegen.
zukünftig beugen will.
Die Kindheit der Autorin ist ähnlich verlaufen wie die ihrer
Protagonisten. Ihre Geschichte ist ein Vergleich und eine Auseinandersetzung
der beiden verschiedenen Welten, die besonders gut und vor allem authentisch
durch das eigene Wissen darum gelingt. Rasha Khayat bietet ihren Figuren den
Raum, sich selbst zu verwirklichen. Sie können so leben, wie sie es aufgrund ihrer
Erfahrungen, als gut empfinden. Für mich bedeutete es, Einblicke in die ansonsten
wenig beschriebene familiäre Welt des Staats auf der Arabischen Halbinsel zu
erhalten.
In einem, dem Roman angehängten Essay der Autorin, indem sie
ihre eigenen Gefühle beim Wandeln zwischen den Welten darstellt, kommt zum
Ausdruck, dass in Deutschland häufig erwartet wird, dass Personen jenseits des von
uns gesehenen Durchschnitts, sich anpassen. Dabei wird aus dem Blick verloren, dass
dadurch die Diversität menschlichen Lebens schwindet.
„Weil wir längst woanders sind“ von Rasha Khayat ist ein
Roman, den es sich lohnt, zu lesen.